Filmfacts: «Dracula Untold»
- Kinostart: 02. Oktober 2014
- Genre: Fantasy/Action
- FSK: 12
- Laufzeit: 92 Min.
- Kamera: John Schwartzman
- Musik: Ramin Djawadi
- Buch: Matt Sazama, Burk Sharpless
- Regie: Gary Shore
- Darsteller: Luke Evans, Dominic Cooper, Sarah Gadon, Art Parkinson, Charles Dance, Paul Kaye, William Houston
- OT: Dracula Untold (USA 2014)
Seit jeher sind die dunklen Fragen um Dracula, eine der mysteriösesten Legenden der Geschichte, unbeantwortet. «Dracula Untold» stößt jenseits der von Bram Stoker aufgezeichneten Sage zu den historischen Ursprüngen des berüchtigten rumänischen Prinzen Vlad III. Drăculea vor und erzählt nun endlich die Lebensgeschichte des blutrünstigen Herrschers von Transsylvanien, der im 15. Jahrhundert den anstürmenden Osmanen im Fürstentum Walachei erbitterten Widerstand leistete. Das epochale Abenteuer, enthüllt eine völlig unbekannte Seite des legendären Vampirs, die in uns allen die Frage aufkommen lässt, wie weit für für den Schutz unserer Liebsten gehen würden...
Der im späten 19. Jahrhundert von Bram Stoker verfasste Roman „Dracula“, gehört seit jeher zu den meistadaptieren Büchern der Filmgeschichte. Schon Friedrich Wilhelm Murnaus Kultfilm «Nosferatu – Eine Sinfonie des Grauens» stellte eine nicht autorisierte Variation des Dracula-Mythos dar, der Ende der Siebzigerjahre von Werner Herzog gar einem Remake unterzogen wurde. Zu den bekanntesten und beliebtesten Dracula-Verfilmungen gehört derweil vor allem Francis Ford Coppolas - der sich sehr penibel an der Buchvorlage orientierende Horrorfilm «Bram Stoker’s Dracula» von 1992 sowie Mel Brooks‘ Persiflage desselben Streifens «Dracula – Tot aber glücklich». Doch gerade abseits des Mainstream-Kinos und im US-Fernsehen wurde immer wieder auf das Entertaining-Potenzial der Vampirlegende zurückgegriffen. Auch ein Blick auf das brandaktuelle Fernsehprogramm bestätigt diesen Trend. Ende 2013 startete NBC die Serie «Dracula» mit Jonathan Rhys Meyers in der Hauptrolle, die im Oktober auch hierzulande, dann auf dem Privatsender VOX, zu sehen sein wird. Insgesamt gehen über 50 Film- und Serienadaptionen auf das Konto des der Legende nach in Siebenbürgen ansässigen Grafen mit den scharfen Eckzähnen. Ob mystisch-romantische Schauergestalt oder gefährliches Monster: Eines war der Obervampir bislang noch nicht: Ein Actionheld. Zu dem macht ihn jetzt Gary Shore in «Dracula Untold» und behandelt darin vor allem, wie es der Filmtitel schon besagt, die bislang unausgesprochene Entwicklungsgeschichte der sagenumwobenen Figur.
In die Hauptrolle des frustrierten Grafen schlüpft mit Luke Evans ein sich visuell hervorragend in die triste und doch so elegante Kulisse fügender Darsteller, der schon so unterschiedliche Produktionen wie «Fast & Furious 6» und «Der Hobbit: Smaugs Einöde» mit seiner Anwesenheit beglückte. Muskelbepackt mit schwarzer, halblanger Mähne und Dreitagebart gibt Evans einen glaubhaften Dracula, der ebenso attraktiv wie respekteinflößend daherkommt und nur manchmal ein bisschen zu sexy in die Kamera schaut. Die Figur des Vampiroberhaupts steht ihm vor allem deshalb gut zu Gesicht, da der in South Wales geborene Mime nicht den US-typischen Durchschnittslook besitzt, sondern kühn und nordisch daherkommt, so wie es die Transsylvanien wiederspiegelnde Kulisse tut. Luke Evans ist es auch, der «Dracula Untold» nahezu in Gänze allein bestreiten muss. So trägt der Film nicht bloß seinen Namen, auch der Plot blickt bei der Betrachtung von Dracula und seinem Werdegang vom herkömmlichen Grafen und Familienvater zum vermeintlichen Monster nicht nach links und rechts. Das ist angenehm, da sich der Film somit als recht dynamisch erweist und sich zudem nie zu lang an unnötigen Nebenhandlungssträngen aufhält. Gleichzeitig geraten Szenerien, in denen Evans einmal nicht anzutreffen ist, dafür umso langatmiger. Unter den Nebendarstellern kann keiner einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Neben dem Hauptakteur gehören das Setting und die technische Aufmachung zu den großen Pluspunkten von «Dracula Untold». Zur Vorlage passend spielt der Streifen im rumänischen Transsylvanien. Regisseur Shore sowie sein Kameramann John Schwartzman, der in diesem Jahr auch «The Amazing Spider-Man 2» mit seinen Aufnahmen bestückte, gelingen äußerst opulente und schlicht wunderschöne Aufnahmen, deren Tristesse durch eine nahezu schwarz-weiße Bildgestaltung hervorgehoben wird. Dabei gestaltet sich «Dracula Untold» über alle Maßen modern. Allen voran das Design der CGI-Fledermäuse ist äußerst gelungen – dennoch sollte man bei Nahaufnahmen nicht zu viel auf Realismus geben. Seine Stärken entfaltet «Dracula Untold» dann, wenn die Hauptfigur mit einem Fingerzeig ganze Schwärme der fliegenden Säugetiere kontrollieren und auf seine Widersacher loslassen kann. Damit verleiht der Regisseur seinem Film einen enormen Wiedererkennungswert und einigen Szenen durchaus epische Ausmaße.
Für den Handlungsverlauf gilt dies bisweilen nicht. Obgleich das Skript die Entwicklungsgeschichte Draculas straight vorwärts erzählt und besonders im Detail akribisch herausgearbeitet ist – besonders die Szene, in welcher die Hauptfigur erstmals mit seinen geschärften Sinnen konfrontiert wird, ist famos inszeniert – doch besonders in Richtung Finale gehen die Drehbuchautoren immer beliebiger mit den vorab eingeführten, logischen Regeln innerhalb des Filmuniversums um. So ist es zwar lobenswert, dass die Autoren Vampirmythen wie die Angst vor Silber, Sonnenlicht oder das mögliche Töten durch einen Pflock ins Herz beibehalten – wenn die Hauptfigur im Rahmen des Schlussakts jedoch barfuß über Silbermünzen balanciert, ohne schlussendlich einen bleibenden Schaden davonzutragen, ist der anfangs so positive Eindruck dahin. Auch eine allgegenwärtige Blutarmut, die vermutlich auf das anvisierte PG-13-Rating zurückzuführen ist, wirkt im Rahmen eines Vampirstreifens eher hinderlich im Anbetracht der Glaubwürdigkeit der Prämisse.
Fazit: «Dracula Untold» hat tolle Ansätze und eine atemberaubende Optik. Auch die Einarbeitung der Effekte ist gelungen und Luke Evans überzeugt in einer kantigen Hauptrolle. Leider missfallen grobe Patzer im Drehbuch und äußerst schwache Nebencharaktere, wodurch der Film zu einem wird, dessen Kinobesuch man schlussendlich zwar nicht bereut, das Verpassen selbigem jedoch auch nicht.
«Dracula Untold» ist ab dem 2. Oktober bundesweit im Kino zu sehen!