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„So, für alle Zuschauer, das war’s!“ - «Beckmann» nimmt Abschied

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Nach 15 Jahren, 624 Folgen, knapp 2.000 Gästen und geschätzten 200.000 Fragen beendet der ARD-Talkmaster die nach ihm benannte Sendung.

Nach mehr als 15 Jahren verabschiedet sich der Talk von der großen Bühne. «Beckmann» wird eingestellt und verzichtet zum Abschluss auf die große Gala und Rückblicke auf die vergangenen Jahre. Zum Abschluss lud sich Reinhold Beckmann einen syrischen Flüchtling, die SPD-Innenministerin Baden-Württembergs, einen Vertreter von ProAsyl, eine Psychologin sowie einen Journalisten der Süddeutschen Zeitung ein, um mit ihnen die Frage: „Menschen auf der Flucht – letzte Rettung Europa?“ zu diskutieren. Dies geschah in gewohnt sachlicher und konstruktiver Manier, ohne einen wehmütigen Eindruck, aufgrund des bevorstehenden Abschieds, zu hinterlassen. Allerdings gab die letzte Ausgabe wenig Konfliktpotenzial her, da die Gäste alle die gleiche Gesinnung vertraten und sich grundsätzlich einig waren.

Zu seinen rund 2.000 Gästen in 15 Jahren gehört allerlei Prominenz, so zum Beispiel Angela Merkel, Altkanzler Helmut Schmidt, Boris Becker, Heidi Klum, Rudi Carrell, Stephen Hawking, der Dalai Lama und noch viele mehr. Beckmann ist es dabei immer wieder gelungen, dass seine Gäste ihm ihre Geschichten anvertrauten, so berichtete einst Murat Kurnaz von seiner Vergangenheit in Guantanamo oder Natascha Kampusch über ihre Gefangenschaft im Keller. Einen echten Fehltritt erlaubte sich der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder im November 2004, als er Wladimir Putin als einen „lupenreinen Demokraten“ bezeichnete.

Das Ende von «Beckmann» kündigte sich bereits vor rund 16 Monaten an, als Beckmann bekannt gab, sich aus dem Talkgenre im Ersten zurückziehen zu wollen. Nachdem neben Sandra Maischberger, Anne Will, Frank Plasberg und Beckmann selbst auch noch Günther Jauch zur Riege der Talkmaster stieß, wurde es allmählich voll. Viele Diskussionen, zum Großteil öffentlich, über die Talkshowpolitik im Ersten fanden statt. Beckmann prägte damals den Satz, dass ihn „das endlose Gequatsche über zu viel Gequatsche“ nerve.

Vor einigen Tagen fragte ihn die Süddeutsche Zeitung, ob er traurig über den Abschied sei. Doch für Beckmann liege die große Trauer bereits lange zurück: „Irgendwann hatte ich die endlose Debatte über die Talkshow-Flut satt." Außerdem betonte er: „Ich verschwinde ja nicht aus dem Fernsehen.“ Aus den knapp 2.000 Talkgästen stach neben der bereits genannten Prominenz einer besonders hervor: der kürzlich verstorbene Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Frank Schirrmacher. „Schirrmacher war herrlich, weil er sich gar nicht an die Rhythmik eines Fernsehabends hielt und auch mal richtig poltern konnte“, so Beckmann über seinen häufigsten Gast.

Seit 1999 veränderte sich «Beckmann» immer wieder, vom Boulevard-Talk mit nur einem Gast am Montagabend bis hin zur fast einheitlichen Gruppendiskussion, die ziemlich alle Talkshows bieten, am Donnerstagabend. Doch in den vergangenen, knapp 16 Monaten wurde eines deutlich, mit dem Wegfall des Quotendrucks kam die Freude am Talk zurück. „Die letzten 16 Monate hatten wir deshalb vielleicht sogar mehr inhaltliche Freiheiten als früher. Wir haben Sendungen ganz bewusst nicht mehr nach populären Gesichtern besetzt, sondern nach Inhalt“, so der Gastgeber im Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Beckmann selbst wurde in den Augen vieler Zuschauer besser, die Sendung «Beckmann» hingegen nicht. Denn «Beckmann» überschritt in den vergangenen 16 Monaten nur einmal den Senderschnitt des Ersten: Am 15. August 2013 war Gustl Mollath zu Gast und schilderte seine Geschichte, in der er zu Unrecht in die Psychiatrie eingewiesen wurde. Im Zusammenhang mit den zahlreichen, immer ähnlicher werdenden, Talkformaten im Ersten und im ZDF, möchte der bekannte Moderator allerdings keine Ratschläge geben. Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung verriet er allerdings sein Geheimnis, um ein guter Gastgeber einer Talkshow zu sein: „Indem man sich nicht mit der ersten Antwort zufrieden gibt. Die erste Antwort ist meistens eine Flucht.“

Reinhold Beckmann beendete so am 25. September 2014 seine Zeit als Talker mit den Worten: „So, für alle Zuschauer, das war’s! Nach 15 Jahren und vielen, vielen Sendungen möchte ich mich heute hier zum letzten Mal von diesem Tisch verabschieden. Ich sage nicht ohne Wehmut, zugegeben, kein leichter Moment für mich. Ich bedanke mich sehr für Ihre Interessen, für Ihre Kritik, für Ihre Unterstützung, es war eine wunderschöne Zeit. Ich habe eine Menge dazugelernt, muss ich auch sagen. Ich werde sie in Erinnerung behalten, die intensiven Gespräche die hier stattgefunden haben, auch die bewegenden Augenblicke, die leisen und manchmal waren ja auch ein paar laute Wahrheiten dabei, die ausgesprochen werden mussten und manchmal auch die etwas späten Einsichten, auch bei mir selbst. Danke meiner wunderbaren Redaktion, Danke dem NDR von dieser Stelle und ein besonderes Dankeschön natürlich all meinen Gästen für Offenheit, für Mut, für Streitlust die hier stattgefunden hat und manchmal gab es ja auch ein paar ganz schräge Momente hier in diesem Studio, wenn ich mich daran zurück erinnere als wir noch den kleinen Tisch hatten. Also wenn Sie mögen, sehen wir uns demnächst wieder, an anderer Stelle, dann gibt es ein ganz neues Format. Wird ein bisschen dauern, Anfang nächsten Jahres. Machen Sie es gut und herzlichen Dank.“

Beckmann soll 2015 in der Montags-Primetime in neuen Reportagen zu sehen sein - und dann Lead-In werden für einen anderen Talk des Ersten: Frank Plasbergs «Hart aber fair».


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