Sonntag: «Liebe»
Anne und ihr Mann Georges (Jean-Louis Trintignant), beide über 80, leben seit Jahrzehnten in einer Pariser Altbauwohnung, die wie sie selbst Patina angesetzt hat. Am Morgen nach einem Konzertbesuch, bei dem die frühere Klavierlehrerin ihrem berühmt gewordenen Schüler Alexandre lauschte, fällt Anne vorübergehend in eine merkwürdige Starre. Nach einem Schlaganfall und einer fehlgeschlagenen Operation ist sie halbseitig gelähmt und sitzt im Rollstuhl. Georges, selbst schon ziemlich gebrechlich, wäscht seiner Frau die Haare, bringt sie zur Toilette und führt auch die Krankengymnastik selbst durch. Ihre Tochter Eva fordert mehr "professionelle Hilfe", doch George hat Anne fest versprochen, dass er ihr Krankenhaus und Pflegeheim erspart. Nach seiner Rückkehr von einer Beerdigung kauert sie vor einem geöffneten Fenster im Flur - wollte sie sich das Leben nehmen? Eines Morgens ist ihr Bett nass, die Inkontinenz ist Folge eines zweiten Schlaganfalls, der ihr die Sprache geraubt hat. Anne wird störrisch, will nicht mehr gefüttert werden und wiederholt stundenlang nur noch ein einziges Wort: "Hilfe". Das habe nichts zu bedeuten, meint die Krankenschwester, doch Georges beginnt zu verstehen, dass der Hilferuf seiner Frau sehr wohl eine Bedeutung hat. Sie braucht ihn jetzt dringender als je zuvor.
Warum es sich lohnt:
Das Kammerspiel von Haneke ist berührend und fesselnd. Es beleuchtet das Alter von einer Seite, die man so nicht wahrhaben möchte. Mit leisen Tönen erzählt Haneke die Geschichte von Anne und Georges. Der Film ist mehrfach preisgekrönt. Besonders sticht hier der Oscar für den besten fremdsprachigen Film heraus, aber auch einen César, einen Golden Globe und den Critics‘ Choice Film Award. Zudem sind die schauspielerisch herausragenden Leistungen von Jean-Louie Trintignant und Emmanuelle Riva hervorzuheben.
Das Erste zeigt «Liebe» am 21.September ab 21.45 Uhr.
Samstag: «Wer küsst schon einen Leguan»
Tobias Baumann ist 13 Jahre alt, geht in die 6. Klasse und wurde bisher vom Leben alles andere als verwöhnt. Aufgewachsen bei seiner völlig überforderten Mutter und in schwierigen sozialen Verhältnissen, hat Tobias früh lernen müssen, alleine zurechtzukommen. Wer sein Vater ist, weiß der Junge nicht, und obwohl Tobias oft einsam ist und sich die Geborgenheit einer richtigen Familie wünscht, würde er das niemals offen zugeben. Er lebt nach dem Motto: Was mir das Leben nicht freiwillig gibt, das nehme ich mir eben! Ähnlich verhält es sich mit Max Feldkamp (34), nur wohnt der zumeist auf der Sonnenseite des Lebens. Jung, dynamisch, erfolgreich und frisch von seiner Freundin getrennt (die wollte doch tatsächlich heiraten und Kinder von ihm!) ist Max nun wieder glücklicher Single. Er arbeitet als Chefautor der Daily Soap "Mitten ins Leben" und lebt ganz so wie er seine Geschichten schreibt: Den Inhalt bestimmt er gerne allein, was ihm nicht gefällt oder was beim Publikum nicht ankommt, wird wieder rausgeschrieben, und auf jedes abgeschlossene Kapitel folgt eben automatisch ein neues. Dann kreuzen sich die Wege von Tobias und Max und jeder glaubt, dass er die folgenden turbulent-chaotischen Verwicklungen und Ereignisse unter Kontrolle hat. Aber tatsächlich hat längst das echte Leben, manche nennen es auch Schicksal, die Regie übernommen! Und dieses Schicksal hat es sich nun einmal partout vorgenommen, Tobias' und Max' Lebenswege für immer miteinander zu verbinden.
