Die Kino-Kritiker

«Kill the Boss 2»

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Drei Jahre nach ihrem ersten Coup stürzen sich die drei Pechvögel Nick, Dale und Kurt in ein zweites Abenteuer. An ihrer Seite: Chris Pine, Christoph Waltz und alte Bekannte.

Filmfacts: «Kill the Boss 2»

  • Kinostart: 27. November 2014
  • Genre: Komödie
  • FSK: 12
  • Laufzeit: 108 Min.
  • Kamera: Julio Macat
  • Musik: Christopher Lennertz
  • Buch: Sean Anders, John Morris
  • Regie: Sean Anders
  • Darsteller: Jason Bateman, Jason Sudeikis, Charlie Day, Jennifer Aniston, Kevin Spacey, Chris Pine, Christoph Waltz, Jamie Foxx, Jonathan Banks
  • OT: Horrible Bosses 2 (USA 2014)
Das legendäre Wolfsrudel der «Hangover»-Reihe hat den Unterhaltungswert eines durch und durch verplanten Herrentrios bereits in drei Filmen bestens zur Schau gestellt. Kein Wunder also, dass Regisseur Seth Gordon vor rund drei Jahren auf den erfolgversprechenden Zug aufsprang, um im Rahmen seiner derben Comedy «Kill the Boss» eine weitere, kultpotenzielle Männerclique auf die große Leinwand zu schicken und sie mit ganz alltäglichen, schließlich jedoch vollkommen aus dem Ruder laufenden Problemen zu konfrontieren. In Deutschland gelang diesem Vorhaben der Sprung in die Liste der fünfzig erfolgreichsten Filme des Jahres 2011, international spielte die rund 37 Millionen US-Dollar teure Produktion etwa 120 Millionen wieder ein. Nicht zuletzt wohl auch aufgrund der äußerst provokativen Werbekampagne, welche die Beleidigung des namhaften Casts aus Kevin Spacey, Jennifer Aniston und Colin Farrell nicht scheute. Plakate titelten beispielsweise, dass Aniston "eine Schlampe“ sei, Farrell „ein Trottel“ und Kevin Spacey „ein Irrer“. Effektiv und wirkungsvoll: bereits ein Jahr später wurde ein Sequel bestätigt, das mit Sean Anders («Der Chaos-Dad») zwar auf einen neuen Regisseur, nicht aber auf neue Darsteller zurückgreifen muss. Zum zweiten Mal schlüpfen Jason Bateman, Charly Day und Jason Sudeikis in ihre Rollen der drei Angestellten Nick, Dale und Kurt und werden dabei von allerhand Prominenz unterstützt, die sich – wie schon in Teil eins – sehen lassen kann. Einzig das Drehbuch meint es mit unseren liebgewonnenen Figuren in «Kill the Boss 2» längst nicht mehr so gut, wie im urkomischen Vorgänger.

Nick, Dale, und Kurt haben es endgültig satt, von ihren Bossen schikaniert zu werden. Sie beschließen, ihre eigene Firma zu gründen und haben mit dem Rundum-Wohlfühl-Duschkopf „Shower Buddy“ auch bereits ein echtes Ass im Ärmel. Doch schon ihr erster Kunde, der aalglatte Investor Bert Hanson (Christoph Waltz), zieht ihnen den Boden unter den Füßen weg, als dieser ihnen zunächst einen Deal zusagt, nur um diesen nach der Herstellung von hunderttausend Duschköpfen wieder für nichtig zu erklären. In ihrer Verzweiflung kommt den drei Jungunternehmern die irrwitzige Idee, Rex, den erwachsenen Sohn des Investors (Chris Pine) zu kidnappen – um im Gegenzug die Kontrolle über ihre Firma zurückzubekommen. Das alles scheint auch entgegen aller Erwartungen tatsächlich zu funktionieren, bis ausgerechnet Rex selbst von dem Plan so begeistert ist, dass ab sofort Nick, Dale und Kurt nach seiner Pfeife tanzen. So hilft alles nichts: Das Trio muss alte Bekannte bemühen…

