«Ein Schotte macht noch keinen Sommer» (Schottland)
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Wenngleich die Drehbuchautoren ein äußerst simples, gar durchschnittskomödienkonformes Szenario einer Familienfehde entwerfen, bewegt sich ihr Streifen nie so vorhersagbar voran, wie es herkömmliche Hollywood-Durchschnittsware tut – oder eine konventionelle englische Komödie. Angefangen bei der Figurenzeichnung, bei der das vermeintliche Protagonistenpärchen alsbald in den Hintergrund dreier Jungdarsteller rückt, über das Setzen eines überraschend andersartigen Schwerpunktes bis hin zum konsequenten Verweigern von Stereotypen und Klischee-Handlungssträngen eröffnet «Ein Schotte macht noch keinen Sommer» ein wahres Auf und Ab an emotionsgeladenen Dialogen, gepaart mit einer ordentlichen Portion Lebensweisheit, trockenem Humor und wohldosiertem Slapstick. Doch auch die Klassifizierung „Tragikomödie“ täte der Produktion Unrecht.
Wie Filmemacher Hamilton in einem Interview zu Protokoll gibt, läge der Schlüssel zum Erfolg seines Projekts darin, „Anarchie nur in kleinen Portionen zuzulassen“. Und das sieht man: Im intuitiven Zusammenspiel sämtlicher Darsteller, insbesondere der Kinder, bleibt zwar nichts dem Zufall überlassen; gleichzeitig erhalten die Akteure innerhalb des feststehenden Storygerüsts ebenjenen Raum zur zwanglosen Interaktion, die es braucht, um beim Zuschauer wahres Mitgefühl hervorzurufen. Der Spagat zwischen grobmotorischem, unbedarftem Witz und dem Gespür für zwischenmenschliche Feinheiten macht «Ein Schotte macht noch keinen Sommer» in seiner Art einzigartig – und eben das ist es, was auch auf die Geschichte an sich zutrifft.
«Ein Schotte macht noch keinen Sommer» startet am 20. November 2014 in den deutschen Kinos.
«Borgman» (Niederlande)
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So sehr van Warmerdam mit den Ängsten vom boshaften Fremden im eigenen Heim spielt, lässt er in seinem perfiden, mit quälender Ruhe erzählten Thriller auch keine Gelegenheit aus, die Verlogenheit der oberen Mittelschicht zu enttarnen. Denn der durch die prägnant ausgeleuchtete Szenerie und bewusste Lücken in der Narrative eine surreale Ausstrahlung gewinnende Film ergötzt sich daran, die Grenzen zwischen Opfer und Täter zu verwischen. Gewiss, Borgman und seine (wortwörtlich wie sprichwörtlich) aus dem Boden sprießenden Komplizen haben nichts Gutes im Sinn, gleichwohl zwingen sie die Familie rund um Richard und Marina nicht dazu, sich das Leben zur Hölle zu machen. Sie kitzeln nur die Aggressionen in den Familienmitgliedern wach. So kühl erzählt wie hier, mit so lang nachhallenden Fragen, die hier aufgeworfen werden, ergibt dies eine packende, unwirkliche und kurioserweise gerade daher so nahegehende Sozialstudie im Gewand eines Thrillers für das denkende Publikum. Genial!
«Borgman» ist aktuell in ausgewählten deutschen Kinos zu sehen.
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17.10.2014 23:47 Uhr 1