Hinter den Kulissen
- Regie & Drehbuch: Mike Leigh
- Produktion: Georgina Lowe
- Besetzung: Timothy Spall, Paul Jesson, Marion Bailey, Dorothy Atkinson, Ruth Sheen, Lesley Manville, Martin Savage, Joshua McGuire, Richard Bremmer, Tom Edden, Mark Stanley und viele mehr
- Kamera: Dick Pope
- Kostüme: Jacqueline Durran
- Maske und Frisuren: Christine Blundell
- Szenenbild: Suzie Davies
- Schnitt: Jon Gregory
- Musik: Gary Yershon
Hohe Ansprüche, die der Verantwortliche hinter Filmen wie «Another Year» oder «Lügen und Geheimnisse» erhebt. Aber selbst wenn Leigh auf dem Weg zu diesem Ziel kein leicht zugängliches Geschichtsstück gedreht hat, wird «Mr. Turner – Meister des Lichts» seinen Aspirationen gerecht. Dem geneigten Zuschauer entfaltet sich in den rund 150 Filmminuten ein faszinierendes Porträt in starken Bildern, das sich formal ebenso ungezwungen wie wirkungsvoll der künstlerischen Neigung seines Protagonisten anpasst.
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«Mr. Turner – Meister des Lichts» ist nicht daran gelegen, seinem Publikum im Detail sämtliche überlieferten Fakten über seine Titelfigur nachzuerzählen. Die Handlung springt mehrmals nach vorne, so dass ganze Monate oder teils Jahre im Leben des hochproduktiven Künstlers ausgelassen werden. Da dieser obendrein ein wortkarger Zeitgenosse war, wird schon recht früh in diesem Prachtwerk Mike Leighs deutlich: Der Zuschauer hat es hier weniger mit einem dramatisierten Abriss eines beachtenswerten Lebens zu tun, viel mehr breiten sich auf der Leinwand Impressionen aus der Biografie dieses begnadeten Malers aus. Durchaus angemessen, immerhin dreht sich dieses unter 15 Millionen Dollar teure Prachtwerk über einen Pionier der romantischen Kunstperiode, der lange bevor der Impressionismus ein Begriff war, eben dessen Merkmale bravourös für sich beanspruchte.
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Aber nicht nur der sich zeitweise nur durch Ächzen, Stöhnen und Grunzen verständigende Maler, dessen Gedankenwelt Spall mit vielschichtiger Mimik nachzeichnet, weiß zu überzeugen. Jeder Teil des großen «Mr. Turner»-Ensembles erweckt eine runde Figur zum Leben, die dieses vorzüglich ausgestattete Porträt des frühen bis mittleren 19. Jahrhunderts aufwertet. Den wertvollsten Beitrag liefert allerdings Kameramann Dick Pope, der mit seinen stillen, von seicht gelblichem Licht geprägten Bildern den Stil Turners würdevoll nachahmt – und mitunter die Grenzen verschwimmen lässt: Sieht man auf der Leinwand gerade ein Bewegtbild oder doch eines der Landschaftsgemälde Turners?
Allein die eintönigen Musikkompositionen Gary Yershons, die das wundervoll gefilmte Geschehen all zu trist begleiten, trüben ein wenig den Gesamteindruck dieses unvergleichlichen Kunstwerks eines Biopics. Stark gespielt, in malerischen Bildern eingefangen und von seiner spröden Eleganz geprägt – «Mr. Turner – Meister des Lichts» ist wahrhaftig bemerkenswert!
«Mr. Turner – Meister des Lichts» ist ab dem 6. November 2014 in ausgewählten deutschen Kinos zu sehen.