Die Kritiker

«Bella Block – Für immer und immer»

von

In ihrem drittletzten Fall wird es für Bella Block melancholisch.

Cast und Crew

  • Regie: Christian von Castelberg
  • Produktion: Joachim Kosack und Michaela Nix
  • Darsteller: Hannelore Hoger (als Bella Block), Hansjürgen Hürrig (als Klaus Mehlhorn), Henry Hübchen (als Bernhard Greve), Ernst Stötzner (als Max von Holt), Luise Heyer (als Sandra Lehnhoff), Joana Manuel (als Mara Greve)
  • Drehbuch: Fabian Thaesler
  • Schnitt: Dagmar Lichius
  • Musik: Christine Aufderhaar
  • Kamera: Martin Farkas
  • Szenenbild: Anke Osterloh
  • Kostüm: Petra Neumeister
Nach 20 Jahren «Bella Block» nähert sich die kratzbürstige, Hamburger Kriminalistin ihrem Fernsehruhestand. Für die Zielgerade haben sich die Autoren jedoch etwas besonderes einfallen lassen: Der 35. Fall von Hannelore Hogers Paraderolle, der zugleich den drittletzten Teil der Kriminalreihe darstellt, führt die kernige Menschenkennerin nach Lissabon. Es ist erst der vierte Auslandseinsatz für Bella Block – und dieser Tapetenwechsel bringt dank melancholischer Impressionen der wehmütigen Großstadt und seines zentralen Kriminalfalls eine bittersüße Stimmung mit sich. Selbst wenn «Bella Block – Für immer und immer» manche Schwächen hat – für die drittletzte Folge einer lang etablierten Reihe ist dies eine sehr würdige Herangehensweise.

Bella begleitet im Spätwerk dieser Samstagskrimi-Marke den Staatsanwalt Mehlhorn (Hansjürgen Hürrig) nach Lissabon, wo sein langjähriger Freund Bernhard Greve (Henry Hübchen) Geburtstag feiert. Die Hamburgerin macht auf der Feier Bekanntschaft mit einer eindrucksvollen jungen Frau, die beim Catering arbeitet. Am Morgen danach ist die sympathische, etwas geheimnisvolle Dame tot. Die portugiesische Polizei verdächtigt den Gastgeber, der behauptet, keinerlei Erinnerung mehr an seine prunkvolle Geburtstagsfeier mehr zu haben. Um Mehlhorns verwirrten Freund aus der Patsche zu helfen, nimmt Bella eigenmächtig die Ermittlungen auf – und macht sich mit ihrer direkten Art wieder einmal Feinde.

Die Titelheldin ist sich über zwei Jahrzehnte treu geblieben. Kurz vor dem großen Finalfall ändert sich nun aber etwas: Im warmen, einladenden Portugal schmilzt die nordische Distanziertheit Bella Blocks ein Stück weit hinfort. Die kurze Begegnung mit der aus Deutschland stammenden Sandra will sie einfach nicht loslassen, das Mordopfer verfolgt sie sogar bis in ihre Träume. Kein Wunder, trifft sie auf der Feier mit ihren Monologen doch einen schwachen Nerv: „Wussten Sie, dass Sterne ewig leuchten, auch dann noch, wenn es sie gar nicht mehr gibt? Sie sind uns nah, selbst wenn sie erloschen sind, weil wir sie immer noch sehen können“, sagt sie auf der lauten Geburtstagsfeier mit traurig-schwärmendem Blick. Ein Satz, der als Metakommentar zur bald endenden Serie dient, dessen Bedeutung für die nimmermüde Ermittlerin außer Dienst aus Charaktersicht schlüssig ist und der als Schlüssel zur späten, bittersüßen Auflösung des kniffligen Falls dient.

Gepaart mit der wunderschönen Kameraarbeit und einer starken, nachdenklichen musikalischen Untermalung ist «Bella Block – Für immer und immer» ein technisch beeindruckender Teil der Reihe, der jedoch inhaltlich nicht durchweg sein Niveau hält. Viele Dialoge setzen sich daraus zusammen, dass Figuren ihr Gegenüber charakterlich beschreiben und so dem Zuschauer die Arbeit abnehmen, die Persönlichkeiten des Casts selber einzuschätzen. Die mitunter sehr aufdringlichen Charakterbeschreibungen stören den insgesamt natürlichen Eindruck der Dialoge und fallen zudem in einem Krimi, der sein Publikum sonst als smart einschätzt, sehr negativ auf.

Auch wirken die genretypischen Streitigkeiten zwischen Bella und der Kripo Lissabon einerseits sowie Mehlhorn andererseits arg erzwungen – weder stützen sie den Plot, noch lockern sie mit ihrem mühseligen Witz die Stimmung auf. Abseits dieser Dispute verlangt «Bella Block – Für immer und immer» seinen Darstellern aber, gemessen am Standard der ZDF-Samstagskrimis, einiges ab. Hoger zeigt ihre Figur, ganz subtil und mitunter gar ergreifend, von einer einfühlsameren Seite, Henry Hübchen spielt als Hauptverdächtiger wunderbar auf und auch Luise Heyer weiß ihrer kleinen Rolle als Sandra viel abzugewinnen.

Fazit: Schön gefilmt, gut gespielt und sympathisch-melancholisch – trotz manch unnötiger Ausflüge in konventionelle Gefilde ein sehenswerter «Bella Block»-Teil.

«Bella Block – Für immer und immer» ist am 22. November 2014 ab 20.15 Uhr im ZDF zu sehen.

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