Zur Person
Philipp Walulis wurde am 5.August 1980 in Starnberg geboren. Er studierte nach seinem Abitur Theater- und Kommunikationswissenschaft sowie Psychologie an der LMU München. Vom Studentenradio m94.5 kam Walulis 2006 zum BR-Jugendradio on 3, 2008 wurde er dann Moderator bei «MyPokito» auf RTL II. Von 2011 bis 2012 war Walulis Reporter bei «DASDING.tv» vom SWR. Seit 2011 hat er mit «Walulis sieht fern» seine eigene Sendung, die zunächst auf Tele 5 ausgestrahlt wurde und mittlerweile bei EinsPlus gezeigt wird. Für das Format bekam er 2012 den Grimme-Preis in der Kategorie Unterhaltung.Puh, ja. (lacht) Gute Frage. Am deutschen Fernsehen finde ich tatsächlich die Vielfalt sehr gut. Und klar, auch wenn auf den ersten Blick der Müll vielleicht überwiegt, wenn man zum Beispiel nachmittags durch die privaten und öffentlich-rechtlichen Sender zappt, und sich denkt, hier wird ja fürchterlicher Käse veranstaltet, so hat das deutsche Fernsehen doch auch sehr viele Perlen zu bieten. Aber wie es halt immer so bei Perlen ist: Man muss sie suchen.
Du machst jetzt seit ein paar Jahren erfolgreich eine eigene Sendung bei EinsPlus und jetzt wird Dir gesagt, dass der ausstrahlende Sender eingestellt wird und es noch nicht einmal den gemeinsamen Jugendkanal von ARD und ZDF in der geplanten Form geben soll. Wie fühlt man sich da?
(lacht) Na ja, also es ist ja jetzt nicht ganz überraschend gewesen, was da kommt. Dass EinsPlus für einen Jugendkanal Platz machen, muss wussten wir ja so oder so. Da haben wir die letzten zwei Jahre Zeit gehabt drüber nachzudenken und auch zu überlegen, was man an der Sendung verändern kann, damit man auch in Zukunft ein attraktives Produkt anbietet. Deswegen war es jetzt keine große Überraschung. (überlegt) Das Ganze ist halt auch höchst unterhaltsam. Die ARD ist, wenn man es so betrachtet, besser als «Gute Zeiten, schlechte Zeiten». Das ist eine Soap mit verschiedensten Figuren, die da vor sich hin agieren – einer versucht den Anderen irgendwo zu übertreffen. Insofern ist das aus unserer Perspektive sehr unterhaltend. Aber es gibt sicherlich andere junge Fernsehmacher in der ARD, die nicht so eine bequeme Position wie wir haben und für die ist das natürlich schon etwas aufreibend, nachdem man ja im Digitalkanal nicht mit Geld zugeschüttet wird. Für die tut mir das jetzt natürlich Leid und da kann ich auch verstehen, wenn manche Menschen erst einmal frustriert auf die Einstellung reagieren.
Aber man hat schon so den Eindruck Du bist nicht ganz glücklich mit der Verlegung ins Internet. Du hast ja auch zwei nicht ganz unkritische Facebook-Posts zum Thema abgelassen: Einmal gegenüber den Ministerpräsidenten von Bayern, Hessen und Sachsen, die offenkundig Hauptgegner des ursprünglichen Konzepts Jugendkanal waren und dann einen eigenen, nicht ganz Ernst gemeinten Entwurf des Online-Portals.
Wer sagt denn, dass wir ins Internet verlegt werden? (lacht) Es wird ja nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird, um hier eine Plattitüde zu bemühen. Und gleich eine weitere, um an einen großen Medienmenschen zu erinnern: Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen. Also wir schauen uns das, wie gesagt, sehr entspannt und mit großem Interesse an was da passiert und überlegen natürlich auch, wenn man sich jetzt auf «Walulis sieht fern» bezieht, ob man das überhaupt „nur“ für ein Internetportal machen soll. Dafür geeignet wäre das Format auf jeden Fall, das ist ja eine Sendung, die wunderbar in Einzelteile zerlegbar ist, was von vornherein eigentlich klar war, einfach weil ich Sendungen gerne online teile und das ist ja bei kleinen Videos einfacher als bei ganzen Folgen. Generell finde ich es aber immer ganz charmant, wenn Fernsehen auch im Fernsehen kritisiert wird. (überlegt) Wir sind ja eine kleine Produktionsfirma [Enrico Pallazzo, Anm. d. Redaktion], wir stellen ja auch noch ein Wissensmagazin her und auch das lässt sich ebenfalls wunderbar in einzelne Elemente zerlegen und um neue Teile bereichern, mit denen man im Internet etwas anfangen kann. Deswegen sehen wir das schon auch mit Freude, vor allem weil man mit den neuen Möglichkeiten schon auch alles nochmal neu denken kann. Mal ganz unabhängig von diesem Zwang nach sieben Tagen alles zu depublizieren. So könnte man tatsächlich frei von all diesen Gedanken drüber nachdenken welche coolen Perspektiven es eigentlich gibt.
Das heißt um beide Formate, also sowohl «Walulis sieht fern» als auch das von dir angesprochene Wissensmagazin «WTF?!» machst Du dir eigentlich keine großen Sorgen?
