Dass «Jane the Virgin» auf eine derart hohe Gegenliebe bei Kritikern stieß, hätte wohl kaum jemand für möglich gehalten, der sich im Rahmen der US-Upfronts den Inhalt des Comedy-Dramas zu Gemüte führte. Als Adaption der venezolanischen Telenovela «Juana la Virgen» beschäftigt sich das The CW-Pendant mit der jungen und titelgebenden Latina Jane, die in einem sehr religiösen Umfeld aufwächst und durch eine Kettenreaktion überraschender und unvorhergesehener Ereignisse künstlich befruchtet wird. Ihre Frauenärztin verwechselte sie, stattdessen unterzog sie eine Dame mit Kinderwunsch einer Routine-Untersuchung. Begeisterung löst den Schock von Janes Großmutter Alba ab, die Jane stets einbläute, sich ihre Jungfräulichkeit bis zur Ehe aufzusparen und daraufhin nach der Keuschheitsversicherung Janes ihre Enkelin als Rezipientin einer unbefleckten Empfängnis wähnt.
Natürlich ist Janes Beziehung zu einem Polizisten danach Geschichte und wie es der Zufall so will, ist der Vater von Janes Baby ein verheirateter Mann, ehemaliger Playboy und Janes Jugendliebe, der zu allem Überfluss auch noch das Hotel besitzt, in dem Jane arbeitet. Der Leser muss bei derart vielen Zufällen und Abstrusitäten erst einmal durchatmen. Diese bizarre Geschichte sehen die meisten Zuschauer jedoch als wichtigen Bestandteil von «Jane the Virgins» Charme, der dem Format zusammen mit einem abwechslungsreichem Stil des Skripts gut tut. In Sachen Cast einigten sich Beobachter darauf, dass vor allem Hauptdarstellerin Gina Rodriguez die Titelfigur unwiderstehlich verkörpert. Beste Voraussetzungen also für einen Quotenhit, oder nicht?
Nach fünf Folgen kann man sagen: Ja und Nein. Ja, weil die Serienpremiere The CW die meistgesehene Montagsausstrahlung seit fast drei Jahren bescherte und das umworbene Publikum montags sowohl insgesamt als auch bezogen auf das weibliche Geschlecht nicht mehr seit dem «Gossip Girl»-Finale vor zwei Jahren so stark vertreten war. Nein, weil die Werte sich zumindest von den etablierten Formaten nicht allzu sehr abheben, nach kurzer Zeit abgaben und sich am US-Montag einer zu starken Konkurrenz ausgesetzt sehen. Am 13. Oktober gab The CW den Startschuss für seinen unkonventionellen Newcomer. 1,63 Millionen Zuschauer schalteten zum Debüt ein und sorgten so für eine ausgezeichnete Reichweite für The CW, das in Konkurrenz zu den etablierten Sendern sonst kleinere Brötchen backen muss. Bei der jungen Zielgruppe aller in den USA lebenden 18- bis 49-Jährigen war «Jane the Virgin» doppelt so beliebt wie «Beauty and the Beast», das ein Jahr zuvor startete. Darüber hinaus baute das frische Format die Zuschauerzahl seines Lead-Ins «The Originals», das ab 20 Uhr nur 1,29 Millionen Menschen anlockte, aus. Beide Serien generierten jedoch zwei Prozent bei den werberelevanten Fernsehenden – lediglich Durchschnitt für The CW. Besonders gegen NBCs «The Voice» sind höhere Quoten jedoch schwer machbar.
Nur noch ein Prozent beim jungen Publikum stand für «Jane The Virgin» in der Folgewoche zu Buche, die Zuschauerzahl sank auf insgesamt 1,36 Millionen Zuschauer. Auch The CW wusste diese auf den ersten Blick ernüchternden Werte jedoch zu relativieren und die mächtige Konkurrenz miteinzubeziehen. Immerhin verhalf «Jane the Virgin» im Vergleich zur gleichen Woche vor einem Jahr ihrem Network zu einem um 67 Prozent gestiegenen Zuschauerinteresse in Bezug auf alle 18- bis 34-jährigen Zuschauer und wuchs in der US-amerikanischen Zielgruppe zwischen 18 und 49 Jahren um 133 Prozent. Daher erscheint The CWs Entscheidung vom 21. Oktober, eine volle Staffel von «Jane The Virgin» zu bestellen, als nachvollziehbar. Besonders auf dem sehr wohlwollenden Feedback seitens Kritiker und Zuschauer lässt sich aufbauen.
Am 27. Oktober gab «Jane the Virgin» schließlich auf 1,09 Millionen Fernsehende ab zwei Jahren ab, Anfang November lag die neue Serie mit 1,01 Millionen Zusehern nur noch knapp über der für The CW magischen Grenze. Während dies Ende Oktober in einem Prozent bei den 18- bis 49-Jährigen resultierte, reichte es am 3. November wieder für zwei Prozent bei den Jüngeren. „Wir hatten einen fantastischen Start in unsere Saison dieses Jahr, mit «The Flash» als unsere meistgesehene Serienpremiere in langer Zeit und «Jane the Virgin», die von Kritikern hierzulande als beste neue Show diese Saison anerkannt wurde.“, erklärte The CW-Präsident Mark Pedowitz am 21. Oktober im Rahmen der Verlängerung beider Formate.
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Gewürzt mit einem mysteriösen Geheimnis und einer tragischen Hintergrundgeschichte erhält man hier klassischen Superhelden-Stoff. Die Premiere besticht durch einen sympathischen, unverbrauchten Hauptcharakter, eine hervorragende Visualisation und Regie sowie eine etwas (farben)frohere, optimistischere Konzeption im Gegensatz zu den sonst oft düster-dystopischen Heldengeschichten.
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Jan Schlüter über die erste «The Flash»-Folge
Dass die Serie keine Eintagsfliege darstellt, bewies sie in den darauffolgenden Wochen. Mit 4,27 Millionen Zuschauern und gestiegenen fünf Prozent Marktanteil bei den Umworbenen am 14. Oktober bewies «The Flash» Ausdauer. Am 21. Oktober fiel das Format zwar auf 3,59 Millionen Personen und vier Prozent, dafür hielt sich die Serie in der Folgewoche mit 3,52 Millionen Zuschauern auf dem gleichen Niveau und verbesserte sich in Sachen Quote wieder auf fantastische fünf Prozent. In Sachen Serieneinkäufen beweist The CW also ein gutes Händchen und kam auf dem langen, steinigen Weg hin zum Niveau der restlichen Networks damit ein weiteres Stück voran.