Schon der erste Teil der tiefschwarzen Verschmelzung aus Gangsterposse und Buddykomödie fiel vor allem aufgrund ihres kongenialen Besetzungscoups auf. Die vollends gegen ihr Braves-Mädchen-Image aufspielende Jennifer Aniston («Wir sind die Millers») agiert auch in Teil zwei einmal mehr als verführerische Sex-Bestie, während die manische Ader Kevin Spaceys («House of Cards»), mittlerweile hinter Schloss und Riegel, leider nur noch zu erahnen ist. Auch deshalb, weil seine Screentime allenfalls die eines Cameos entspricht. Den Ereignissen des ersten Teils geschuldet kommt Colin Farrell in «Kill the Boss 2» erwartungsgemäß gar nicht mehr vor. Stattdessen treten andere Großkaliber Hollywoods auf das darstellerische Parkett. Als immense Bereicherung erweist sich dabei Chris „Captain Kirk“ Pine, der in der Rolle des verzogenen Millionärssprösslings hervorragend funktioniert und eine Spielfreude an den Tag legt, die der Komödie viel ihrer notwendigen Dynamik verleiht. Pine darf für die knapp zweistündige Laufzeit herrlich frivol über die Strenge schlagen, was sich mehrmals durchaus an der Grenze des Overactings befindet, in seiner konsequent sarkastischen wie bitterbösen Art jedoch großartig zur Rolle passt. Da ist es fast ein wenig schade, dass ausgerechnet der immer für eine Überraschung gute Ösi-Import Christoph Waltz («The Zero Theorem») hier überraschend unauffällig bleibt. So steht ihm die Rolle des aalglatten Intriganten zwar optisch gut zu Gesicht, für einen klassischen Waltz-Auftritt bleibt sein Charakter des Bert Hanson allerdings ohne jedwede Ecken und Kanten, was auch dem starken Auftritt seines Film-Sohnes Pine geschuldet ist, der ihm in jedem möglichen Moment schlichtweg die Show stiehlt.

Der One-Man-Show Chris Pines stehen in «Kill the Boss 2» die drei Hauptcharaktere gegenüber, die wie schon im ersten Teil eine herrlich selbstironische Chemie an den Tag legen. Den Leinwandereignissen zuzuschauen, wird vor allem aufgrund dieses Trios einmal mehr ein anarchischer Spaß. Gleichzeitig gehen die Schwächen des Drehbuchs (Sean Anders und John Morris, «Wir sind die Millers») ausgerechnet auf Kosten von Nick, Dale und Kurt. Waren die drei gebeutelten Angestellten im ersten Teil gerade so tollpatschig, wie es zur jeweiligen Szenerie passte, lässt man die Figuren in Teil zwei von einem übergroßen Fettnapf in den nächsten treten und scheint ihnen bewusst deutlich weniger Gehirnzellen angedichtet zu haben, als noch vor drei Jahren. Das ist für die Gagdichte zwar förderlich, wird der einstmals so geerdeten Charakterzeichnung der Herren jedoch nicht gerecht und lädt zur Identifikation schon gar nicht ein. Auch der Nutzen hinter einer derarigen Neuausrichtung ist nicht eindeutig ersichtlich. Zwar werden die Sprüche noch derber, die Story noch absurder, doch ein bisschen mehr Bodenständigkeit hätte dem nach einer schleppenden Eröffnungsphase ansonsten sehr stringent erzählten Plot gut getan. Wie man die Absurdität der Prämisse zur Genüge auskostet, ohne dabei an zu viel Glaubwürdigkeit einzubüßen, beweist Regisseur Sean Anders übrigens mit einer ansehnlich choreographierten Auto-Verfolgungsjagd, die ganz nebenher auch ein Ausrufezeichen hinter handgemachte Hollywood-Action setzt.

Der Schlüssel zu einer gelungenen Komödie ist schlussendlich aber ohnehin die Treffsicherheit des Humors und die ist auch in «Kill the Boss 2» einmal mehr überdurchschnittlich hoch. Wenngleich ausgerechnet die sketchartige Eröffnungsszene nicht gerade vor Einfallsreichtum strotzt, passt sich die Gagdichte nach und nach der Dynamik der Story an und nimmt mitsamt des Entführungsplans unser drei Lieblingsgangster erst recht an Fahrt auf. Das an mancher Stelle nicht ganz sichere Timing gleicht ohnehin zu jedem Zeitpunkt der hier bereits mehrfach gelobte Chris Pine aus, was auch sein Running Gag beweist: Die Umstehenden immer wieder mächtig zu verarschen und sich darüber schließlich wie ein kleines Kind zu freuen, ist nicht nur vorhersehbar und schon vielfach dagewesen. Doch Pine spielt mit solch einer Passion, dass der mangelnde Ideenreichtum dabei nicht nur in den Hintergrund rückt, sondern schlussendlich fast in Gänze verschwindet. So ist «Kill the Boss 2» ohne den Überraschungseffekt seines Vorgängers zwar nicht mehr ganz so stark und leidet an manchen Stellen unter dem wenig ausgereiften Drehbuch. Gleichzeitig zünden die Gags in den entscheidenden Momenten so stark, dass insbesondere derartigem Filmstoff zugetane Zuschauer einen launigen Filmabend erleben werden.

«Kill the Boss 2» ist ab dem 27. November bundesweit in den Kinos zu sehen.

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