Cast & Crew
Vor der Kamera:Senta Berger als Eva Prohacek
Rudolf Krause als André Langner
Gerd Anthoff als Klaus Reiter
Ursula Strauss als Petra Molnar
Rafael Gareisen als Martin Molnar
Philipp Franck als David Molnar
Philippe Graber als Jörg Wegner
Hinter der Kamera:
Produktion: Eikon Media GmbH
Drehbuch: Florian Iwersen und Stefan Holtz
Regie: Martin Weinhart
Kamera: Jo Heim
Unterdessen ist der Fall bereits zu einem riesigen Medienskandal geworden – was Prohaceks Dienstvorgesetzter Klaus Reiter selbstredend gerade gar nicht gebrauchen kann. Schließlich steht sein Name auf der Shortlist für den nächsten Münchner Polizeipräsidenten. Reiters Devise: Nichts versauen, unauffällig bleiben, Dienst nach Vorschrift und bei der wichtigen Landtagsabgeordneten einschleimen. Am Schluss will er dann doch einen kleinen Rest Würde behalten und bläst der zünftigen Polit-Stammtischrunde einmal tüchtig den Marsch – womit er die Lächerlichkeit des bayerischen Politklüngels endgültig offenbart.
Eine hübsche kleine Randnotiz, wie die meisten Reiter-Plots. Aber weg vom Comic Relief und zurück zum harten Tobak: Im Rahmen der Internen Ermittlung offenbart sich das völlige Versagen des Jugendamtes. Dieses hatte die Familie Molnar bereits seit Jahren auf dem Schirm, da die alleinerziehende Mutter an schweren Schwangerschaftsdepressionen gelitten hatte. Das Szenario eines erweiterten Selbstmordes ist jetzt erst recht nicht mehr auszuschließen. Aber Schlamperei und Inkompetenz hatten ein sinnvolles Eingreifen des Jugendamtes unmöglich gemacht, was den Anstaltsleiter nun dazu veranlasst, reihenweise Akten verschwinden zu lassen, die die Unfähigkeit seiner Behörde dokumentieren. Als Prohacek ihn mit seinem Versagen konfrontiert, sondert er allerhand Alimentierungs-Blabla von sich ab, vermengt mit einigem Lamentieren über den großen Druck, der auf seinen Schultern lastet. Senta Bergers Prohacek bleibt cool – selbst in einem solchen Fall, der einem einiges an emotionalem Stehvermögen abverlangt.
Es bedarf eines großen schauspielerischen Feingefühls, um diese Eva Prohacek professionell-distanziert und doch warm und empathisch darstellen zu können, was Senta Berger in „Mutterseelenallein“ erneut wunderbar gelingt. Es ist schon viel geschrieben worden über ihre großartige Darstellung dieser Rolle, über die feinen Zwischentöne, die sie findet, über den großen Facettenreichtum, den sie dieser Figur zukommen lässt. All das sieht man in der neuen Folge von «Unter Verdacht» besonders gut, eben weil der Stoff ihre Rolle wie die Zuschauer emotional so stark fordert. Woran sich zahlreiche anderen Reihen erfolglos abmühen, gelingt «Unter Verdacht» scheinbar mühelos: Eine emotional stark erzählte Geschichte ohne intellektuelle Abstriche, ohne Plattitüden.
- © ZDF/Erika Hauri1 / 2
In der 22. Folge bei «Unter Verdacht» dreht sich alles um den Tod des neunjährigen Davids.
«Unter Verdacht: Mutterseelenallein»
Ein fragiler Familienbund, der nun völlig in sich zusammenfällt: Das ist ein beliebtes Motiv im öffentlich-rechtlichen Betroffenheitsfernsehen und so auch beim ZDF, ob mit geringer Fallhöhe und umso mehr Kitsch wie sonntags beim Herzkino oder mit der Ambition, lebensnah und psychologisch vielschichtig zu erzählen wie montags (was jedoch zu häufig beim Versuch bleibt). Diesen Samstag gelingt eine solche Geschichte im ZDF, ohne aufgesetzten Pathos, der das Fehlen emotionaler Tiefe kaschieren müsste, ohne Phrasen, ohne billige Effekthascherei. Dafür mit einem starken Spannungsbogen, mit einer authentischen unprätentiösen Geschichte – und einer erneut hervorragenden Senta Berger in einer der intelligentesten Ermittlerrollen im deutschen Fernsehen.
Das ZDF zeigt «Unter Verdacht – Mutterseelenallein» am Samstag, den 6. September um 20.15 Uhr.