«Reich und schön»

«Reich und Schön» – was klingt wie eine weitere Doku-Soap über gut betuchte Lebemänner, ist in Wahrheit eines der langlebigsten Fernsehformate unserer Zeit. Denn schon seit 1987 läuft die Daily Soap bei CBS und dreht sich um das erfolgreiche Modeunternehmen „Forrester Creations“. In den ersten Jahren sprangen für CBS in den USA nur mittelmäßige Zahlen für die Nachmittagsausstrahlungen heraus, das Format stellte sogar die unbeliebteste Soap bei CBS dar. Nur durch ein Serien-Crossover mit der CBS-Soap «Schatten der Leidenschaft» gelangte «Reich und Schön» zu mehr Aufmerksamkeit und gesteigerten Sehbeteiligungen. In den späteren 90er Jahren kennzeichnete das Format die zweitmeistgesehene Daily Soap in den Staaten und auch heutzutage zeigt sich die Sendung stabil.

In Deutschland hat «Reich und Schön» eine ähnlich lange Geschichte und tatsächlich übertrug der aktuell ausstrahlende Sender Tele 5 das Format zuerst im deutschen Fernsehen, damals noch unter dem Namen «Fashion Affairs», ab April 1988. Ab dem 2. Mai 1989 zeigte auch RTL plus die Serie, noch bevor sich Tele 5 im Herbst 1990 wieder von ihr verabschiedete. Tolle Marktanteile erzielte die Seifenoper bei RTL noch bis ins Jahr 2000 hinein, ehe der Kölner Sender ihr andere Formate vorzog. Nicht einmal zwei Jahre mussten Fans der Serie warten bis das ZDF mit «Reich und schön» vorliebnahm. Nach dem gescheiterten Versuch die Serie um die Familie Forrester im Nachmittagsprogramm zu etablieren, entwickelte sich die einzige US-Soap im deutschen TV-Programm zum Marktführer am Vormittag. Die Ausstrahlungen im ZDF gingen fast bis zur 6000. Episode, am 4. Juni 2011 war dann jedoch auch Schluss im Zweiten, noch bis Dezember liefen Wiederholungen auf ZDFneo. Die Odyssee von «Reich und Schön» im deutschen Fernsehen ging schließlich am 1. September 2012 weiter, als Tele 5 wieder die Soap ins Programm aufnahm. Ab Folge 5.000 begann der Privatsender. Aktuell sendet Tele 5 drei Folgen am Stück. Ab April drehte der Sender jedoch die Uhr des Formats zurück auf Episode 4.500 und kündigte an die Serie noch mindestens bis Ausgabe 5.992 zu zeigen. Rechtfertigen die Quoten diese Entscheidung?

Warum Tele 5 «Reich und schön» ein derart hohes Vertrauen aussprach, bleibt zunächst im Unklaren. Drei Episoden am Stück zeigt der Münchner Sender werktags zwischen 13.45 und 15.00 Uhr und damit in einem Programmumfeld, in dem «The Big Bang Theory», «Auf Streife» oder «Verdachtsfälle» bei den großen Sendern laufen. Gegen diese Konkurrenz blieb für die Daily Soap nicht viel vom Quotenkuchen übrig, zwischen dem 1. und 4. Juli standen beispielsweise im Schnitt nur 0,3 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen zu Buche, die Sendernorm in dieser Altersgruppe liegt sonst bei 1,0 Prozent. Am besten lief es in besagter Woche am Donnerstag, dem 3. Juli, als eine Episode insgesamt 40.000 Zuschauer und damit 0,5 Prozent des jungen Publikums anzog. Dieser Wert sollte auch von den nächsten zehn Ausstrahlungstage nicht mehr erreicht werden. Stattdessen gab «Reich und Schön» bei den Jüngeren weiter ab. Zwischen dem 7. und 11. Juli generierten fünf Ausgaben sogar einen nicht messbaren Marktanteil bei den Werberelevanten. In diesen ersten zwei Juli-Wochen hielt sich die Seifenoper beim Gesamtpublikum und damit auch bei den älteren Zuschauern, die wohl eher die Zielgruppe dieses Formats sind, auf der Höhe von etwa 0,3 Prozent.

