Die Verantwortlichen der letzten «Breaking Bad»-Folgen
- „To'hajiilee“ – Regie: Michelle MacLaren, Drehbuch: George Mastras
- „Ozymandias“ – Regie: Rian Johnson, Drehbuch: Moira Walley-Beckett
- „Granite State“ – Regie und Drehbuch: Peter Gould
- „Felina“ – Regie und Drehbuch: Vince Gilligan
Andererseits dürfen sich Fernsehende sehr glücklich schätzen, schließlich befinden wir uns im Goldenen Zeitalter fiktionaler TV-Unterhaltung. Sogar das Ende der wohl besten Serie der Geschichte tut dies keinem Abbruch. Besagtes Ende bahnt nun auch endlich seinen Weg ins frei empfangbare deutsche Fernsehen: RTL Nitro zeigt im Viererpack die abschließenden Episoden der mit Preisen überhäuften AMC-Serie «Breaking Bad». All jenen, die erst jetzt den Abschluss von Vince Gilligans Geniestreich sehen, sei versichert: Das Warten hat sich gelohnt. Die «Breaking Bad»-Zielgerade beginnt stark, steigert sich dann weiter mit „Ozymandias“, einer Folge, die in wohl jeder anderen Serie das Finale dargestellt hätte. Und im Anschluss daran geht die Geschichte mit einem verständigen, würdevollen Ende in Form zwei beinahe makelloser Folgen weiter.
Mehr sollten ungespoilerte Zuschauer im Idealfall nicht wissen. Aber es gibt ja auch jene, die «Breaking Bad» bereits komplett gesehen haben oder keinerlei Furcht vor Spoilern kennen. Und jenen sei hier ein intensiver Blick zurück auf die finalen Stunden dieses Fernsehmeilensteins geboten – denn manche Serien haben es einfach verdient, immer wieder neu thematisiert zu werden!


Durch die engagierten Schauspieler, einer gewissenhaften Inszenierung sowie die raffinierten Dialoge, in denen sich Rückgriffe auf vergangene Ereignisse sowie Höhen und Tiefen im Inneren der Figuren zu einem packenden Ganzen entwickeln, ist „To'hajiilee“ eine der rasantesten und spektakulärsten «Breaking Bad»-Folgen. Es gibt nicht eine Minute Leerlauf, und dennoch fühlt sich die Episode nie gehetzt an. Trotzdem ist sie nichts weiteres als die Vorbereitung auf die fesselndste Stunde, seit es Fernsehserien gibt: „Ozymandias“.

War es klug von den «Breaking Bad»-Machern, die Serie nicht auf ihrem qualitativen Höhepunkt zu beenden, sondern auf diese schockierende, formvollendete TV-Stunde zwei weitere Episoden folgen zu lassen? Kurzfristig schien sich dieser Entschluss tatsächlich nicht vollends auszuzahlen: Kritiker und Zuschauer hatten für die letzte Staffel zwar fast ausschließlich Komplimente übrig, allerdings gab es unter den Lobeshymnen auch zahlreiche Einschränkungen zu verorten, die mehr oder minder aussagten: „Und nach dem perfekten Ende folgen zwei sehr gute Folgen, die zwar nichts kaputt machen, aber den hohen Ansprüchen nicht mehr ganz gerecht wurden.“
Es ist eine Zwickmühle, in der sich alle Serienmacher befinden, die eine beliebte und ambitioniert erzählte Sendung beenden müssen. Soll die letzte Folge auf den Affekt abzielen, euphorisieren, verwundern und schlichtweg aufsehenerregend sein – all dies, um den Finalcharakter zu unterstreichen, so als sei sie das Feuerwerk am Ende einer Großveranstaltung? Oder ist die Nachhaltigkeit bedeutsamer?
Wäre „Ozymandias“ das Letzte, was die Fernsehwelt jemals von Walter White alias Heisenberg zu sehen bekam, hätten «Breaking Bad»-Fans auf dem Höhepunkt Abschied genommen. Ja. Und dann hätte der kalte Entzug begonnen. Die an „Ozymandias“ anschließenden Episoden erreichen zwar nicht die Größe dieser viel besprochenen Sternstunde der Serienhistorie. Dessen ungeachtet erfüllen sie einen narrativen Zweck, sie untermauern die Motive von Vince Gilligans Meisterwerk und helfen dem Betrachter zugleich, loszulassen.

Als Gretchen und Elliot, Walts Geschäfts- und Forschungspartner aus braveren, seligeren Tagen, in den Medien seinen Beitrag zu ihrer Firma Gray Matter Technologies als nonexistent bezeichnen, fühlt sich der gescheiterte Verbrecherbaron zutiefst in seinem Stolz verletzt. Also kehrt er sozusagen von den Toten zurück und läutet somit „Felina“ ein. Und exakt diese letzte Folge von «Breaking Bad» ist allein daran interessiert, den Themen der Serie und ihrem Protagonisten einen verdienten, zufriedenstellenden Abgesang zu verschaffen. Und nicht etwa daran, mit großem Getöse zu berauschen und diese Saga mit einem Knall in die Luft zu jagen.
Über den Titel des Finales
„Felina“ hat mehrere Bedeutungen. So ist es ein Anagramm von "Finale" sowie die Lautschrift des Namens einer Figur aus dem Marty-Robbins-Song „El Paso“, der in der Episode eine zentrale Bedeutung hat. Zudem setzt sich der Titel aus den chemischen Kürzeln Fe (Eisen), Li (Lithium) und Na (Natrium) zusammen. Diese drei Elemente sind wichtige Bestandteile von Blut und Tränen.Es ist kein konventionelles TV-Ende. Sondern ein Ende, wie es im Buche steht. Es ist kein herber Einschnitt, durch den die Figuren verloren gehen und die Geschichte vollständig abgehakt wird. Das Ende von «Breaking Bad» erlaubt es dem geneigten Betrachter, sich weiter mit der Erzählung zu beschäftigen. Wie ergeht es noch Marie, Skyler oder Jesse? Und was wird aus dem Mythos Heisenberg? Gleichzeitig ist es ein idealer Punkt, die Geschichte zu beenden, denn kurz bevor ein regungsloser Walt von der Polizei am Boden eines Methlabors aufgefunden wird, gesteht er sich selbst endlich ein, dass er all das Leid seiner Verbrechen nur für sich und sein Ego auf sich nahm. Stirbt Walt exakt im Moment der Abblende? Erlebt er noch, wie ihn die Polizei davon schleppt? Diese Fragen bleiben im Hinterkopf, sind aber irrelevant. Die Geschichte plätschert aus – im besten Sinne. Sie endet nicht mit einem plötzlichen Halt, trotzdem ist klar, dass es keinen wertvollen inhaltlichen Beitrag mehr gibt, den ein Erzähler leisten könnte …
Naja, so sollte es zumindest sein. Aber es kommt ja noch der Ableger «Better Call Saul». Es muss sich noch zeigen, ob Vince Gilligan tatsächlich ein weiteres Ass im Ärmel hat, oder ob er wie seine faszinierende Schreckensschöpfung Walter White nicht weiß, wann er zu gierig wird …
Die vier alles beendenden Episoden von «Breaking Bad» feiern ihre deutsche Free-TV-Premiere am 7. November 2014 ab 22 Uhr bei RTL Nitro.
Es gibt 3 Kommentare zum Artikel
07.11.2014 23:56 Uhr 1
In ihren besten Momenten ist sie sehr gut, aber stellenweise doch sehr langatmig.
Mir hat Mad Men und The Wire besser gefallen.
10.11.2014 00:47 Uhr 2
10.11.2014 02:17 Uhr 3