Vermischtes

Warum verändern deutsche Sender die Episodentitel?

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Wie aus „I See You“ – „Familienbande“ wird oder wieso man „Getting Out the Blood“ zu „Her mit dem Blut“ übersetzt.

Seit Jahren hält der Boom der Fernsehserien an und deutsche Fernsehsender kaufen mittlerweile sehr schnell die US-Vorlagen ein, um sie zeitnah hierzulande auszustrahlen. So vergehen mittlerweile nur noch selten mehrere Jahre, sondern teilweise nur noch wenige Wochen, wie die ProSieben Event-Serie «Under the Dome» kürzlich bewies. Staffel zwei startete in den USA am 30. Juni, in Deutschland am 10. September. Zum Staffelfinale hing ProSieben den Kollegen von CBS nur noch knapp zweieinhalb Wochen hinterher.

Dies bedeutete natürlich einen enormen Aufwand für die Synchronsprecher und die Studios. Selbstverständlich lässt sich, gerade im Bereich der Serien, immer wieder gerne die alte Diskussion um Originalton oder Synchronisation aufwärmen, dennoch ist der deutsche Markt sehr gut mit den Übersetzungen bedient. So intensiv die Synchronsprecher auch arbeiten, so kurios mutet es an, dass die Titel einzelner Episoden zum Teil kuriose Abwandlungen erhalten, die nichts mehr mit einer Übersetzung zu tun haben. So wurde in der zweiten Staffel beispielsweise die erste Episode mit dem Originaltitel „Heads Will Roll“ zu „Die Schlinge um den Hals“ geändert. Natürlich liegt eine gewisse Verwandtschaft der Titel vor, diese fällt bei Übersetzungen von „In the Dark“ zu „Zum Abgrund“ oder „Going Home“ zu „Zenith“ völlig weg.

Die neueste ProSieben-Serie «Devious Maids» verfährt ähnlich. Doch im englischen Original wirken die Episodentitel wie „Setting the Table“ oder „Getting Out the Blood“ eher wie Lektionen die ein Dienstmädchen erlernen muss, klingen die Übersetzungen eher etwas weichgespült, so heißen die Folgen hierzulande dann „Vorbereitungen“ oder „Her mit dem Blut“. Die Übersetzungen wirken hier so, als hätte man deutlich stärker am Originaltitel orientiert. ProSieben war anscheinend mit der Arbeit von Universal Channel unzufrieden. So wurden die deutschen Episodentitel noch einmal deutlich verändert. Aus "Endlich alles sauber" wurde "Eine saubere Lösung", die gesamten Episodentitel wurden für die Ausstrahlung bei der roten Sieben geändert.

Ein Beispiel dafür, wie ProSieben eine Brücke zwischen wörtlicher Übersetzung des Originaltitels und Zusammenfassung des inhaltlichen Kontexts bietet, ist die Serie «Scrubs», bei der die Titel innerhalb der ersten acht Staffeln, mit Ausnahme von sechs Episoden, immer „My…“ lauteten. Die Übersetzung ins Deutsche fand daraufhin auch immer mit „Mein…“ beziehungsweise „Meine…“ statt. So wurde aus „My Mentor“ eben „Mein Mentor“.

Auf Nachfrage beim Sender äußerte sich ein Sendersprecher: „Wir achten darauf, dass wir Titel wählen, die sich aus dem inhaltlichen Kontext heraus anbieten.“ Ein Vorgehen, welches absolut Sinn ergibt, aber teilweise ungewöhnliche Züge annimmt.

Natürlich verfährt nicht nur ProSieben auf diese Art und Weise, auch die beliebte Serie «The Walking Dead», die aktuell bei RTL II zu sehen ist nutzt diesen Weg. Ab Montag, den 27. Oktober, wird die vierte Staffel als Free-TV Premiere ausgestrahlt. Dabei fällt allerdings bereits bei der ersten Episode eine deutliche Diskrepanz zwischen dem Original- und dem deutschen Titel auf. Dort wird nämlich aus „30 Days Without an Accident“, also 30 Tage ohne Zwischenfall, „Kein Tag ohne Unglück“.

Bei einer weiteren Serie, die ebenfalls aus dem Hause ABC stammte, nutzt man einen Mittelweg. Für «Breaking Bad», welches auf arte lief und aktuell auf RTL Nitro zu sehen ist, wurden Titel wie „I See You“ kurzerhand zu „Familienbande“ geändert. Allerdings folgten daraufhin auch zwei Episoden, deren Titel im Prinzip wortwörtlich übersetzt wurde. „Kafkaesque“ wurde schlicht und ergreifend die deutsche Form von „Kafkaesk“ verwendet. Gerade eine der, bei Kritikern, beliebtesten Episoden, „Fly“, wurde der wörtlichen Übersetzung zu „Die Fliege“ unterzogen, verwendete aber dennoch die Vorgabe, dass der Episodentitel den Inhalt der Folge kurz beschreibt. Allerdings wurden Kunsttitel oder Akronyme wie der Titel des Serienfinale „Felina“ gleichbehalten.

Doch gerade die Quelle der modernen Serie, «Twin Peaks» ging ab 1991 in Deutschland den klassischen Weg der wörtlichen Übersetzung. Wie die Sender mit der dritten Staffel ab 2015 (Quotenmeter berichtete) vorgehen werden bleibt abzuwarten. Anfang der 1990er Jahre strahlte zunächst RTL plus die Serie aus, später wechselte sie zu Tele 5. Über die Zukunft der dritten Staffel in Deutschland ist bislang noch nichts bekannt.

Der Grund für die Teilweise skurrilen Übersetzungen ist also denkbar einfach, die Sender wollen über den Titel den Inhalt zusammenfassen. Warum dies die englischen Originaltitel nicht tun oder weshalb die Serien in Übersee trotzdem erfolgreich laufen, erklärt die allerdings nicht. Sowohl für die wörtliche, als auch für die sinngemäße Übersetzung gibt es positive Beispiele.

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