Warum es sich lohnt:
Der Film zeigt das Leben des Jungen Tobias in zerrütteten Familienverhältnissen. Mit diesem Thema greift der Film eine Thematik auf, die besonders derzeit viele Kinder betrifft. Ein Film für Kinder, der aber genauso gut bei Erwachsenen sein Ziel erreicht. Beim 8. Internationalen Kinderfilmfestival "Schlingel" gewann "Wer küsst schon einen Leguan" den Europäischen Kinderfilmpreis und den Publikumspreis. 2004 war der Film für den Adolf Grimme Preis nominiert. 2005 wurde der Film in der Kategorie "Bester Kinderfilm" beim Kinder-Film- und Fernsehfestival "Goldener Spatz" ausgezeichnet.
KIKA zeigt «Wer küsst schon einen Leguan» am 20.September ab 15.00 Uhr.
Freitag: «Für Elise»
Elise ist 15 und lebt nach dem tödlichen Unfall ihres Vaters mit ihrer Mutter Betty in einer trostlosen Plattenbausiedlung in Jena. Betty ist Alkoholikerin, bezahlt die häuslichen Rechnungen nicht und kommt fast jede Nacht betrunken aus der Disco nach Hause. Seit dem Tod ihres Mannes hat sie viele Männer kennengelernt, die sie aber schnell wieder verließen. Im Zuge der unglücklichen Beziehungen und ihrer schlechten finanziellen Lage wurde sie alkoholabhängig. Wenn Betty wieder einmal morgens um drei Uhr sturztrunken nach Hause kommt, lässt sie sich neben der Tochter ins Bett fallen und schließt das Kind in die Arme. Denn auch wenn sie sich der mütterlichen Verantwortung entzieht, mit der Miete hoffnungslos im Rückstand ist und für jeden Elternabend eine andere Ausrede bereithält, liebt sie ihre Tochter voller Zärtlichkeit. Elise dagegen kann das Leben an der Seite ihrer Mutter kaum ertragen. Das nächtliche Alleinsein, die Versöhnungsrituale am Morgen, die Saufgelage, die Betty mit ihren Freunden in der Wohnung veranstaltet, während Elise versucht, für die Mathematik-Arbeit zu lernen. Manchmal packt Elise die Wut und dann wirft sie die Bierflaschen vom Balkon und die Partygäste aus der Wohnung. Als Betty Ludwig trifft, einen geschiedenen Mann, scheint sich das Blatt zu wenden. Ludwig ist Redakteur, lebt in einer schicken Altbauwohnung und hat zwei Kinder, die bei ihm leben, bis die Sorgerechtsfrage geklärt ist. Widerwillig begleitet Elise Betty zu Ludwig, der sofort von ihr fasziniert ist, und sich nun mehr für die Tochter als für die Mutter zu interessieren scheint. Und auch Elises strengem Urteil hält der alleinerziehende Vater stand. Betty setzt alle Hoffnungen auf Ludwig und klammert sich an ihn, als sei er ihre letzte Rettung. Als Elise sich auch in Ludwig verliebt, nimmt das Drama seinen Lauf...
Warum es sich lohnt:
Der Film «Für Elise» ist ein berührendes Drama mit bekannten Nachwuchstalenten, wie beispielsweise Jasna Fritzi Bauer. Es ist unauffällig inszeniert, aber zeigt trotzdem starke Spannungen. Die Rolle der Elise wird von Bauer sehr gut in Szene gesetzt, die Gefühle kommen beim Publikum an. Die musikalische Untermalung ist zudem sehr gut gelungen.
arte zeigt «Für Elise» am 19. September ab 20.15 Uhr.