Mitte Juli zogen die Marktanteile wieder leicht an, befanden sich aber immer noch in einem höchst unzufriedenstellenden Bereich. So belief sich der Quoten-Schnitt in der dritten Juli-Woche auf 0,4 Prozent bei allen und 0,3 Prozent beim umworbenen Publikum. Deutliche Ausreißer nach oben wurden auch hier nicht gemessen, 0,5 Prozent in beiden wichtigen Altersgruppen waren auch zu dieser Zeit erstmal das höchste der Gefühle. Zumindest am Freitag, dem 18. Juli schalteten erstmals seit Anfang Juli 50.000 Zuschauer am Nachmittag zu Tele 5. Katastrophal liefen die Ausstrahlungen zwischen dem 21. und 25. Juli, als bei den Jungen gleich zwölf Mal nicht messbare Werte feststanden, bevor sich die CBS-Serie in den letzten Juli-Tagen wieder auf das Niveau von zwei Wochen zuvor verbesserte. Von dort an sollte es allerdings bis September nur noch bergab gehen. Enttäuschende 0,1 Prozent erzielte «Reich und schön» bei den für die Werbewirtschaft wichtigen Zuschauern auch zwischen dem 4. und 8. August, ehe die langlebige Serie sich in der Woche darauf auf 0,2 Prozent steigerte, während von allen Zuschauern jeweils etwa 0,4 Prozent einschalteten. Zumindest stand in dieser Woche bei den sonst so konstant schwachen Quoten im Zuge der «Reich und Schön»-Ausstrahlungen bezüglich des Gesamtpublikums ein neuer Bestwert zu Buche, als am 13. August 0,6 Prozent mit von der Partie waren.

Diesen Marktanteil verzeichnete die Soap zwischen dem 18. und 22. August weitere zwei Male, dennoch steigerte die traditionsreiche Serie ihren Mittelwert in dieser Woche nicht und verharrte bei 0,4 Prozent. Höchst wechselhafte Zahlen lieferte das Format dafür in der Zielgruppe. Am Mittwoch und Donnerstag waren zwar alle Marktanteile in der jungen Altersgruppe nicht messbar, dafür verzeichnete «Reich und schön» am Dienstag zwei Mal 0,8 Prozent und zwei Mal 0,6 Prozent im Zuge weiterer Ausstrahlungen am Wochenanfang. Bis Anfang September hielt die Soap den Schnitt von 0,4 Prozent bei allen Zuschauern, unterdessen rissen die Quoten beim werberelevanten Publikum des Öfteren aus. An den Werktagen zwischen dem 8. und 12. September bewirkte die Nachmittagsserie erstmals einen Gesamtmarktanteil von insgesamt 0,8 Prozent im beobachteten Zeitraum, als sich auch zum ersten Mal rund 70.000 Zuseher für die Tele 5-Sendung entschieden. So kletterte der Wochenschnitt immerhin auf 0,5 Prozent, während 0,3 Prozent das Mittel bei den Jüngeren darstellte.

Die Quoten lassen erst einmal nicht darauf schließen, dass «Reich und schön» bei Tele 5 ein großes Ansehen genießt, dennoch verkündeten die Verantwortlichen einen mittelfristigen Fortbestand der Soap. Normalerweise stehen beim Privatsender Gesamtmarktanteile von etwa 0,9 Prozent zu Buche, «Reich und schön» kam zwischen Anfang Juli und Mitte September jedoch nur auf durchschnittliche 0,4 Prozent. Noch weniger Erfolg hatte «Reich und schön» beim jungen Publikum vorzuweisen, aus dem rund 0,2 Prozent das Format verfolgten. Die durchschnittliche Reichweite lag bei rund 30.000 Menschen, von denen etwa 10.000 Zuschauer zwischen 14 und 49 Jahre alt waren.