Filmfacts «Who Am I»
- Kinostart: 25. September 2014
- Genre: Thriller
- FSK: 12
- Laufzeit: 103 Min.
- Regie: Baran bo Odar
- Drehbuch: Baran bo Odar, Jantje Friese
- Darsteller: Tom Schilling, Elyas M’Barek, Hannah Herzsprung, Wotan Wilke Möhring, Antoine Monot, Jr., Trine Dyrholm
- OT: Who Am I (D 2014)
Während die Beschaffung oder Manipulation digitaler Daten mittlerweile in gefühlt jeden zweiten Hollywood-Film in variierenden Ausmaßen Einzug findet, erscheint mit «Who Am I» nun eine deutsche Produktion, die auch mal wieder eine bunt zusammengewürfelte Hacker-Truppe in den alleinigen Mittelpunkt einer Filmhandlung stellt. Die allzu deutliche Orientierung an US-Vorbildern ist dabei nicht zu übersehen und bremst das ansonsten Spannung groß schreibende Werk hin und wieder aus.
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Max erkennt schnell Benjamins Potential, nimmt ihn unter seine Fittiche und stellt ihn seinen beiden Hacker-Freunden Stephan (Wotan Wilke Möhring) und Paul (Antoine Monot, Jr.) vor. Gemeinsam gründen die Vier schließlich die Hacker-Gruppe CLAY, die mit mehreren groß angelegten Cyber-Streichen bald zu einem äußerst beliebten Internet-Phänomen wird. Da sie in Hackerkreisen mit ihren Aktionen jedoch nicht für sehr voll genommen werden, entschließt sich Benjamin zu einem riskanten Schritt, der nicht nur die Europol-Ermittlerin Hanne Lindberg (Trine Dyrholm), sondern auch die skrupellose Mafia auf den Plan ruft und so aus dem anfänglichen Spaß plötzlich tödlichen Ernst werden lässt.
Schon mit ihrer narrativen Präsentation jener Handlung machen «Das letzte Schweigen»-Regisseur Boran bo Odar und seine Co-Drehbuchautorin Jantje Friese wenig Hehl aus ihren vornehmlich aus Übersee stammenden Inspirationsquellen. In einem unterkühlten Verhörzimmer stellt sich der sichtlich geschundene Benjamin der ermittelnden Europol-Agentin und rekapituliert für sie (und den Zuschauer) noch einmal die jüngsten Ereignisse aus seiner ganz persönlichen Sicht. Mit flottem Tempo wird das Geschehen in stylischen Bildern transportiert, die unter anderem von Elektro-Beats des deutschen DJs Boys Noize unterlegt sind, welche mehr als einmal und wohl nicht von ungefähr frappierend an Daft Punks großartigen «Tron: Legacy»-Soundtrack erinnern.
- © 2014 Sony Pictures Releasing GmbH
Die Mitglieder der Hackerbande CLAY (steht für: Clowns Laughing At You) tragen Masken und wollen mit Spaß-Aktionen die Aufmerksamkeit der Netzgemeinde auf sich ziehen.
Auch wenn gerade Benjamins Off-Kommentare bisweilen recht gestelzt ausfallen, ist es nicht zuletzt dem routinierten Tom Schilling geschuldet, dass man seiner Figur an den Lippen hängt. Benjamin weist ohnehin noch das vergleichsweise tiefste Charakterprofil auf, wohingegen insbesondere die Zeichnung von Wotan Wilke Möhrings Stephan und Antoine Monot, Jr.s Paul lediglich in Form einer kurzen Vorstellung der nötigsten Eigenschaften durch den Erzähler eher lieblos abgehandelt wird. Obwohl im Zuge dessen auch die tatsächliche Bedeutung der einzelnen Mitglieder für die durchgeführten Coups selten wirklich klar wird, stimmt dank des Charmes der vier Hauptdarsteller zumindest die Dynamik ihrer Figuren untereinander.
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Innovative eigene Ideen bleiben währenddessen allerdings eher auf der Strecke. Bei der omnipräsenten Abarbeitung an bereits bestehenden Werken, verbaut Odar «Who Am I» ein Stück weit die Chance zur Entwicklung einer eigenständigen Identität. Zumindest zwei einfallsreiche Lichtblicke hat der Thriller aber nichtsdestotrotz zu bieten. Da wären zunächst einmal mehrere zentrale, an dieser Stelle jedoch nicht näher ausgeführte Wendungen, die für sich genommen zwar ebenfalls nicht mehr taufrisch sind, in ihrer verspielten Aufbereitung und Verknüpfung aber durchaus für die eine oder andere Überraschung gut sind.
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Fazit: Gut kopiert ist noch immer besser als schlecht selbst kreiert. Baran bo Odar wandelt mit «Who Am I» inhaltlich und inszenatorisch auf den Spuren Hollywoods, lässt dabei allerdings insgesamt ein wenig die Originalität vermissen, die er mit einzelnen Szenen durchaus an den Tag zu legen weiß. Dennoch ist sein stylisch bebilderter Hacker-Thriller über weite Strecken packendes, mehrere Haken schlagendes Spannungskino mit einer gut aufgelegten Star-Besetzung.
«Who Am I - Kein System ist sicher» ist ab dem 25. September in den deutschen Kinos zu sehen.
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Wie hieß das Langfilm-Debüt von «Who Am I»-Regisseur Baran bo Odar?
Tipp: Der Titel findet sich auch in der obigen Filmkritik.
Teilnahmeschluss ist am 5. Oktober 2014 um 23:59 Uhr. Viel Glück!
Weitere Informationen zu den Teilnahmebedingungen findet ihr unter http://tinyurl.com/QuotenmeterGewinn.