Nein, weil wir bei beiden Sendungen gezeigt haben, dass wir hochwertiges, intelligentes und unterhaltendes Fernsehen herstellen können und dafür wird es, glaube ich, im öffentlich-rechtlichen Kosmos immer einen Platz geben. Im schlimmsten Fall führen wir es halt als Ein-Personen-Stück im Büro des Intendanten auf (lacht). Der wird sich freuen.
Für Gespräche über neue Folgen ist es aber jetzt sowieso noch zu früh, die hätte es vermutlich auch noch nicht gegeben, wenn EinsPlus weiter bestehen würde, oder?
Richtig, wir wissen im Moment selbst noch gar nichts. Die Verantwortlichen der ARD sind ja selbst ein Stück weit von der Politik überrascht worden. Und deswegen müssen die sich erst einmal sortieren und überlegen, was sie machen wollen, bevor es dann an einzelne Formate geht, deswegen kann ich da jetzt noch nicht wirklich etwas zu sagen. Ich weiß nur, dass ich die Menschen da auch nicht drum beneide. Die können alle Sachen, die sie jetzt zwei Jahre lang geplant haben, in die Tonne kippen. Aber andererseits hat man jetzt die Chance etwas völlig neues zu schaffen und auch mal neue Wege abseits der Einslike-Mediathek gehen.
Wie findest Du es generell, dass bei EinsPlus keine Quoten veröffentlicht werden? Hat das die Arbeit einfacher gemacht oder eigentlich keine wirkliche Rolle gespielt?
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Unsere Absicht ist es ja nicht, mit Schaum vorm Mund einer erfolgreichen Sendung an die Studiotür zu pissen!
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Walulis über seine Berichterstattung zur heute-show
Wenn wir mal auf die Inhalte schauen: Ihr habt zum Beispiel etwas bei der «heute-show» aufgedeckt. Es ging um eine Rede von Joachim Gauck, der einem Henry Ford zugeschriebenem Satz widersprach, nämlich der Aussage: „Es ist gut, dass die Menschen das Bank- und Geldsystem nicht verstehen, sonst hätten wir eine Revolution noch morgen früh“. In der «heute-show» wurde es aber so dargestellt als unterstütze Gauck die Aussage. Wie sehr ärgert es einen, wenn das nur geringe Aufmerksamkeit bekommt, weil es ja etwas ist, was im ZDF definitiv falsch dargestellt wurde?
Das ärgert mich gar nicht. Ich hätte mich eher auch unangenehm gefühlt oder bedröppelt, wenn jemand deswegen eine Petition gestartet hätte, weil es zwar richtig ist auf diese Dinge hinzuweisen, aber man darf das auch nicht überbewerten. Es ist gut zu wissen, wie das Fernsehen eben manchmal auch arbeitet. Aber diese Tendenz, sobald irgendwo eine Kleinigkeit geschieht, einen Shitstorm auszulösen, rumzuschreien und 48 Petitionen gegen eine Sendung zu starten, finde ich ein bisschen übertrieben. Dieses hyperventilierende Wutbürgertum hätte mich dann doch ein wenig irritiert. Ich finde wichtig, dass man das sieht und im Hinterkopf hat, aber da muss jetzt kein Riesentheater gemacht werden. Ein bisschen Entspanntheit kann auch im Internet nicht schaden.
Es ging dann wohl auch weniger gegen die «heute-show» an sich, als mehr um die Methoden des Fernsehens im Allgemeinen.
Genau. Unsere Absicht ist es ja nicht, mit Schaum vorm Mund einer erfolgreichen Sendung an die Studiotür zu pissen und rumzukrakeelen „die betrügen!“ Überhaupt nicht. Und wir haben ja dann dieses Schnitt-Schema selbst auch nochmal lustig angewandt. Solange dem Zuschauer bewusst ist, wie man so etwas nutzen kann, ist schon sehr viel erreicht.
Wie sehr würdest Du Dir ganz unabhängig von Zuschauerzahlen und Sender wünschen, mehr Geld für die Produktion Deines Formats zur Verfügung zu haben? Denkst Du da würden sich viele neue Möglichkeiten eröffnen?
Selbstverständlich. Es ist ja so: In den letzten zwei Jahren haben wir so unsere Sendung gemacht, mit einem kleinen, hochmotivierten handverlesenem Team. Da stößt man natürlich irgendwann an Grenzen und überlegt sich, wie kann man a) die Sendung weiterentwickeln und b) wie kann man Mitarbeitern und Beteiligten bessere Perspektiven bieten. Für den Zuschauer hätte das natürlich viel Schönes, wenn man noch mehr machen kann und auch ein bisschen breiter arbeiten. Was wir uns dann vor allem wünschen würden, wäre das Ganze ein bisschen aktueller zu machen, was bei sechs Folgen im Jahr natürlich immer ein bisschen schwierig ist. Ich glaube das würde dann auch den Zuschauern sehr viel Spaß machen.
Das klingt danach, als hättet ihr inhaltlich noch zahlreiche Ideen in der Hinterhand?
Auf jeden Fall. Wir sitzen auf einem großen Sack an bunten Ideen, die alle hinaus möchten. Aber sobald die raus hüpfen, fressen sie halt Geld. (lacht)
Lesen Sie auf der nächsten Seite wie «Walulis sieht fern» reglementiert wird und was Philipp Walulis für die Zukunft plant.
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