Trifft diese Beobachtung tatsächlich zu? Die deutsche Comedy-Szene – ein Hort der kalten Ironiemaschinen?
Je mehr man darüber nachdenkt, desto mehr ist man geneigt, zuzustimmen. Ja, Schmidt war kalt. Das war vielleicht ein Teil seines Reizes und schmälert seine Leistungen als deutscher Late-Night-Gott nicht, seine Sendungen waren zu seinen besten Zeiten Glanzstücke, daran ist nicht zu rütteln. Aber kühl und distanziert ist er immer gewesen.
Genauso wie der Stern am Himmel der Late-Night-3.0-Jünger Jan Böhmermann, dessen öffentliche Persona fast schon ein Perpetuum Mobile der Ironie ist, ein Mann, der ein Geschäftsmodell daraus gemacht hat, sich von sich selbst zu distanzieren, dessen Markenzeichen die Haltungslosigkeit ist und der im Fernsehen nur Wärme vermitteln würde, um sie unmittelbar anschließend als Kälte zu enttarnen. Nein, Kulenkampff’sche Geborgenheit findet da niemand. Würde man sie bei ihm ernsthaft suchen, man wäre für’s Leben gezeichnet.
In Übersee scheint es da anders zuzugehen. Neben den Colberts und Stewarts gibt es da Leute wie David Letterman, die auch abseits der permanenten Ironisierung funktionieren. Oder jemanden wie Neil Patrick Harris, der aus jeder Preisverleihung eine riesengroße Nummer macht – gerne ironisch, gerne mit einem Stachel, aber auch mit Wärme und showiger Grenzenlosigkeit, die ohne permanente Konterkarierung auskommt.
Wer macht das hierzulande schon?
Hape Kerkeling vielleicht. Aber der zählt ja schon zur alten Schule, samt ständigen Rücktrittsankündigungen. Die Jackass-Generation in Gestalt von Joko, Klaas, Oliver Schulz und Jan Böhmermann geht einen anderen Weg. Das soll sie auch – nur fehlt einem bei ihnen doch ein bisschen die Geborgenheit.
Ist das jetzt schon kitschig?