Hingeschaut

Willkommen zurück in der «Schillerstraße» – also fast

von

In der neuen RTL Impro-Show «Hotel Zuhause» lässt Ralf Schmitz die Schillerstraße wieder aufleben. Weil an seiner Seite recht unverbrauchte Gesichter agieren, macht die Sendung ab und zu Spaß.

Cast & Crew

Vor der Kamera:
Ralf Schmitz («Die Dreisten Drei») als Ralf, Frank Streffing («Happy Friday») als Ralfs bester Kumpel, Sina Maria Gerhardt («Gott sei dank...dass Sie da sind!») als Ralfs hübsche Nachbarin, Ilja Richter («Eine Prinzessin zum Verlieben») als Ralfs Vater, Anna Isabel Wolf als Ralfs beste Freundin, Michael Müller («Switch Reloaded»), außerdem Roberto Blanco als er selbst


Hinter den Kulissen:
Regie: Frank Lieberich, Creative Producer: Ralf Schmitz, Produktion: HPR Bild & Ton, Ausführender Produzent: Eyeworks Germany

Die Schillerstraße ist zurück! Zugegeben, der Name ist ein neuer, aber ansonsten erinnert die Impro-Show, die RTL diesen September zeigt, doch ziemlich genau an das, womit Sat.1 Jahre lang Erfolge feierte. Protagonist bei «Hotel Zuhause – Bitte Stören!», so der Name der neuen Show, ist mit Comedian Ralf Schmitz ein Mann, der Erfahrung aus fast 100 Episoden des offensichtlichen Vorbildes mitbringt. Primär tut Schmitz dann auch das, was er am besten kann: Über sich selbst lachen. Das Publikum aber scheint offenbar begeistert und bei realistischer Betrachtung lässt sich sagen: Wenn der Hauptdarsteller gerade nicht damit beschäftigt ist, sich selbst zu zelebrieren, dann weiß er eben doch Lacher zu produzieren. Schmitz ahnt genau, welche Knöpfe er beim Studiopublikum drücken muss. Leider schwappt diese Begeisterung nicht immer aus den Wänden der Produktionshalle hinaus in die heimischen Wohnräume.

An Schmitz' Seite findet sich ein Ensemble an Schauspielern, dessen Mischung durchaus interessant ist. Neben Anna Isabel Wolf, die Ralfs beste Freundin spielt, ist als weibliche Darstellerin noch Sina Maria Gerhardt in der Rolle als Ralfs Nachbarin dabei. Bei den Herren sind mit Frank Streffing und Ilja Richter etwas bekanntere Namen am Start. Trotzdem wirken die Gesichter unverbraucht, was der Sendung sichtlich zu Gute kommt. Dennoch: Wer Schmitz nicht mag, dem wird auch das restliche Ensemble nicht wirklich helfen. Mit ihm steht und fällt das Programm. Und ob man lustig findet, wie sich der Comedian Wurstwasser in den Rachen kippt – nun ja, auch da hat jeder seine Präferenzen. Dass es aber doch ab und zu etwas zu lachen gibt, lässt sich eben auch nicht anzweifeln.

Darstellerisch überragend ist nichtsdestominder Ilja Richter, der grandios auf die jeweiligen Situationen reagiert, starke Bezüge herstellt und einfach lustig ist. Einen Gastauftritt gibt es dann im Übrigen auch noch. Roberto Blanco taucht zum Ende der Episode auf, hinterlässt aber keinen wirklich starken Eindruck. Er wird nur einige Male als Herr Weiß bezeichnet (mäßig witzig) und gibt seinen Kassenschlager „Ein bisschen Spaß muss sein“ zum Besten (mäßig relevant).

Besonders auffällig bei dem Format ist ferner die enorm wirkende Kulisse, die der Produktion gegönnt wurde. Anders als bei der «Schillerstraße» ist es hier tatsächlich ein ganzes Haus, das aufgeboten wurde. Allein deshalb wirkt die Show schon verhältnismäßig hochwertig, auch weil zu Beginn nicht die gesamte Kulisse zum Einsatz kommt. Das ist insofern positiv, als das Format sich damit noch Möglichkeiten offen lässt. Ein weiterer Unterschied zur «Schillerstraße» ist weniger offensichtlich: Zwar gibt es wie auch bei der ehemaligen Sat.1-Sendung einen Regisseur (den Part übernimmt der von «Switch Reloaded» bekannte Michael Müller, der unauffällig bleibt). Dessen Ansagen wirken jedoch wesentlich weniger störend als beim Vorbild, denn die Szenen werden nicht übermäßig durch eine akustische Unterbrechung geteilt und der Spielfluss bleibt bestehen – ein Kniff, mit dem die «Schillerstraße» gelegentlich ihre Probleme hatte.

Das eigentliche Grundkonzept der Story ist ebenso fix erklärt, wie wenig bedeutsam. Weil seine Tante kürzlich gestorben ist, hat Ralf deren Haus geerbt – und die dazugehörigen finanziellen Belastungen gleich mit. Um Geld zu verdienen, hat Ralf jedoch eine Idee: Warum soll er das Haus nicht zum Hotel umfunktionieren. So wird das namensgebende „Hotel Zuhause“ geboren. In der Pilotfolge gibt es dann natürlich einiges zu tun, damit das Hotel rechtzeitig zur Eröffnung fertig wird. Dass die Leitfäden der Handlung so nur relativ grob vorgegeben sind, ist logisch und sinnvoll. In den direkten Handlungsanweisungen ist aber meist zu wenig enthalten, um die Geschichte wirklich voranzutreiben. In Folge eins ist das noch nicht weiter schlimm, mit der Zeit sollte es aber besser werden. Insgesamt wirkt es so, als dass die Nettolaufzeit von gut 50 Minuten einfach zu großzügig bemessen wurde.

Die Show als solche ist Unterhaltung ohne große Message. Nicht nur aufgrund dieser Tatsache wird die erste Sendung ein Festival der Belanglosigkeiten. Das darf ein Unterhaltungsformat ohne Zweifel sein, nur könnte man eben auch relativ simpel Anspruch zeigen. Je nachdem welche Darsteller man nun aufbietet, mag das in kommenden Folgen aber durchaus noch passieren.

Der Eindruck, den die Meisten schon eingangs gehabt haben dürften, bestätigt sich so: Es hatte durchaus seine Gründe, warum die «Schillerstraße» ihre Zuschauer irgendwann nicht mehr erreicht hat. Wirklich vermisst haben dürfte das Format kaum jemand. Da der eine oder andere Witz gelingt und es durchaus unterhaltsame Momente gibt, ist es schon in Ordnung die Sendung auf die Schirme zu lassen. Wie sich «Hotel Zuhause» mit weiteren Charakteren und neuen Handlungsfäden entwickelt, mag für so manchen durchaus interessant sein. Wenn man aber schon nach Folge eins wieder abschalten will, so ist das ebenso zu verzeihen. Den Talk of the Town verpasst der Zuschauer jedenfalls nicht.

4 Folgen «Hotel Zuhause – Bitte Stören!» sind ab 5. September immer freitags um 21.15 Uhr bei RTL zu sehen.

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