#Themenwoche US
Seit eineinhalb Monaten läuft die neue TV-Saison in Amerika. Die großen TV-Stationen haben ihre ersten Entscheidungen getroffen und Sendungen verlängert oder gecancelt. Auf die spannendsten Projekte blickt Quotenmeter.de in dieser Woche.Am Dienstag starten wir mit einer Analyse der US-Sitcoms. Zahlreiche neue Formate sind gefloppt und etablierte Sendungen wie «Two and a Half Men» gehen bald zu Ende. Ebbt der Sitcom-Boom also ab?
Am Mittwoch werfen wir einen Blick auf das neue «Gotham», den Lichtblick in einer Reihe von FOX-Flops.
Am Donnerstag betrachten wir das kleine Network The CW, das sich zwar über den tollen Start von «The Flash» freuen darf, aber mit «Jane the Virgin» auch einen Wackelkandidaten hervorgebracht hat.
Wie sich Kabelserien von Showtime, AMC und FX schlagen (u.a. mit «The Affair» und «The Walking Dead», erfahren Sie am Freitag.
Und am Samstag folgt noch ein Blick auf die drei «NCIS»-Formate von CBS.
Wer füllt in dieser Saison die großen Fußstapfen von «How I Met Your Mother» aus? Kurz vor den Upfronts war man der Meinung, dass diesen Part wohl der Ableger «How I Met Your Dad» übernehmen könnte, doch dieses Vorhaben ist gestorben bevor es überhaupt so richtig begonnen hat. Im Moment jedenfalls sind die Fußstapfen noch unbesetzt. Gerade CBS hat sich auch nicht unbedingt große Mühe gegeben, einen adäquaten Ersatz in diese Richtung zu finden. Einziger Sitcom-Neustart in diesem Herbst war «The McCarthys». Doch schon nach den ersten Episoden zeigt die Serie keinen großen Überlebenswillen mehr, denn die Quoten sind mehr schlecht als recht. Viel eher verlässt sich CBS auf das Flaggschiff unter den Sitcoms. Mit «The Big Bang Theory» holt man nämlich auch in dieser Saison fantastische Quoten, wenngleich sich die Nerds nicht mehr auf der Jagd nach neuen Bestwerten befinden. Nichtsdestotrotz wird dieser leuchtende Stern am Sitcom-Himmel wieder dazu verwendet, seine Leuchtkraft weiterzugeben. Die zweite Staffel von «Mom» ist nämlich zum Nutznießer geworden und erzielt im Anschluss an Sheldon und Co persönliche Reichweitenrekorde. Leiden müssen unterdessen «The Millers», die in dieser Saison ohne diesen Vorlauf auskommen müssen und sich in Richtung Belanglosigkeit bewegen. Im schlimmsten Fall droht sogar das Aus nach der aktuellen zweiten Runde. Darüber hinaus verabschiedet sich der Sender in dieser Saison von «Two and a Half Men». Das Sitcom-Angebot bei CBS könnte im nächsten Jahr also noch etwas ausgedünnter ausfallen als bisher.
Die meisten Sitcoms findet man derweil noch bei ABC. Auch der Sender hat ein Flaggschiff im Programm und das nennt sich «Modern Family». Im Gegensatz zu «The Big Bang Theory» hat im Anschluss an «Modern Family» in den zurückliegenden Jahren allerdings kaum ein Format glänzen können. ABC hatte einfach keine Sendung in der Hinterhand, die das Millionenpublikum der vielfach ausgezeichneten Serie halten konnte. In diesem Jahr hingegen scheint man mit «black-ish» ein Format gefunden zu haben, das diese Aufgabe meistern könnte. Zumindest präsentiert es sich erfolgreicher als «Mixology» oder die «Super Fun Night», die in der zurückliegenden Saison versuchten diesen Platz einzunehmen. Apropos Platz einnehmen, auch für «The Goldbergs» hat ABC in diesem Jahr ein deutlich besseres Umfeld gefunden. Die erste Staffel lief noch im Schlepptau von «Marvel's Agents of S.H.I.E.L.D.» und stand dort kurz vor dem Abschuss. Im Sandwich zwischen der seit Jahren konstanten Comedyserie «The Middle» und «Modern Family» erleben «The Goldbergs» nun einen zweiten Frühling. Auch ein Blick auf den oft als Todesslot beschimpften Freitag lohnt sich. Hier scheint sich der ehemalige «Hör mal wer da hämmert»-Star Tim Allen mit seiner Sitcom «Last Man Standing» immer wohler zu fühlen. Die Serie holt nämlich konstant gute Quoten. Auch der Neustart «Cristela» kommt am Freitagabend auf solide Zuschauerzahlen.
US-Neustarts im Comedybereich
- «Manhattan Love Story» (abgesetzt)
- «Selfie» (abgesetzt)
- «A to Z» (abgesetzt)
- «Bad Judge» (abgesetzt)
- «Mulaney» (kurz vor der Absetzung)
- «black-ish» (bekommt volle Staffel)
- «Marry Me» (Folgenzahl aufgestockt)
- «Cristela» (noch keine Zukunftsangaben)
Weitere Sitcoms sendet NBC am Dienstagabend. Dort sieht es nicht ganz so düster aus wie am Donnerstag, Glanzleistungen sucht man dennoch vergebens. Der Neustart «Marry Me» wurde zwar jüngst um fünf Episoden aufgestockt, doch die Zuschauerzahlen sind nicht wirklich überzeugend. Das wird vor allem dann deutlich, wenn man sich die Quoten von «The Voice» im Vorprogramm und die anschließenden Verluste von «Marry Me» anschaut. Die Comedy «About a Boy» konnte in der vergangenen Saison an dieser Stelle deutlich mehr Zuschauer halten. In dieser Saison läuft die Serie allerdings direkt im Anschluss an «Marry Me» und verbucht dort fast wöchentlich ein neues Tief. Zuletzt sahen weniger als vier Millionen Menschen zu. Es ist also nicht ausgeschlossen, dass sich NBC neben «Bad Judge» und «A to Z» noch von einer weiteren Comedyserie – nämlich «About a Boy» - trennen wird.
So bewertete QM zwei der Neustarts:
Fazit: Große Erfolge sucht man unter den Neustarts im Comedy- und Sitcombereich vergebens. Allenfalls «black-ish» bei ABC macht eine recht passable Figur. Allerdings muss die Frage erlaubt sein, ob das Format auch ohne «Modern Family» im Vorprogramm auf diese Reichweiten kommen würde. Ein würdiger Nachfolger für das in der vergangenen Saison beendete «How I Met Your Mother» ist bislang jedenfalls auf keinem der Sender zu finden. Auch das in dieser Saison zu Ende gehende «Two and a Half Men» wird die Sitcom-Landschaft wohl noch etwas weiter ausdünnen. Wer jetzt aber ein Ende der Sitcom-Ära herbei schwört, ist vielleicht etwas voreilig. Etablierte Formate funktionieren nämlich nach wie vor prima. «The Big Bang Theory» und «Modern Family» sind dabei die derzeit erfolgreichsten Formate bei den großen Networks. Aber auch «The Middle», «2 Broke Girls», «Mom» sowie «Last Man Standing» machen einen grundsoliden Job. Gelacht wird im US-Fernsehen also noch immer, aber eben längst nicht über alles, was man dem Publikum vorsetzt.
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