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Einfach mal wegschauen?

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Via Facebook, You Tube und Co. gelangen immer krassere Videos in die Stuben der Deutschen. Manuel Weis über ungefilterte Gewaltexzesse frei Haus.

„Twitter hat sich in den letzten Jahren, gerade in Krisensituationen, als ein unheimlich wichtiges Instrument für Journalisten erwiesen. Es gibt so viele Situationen, die sich schlagartig ändern und die auch so lokal sind, dass man bei ihnen eine Unmenge an Informationen in Echtzeit braucht. Dafür ist Twitter ideal.“ Soziale Netzwerke haben Journalisten in den zurückliegenden Jahren den Weg zu Informationen, gerade in Krisengebieten, durchaus erleichtert. Das meint auch ZDF-Mann Christian Sievers, der lange Zeit in Israel als Korrespondent tätig war und jetzt die ZDF-Hauptnachrichten moderiert. Tweets oder Posts geben oft ein gutes Bild darüber ab, was in Orten und Städten passiert, in die normalerweise keine Kamerateams kommen. Die Welt von YouTube, Facebook und Co hat aber auch ihre Schattenseiten. Damit ist an dieser Stelle nicht einmal der Fauxpas gemeint, als vergangene Woche mehrere große Medien den Wechsel von Sebastian Vettel zu Ferrari meldeten – und allesamt auf einen Fake-Account bei Twitter hereinfielen. Erst einen Tag später wurde „Sebs“ Wechsel zu den Roten wirklich offiziell.

Twitter, Facebook und Co. haben eine ganz andere hässliche Seite. Die des „Jeder darf publizieren“. Die Medienlandschaft hat sich seit der zunehmenden Digitalisierung nicht nur deshalb verändert, weil große Verlagshäuser unter dem Druck stehen, auf ihren Online-Portalen die aktuellsten News schnell und umfassend aufzubereiten, sondern auch deshalb, weil sich selbstgedrehte Videos rasant im Netz verbreiten. Ein besonders abschreckendes Beispiel ist das einer 13-jährigen Schülerin aus Baden-Württemberg, die von einer Reihe wild gewordener gleichaltriger Teenie-Mädels attackiert wird. Ein Handyvideo dieser Auseinandersetzung schafft es ins Internet und wird – auch weil Bild.de ausführlich berichtet, zum wahren Renner.

Themenwoche Krieg in den Medien

In dieser Woche dreht sich bei Quotenmeter.de alles um das Thema Krieg in den Medien. Dabei werfen wir einen Blick auf den Umgang und die Berichterstattung mit dem sensiblen Thema. Am Sonntag stellt sich Christian Sievers, Moderator der «heute»-Nachrichten im Interview. Der Montag steht im Zeichen der sozialen Medien. Wie kommt es immer wieder zu Gewaltvideos im Netz und wird damit umgegangen. Ein Quotencheck zur «N24 Zeitreise» mit Stefan Aust steht am Dienstag an. Am Mittwoch analysieren wir die Quoten der «Tagesschau». In einem weiteren Interview ist am Donnerstag Paul Ronzheimer zu Gast. Der Bildreporter steht mit seiner Kamera immer an vorderster Front. Den Abschluss bildet der Freitag mit einem Quotencheck zu den «Brennpunkten».
Das hat Konsequenzen für Opfer und Täter. Da ist es nicht genug, dass die 13-Jährige Schläge und Tritte kassiert. Halb Deutschland hat dabei nun via Internet zugesehen. Den Tätern weht harscher Wind entgegen – ihnen wird via World Wide Web offen gedroht. Das ging soweit, dass sich sogar das Springer-Medium entschied, das Video nicht mehr zu zeigen. Dass man im Vorfeld zumindest die Gesichter entfremdet hatte, schien wenig gebracht zu haben, schließlich ließ sich das Original binnen Sekunden in sozialen Netzwerken ausfindig machen.

Und da liegt die Gefahr: Der Sensationsgeilheit sind seit Leserreportern und Handyvideos keine Grenzen mehr gesetzt. Wo früher eine Redaktionskonferenz darüber entschied, was gezeigt werden darf und was nicht, was der Masse zumutbar ist und was nicht, kommt heute alles ungefiltert ans Tageslicht. Eine damit einhergehende Verrohung gerade jüngerer Zielgruppen ist eine denkbare, und ebenso erschreckende, Folge dessen. Noch extremere Ausmaße nimmt dies in anderen Kulturkreisen an. Da filmen sich Extremisten mit dem frisch abgetrennten Kopf ihrer Geiseln. Was früher selbst dem manchmal schon makaberen «South Park» zu viel gewesen wäre, ist auf Internet-Videos brutale Realität. Bilder dieser Gräueltaten dürften eigentlich nicht der weiten Masse zugänglich sein. Das Schlupfloch Internet aber lässt sich so einfach nicht schließen.

Im Falle des verprügelten Mädchens in Baden-Württemberg wurde zwischenzeitlich reagiert. Besagte Aufnahmen lassen sich im Internet zumindest nach kurzer Suche nicht mehr finden. Bis dato haben aber genug Menschen die Bilder gesehen. Facebook und YouTube sehen sich dem Problem angesichts der Datenmasse hilflos ausgeliefert. Quotenmeter.de-Anfragen, wie sie dieser Lage Herr werden wollen, ließen beide Unternehmen trotz mehrmaligen Nachhakens bis dato unbeantwortet. Auch die Redaktion der Bild wollte sich zur Online-Berichterstattung zum Prügel-Fall und den Auswirkungen auf die Betroffenen nicht äußern. So zeitgemäß das Schauen und Filmen von Handyvideos in manchen Momenten sein mag: Manchmal ist weniger einfach mehr. Und manchmal muss man nicht alles mit eigenen Augen sehen.

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