Die Kritiker

«Lena Fauch - Vergebung oder Rache»

von

Veronica Ferres ist wieder als Seelsorgerin «Lena Fauch» zu sehen. In ihrem neuesten Fall muss sie verhindern, dass eine Familie nach dem Tod der Tochter auseinander bricht.

Cast & Crew

Vor der Kamera
Veronica Ferres als Lena Fauch, Stephan Kampwirth als Thomas Lammers, Felix Vörtler als Frank Weingartner, Sylvana Krappatsch als Martha Weingartner, Lasse Myhr als Günther Jankowsky, Eva Maria Bayerwalter als Christl Jankowsky


Hinter der Kamera
Buch und Regie: Johannes Fabrick, Reihenkonzept: Olaf Kraemer, Idee: Astrid Ströher, Kamera: Helmut Pirnat, Schnitt: Hana Fabrick, Szenenbild: Thilo Mengler, Kostüm: Esther Walz, Ton: Michael Wollmann, Musik: Ralf Wienrich, Eckart Gadow

Der neueste Fall von Polizeiseelsorgerin «Lena Fauch» dreht sich um den drohenden Untergang einer Familie: Günther Jankoswsky, gespielt von Lasse Myhr, wird beschuldigt die 20-jährige Tochter des Ehepaars Weingartner vergewaltigt und anschließend ermordet zu haben. Aufgrund eines Formfehlers des ermittelnden Polizisten wird Jankowskys Geständnis ungültig und er daraufhin freigesprochen. Bereits die Zeit nach der Tat brachte Frank und Martha Weingartner an die Grenzen ihrer Belastbarkeit, doch das Wissen, dass Jankowsky wieder auf freiem Fuß ist, lässt die beiden den Glauben aneinander und sich selbst verlieren. Doch auch Kommissar Lammers (Stephan Kampwirth) fühlt sich verantwortlich, den vermeintlichen Täter nicht ins Gefängnis gebracht zu haben. Parallel dazu frisst seine Scheidung ihn förmlich auf und sein einziger Lichtblick, seine kleine Tochter zu sehen, bleibt ihm verwehrt.

Veronica Ferres muss als Seelsorgerin Lena Fauch beiden Seiten helfen und versucht dennoch, einen Zugang zu Jankowsky zu bekommen, ihn von seinen inneren Fesseln zu lösen und ihn so dazu bewegen, doch ein erneutes Geständnis zu tätigen. In Folge dieser Versuche kommt es immer wieder zum psychologischen Kräftemessen zwischen Fauch und den anderen Figuren, die sich mit dem Inneren der Charaktere auseinander setzen.
Doch Fauchs Berufsethos erlaubt ihr streng genommen nur den Beistand, für ihre Taten sind die Handelnden selbst verantwortlich.

Dies wirkt sich vor allen Dingen auf das Ehepaar aus, die sich immer weiter auseinanderleben und in die Einsamkeit flüchten. Dabei durchwandern sie die vier Phasen der Trauer. So ist vor allen Dingen Frank Weingartner (Felix Vörtler) in der Phase von Wut, Hass und Zorn und sehnt sich nach nichts mehr als Vergeltung für den Mord an seiner geliebten Tochter. Seine Frau Martha (Sylvana Krappatsch) leidet unter Rastlosigkeit und Schlafproblemen, sie fühlt sich allein gelassen und glaubt, ihr Mann gebe ihr die Schuld für den Tod ihrer Tochter. Dabei zieht sie sich immer weiter zurück und wird letztlich von ihrer Isolation überfordert. Für sie gibt es nicht die Möglichkeit, Trost zu finden oder sich jemandem anzuvertrauen. Entsprechend groß ist der Aufwand, den Fauch betreiben muss, um Frau Weingartner zu erlösen und sie auf dem Weg zur Akzeptanz zu unterstützen.

Dieses Thema zieht sich durch die kompletten 90 Minuten des Films und steht dabei zwar immer im Vordergrund, schafft es aber dennoch, nicht zu aufdringlich zu wirken. Besonders passend ist in diesen Fällen die Musik, welche in der Regel nur von Streichinstrumenten gespielt wird und immer wieder für eine passende, einfühlsame Untermalung des Films sorgt.
Neben dem komplexen Thema und den religiösen Einflüssen gelingt es Regisseur Johannes Fabrick, auch immer wieder Fragen über das Rechtssystem in Deutschland aufzuwerfen. Wird ein Täter, der ein Geständnis abgelegt hat, durch einen Formfehler plötzlich unschuldig?
Sollte die Polizei diesem zukünftig die Hilfe verweigern? Und wie gehen Menschen vor, die den Mörder ihrer Tochter kennen, und nun ihr eigenes Recht, angetrieben von Rachegedanken, durchsetzen wollen?

«Lena Fauch – Vergebung oder Rache» ist dabei ein Psychodrama auf einem so nur rar gebotenen, hohem Niveau. Dabei wird eine komplexe Geschichte von einem durch und durch großartigen Ensemble zum Leben erweckt, bei dem besonders Felix Vörtler und Lasse Myhr herausstechen. Auch wenn letztgenannter auf Grund seiner Rolle nur kurz zu sehen ist, überzeugt er durchweg in seinen wenigen Szenen. Der Film liefert die nötige Spannung, um bis zu Ende gespannt zu bleiben, dabei verliert sich aber irgendwann der Gedanke, den vermeintlichen Täter in das Gefängnis bringen zu wollen. Stattdessen rückt nach und nach die Freude über den emotionalen Fortschritt der Eltern, die die Phasen der Trauer durchschreiten in den Mittelpunkt. Die eigentliche Protagonistin rückt dabei zwar etwas in den Hintergrund, dies liegt aber weder an einem schlechten Spiel noch an einer schwächelnden Charakterisierung durch die Autoren, sondern einzig und allein durch das prägnante Auftreten ihrer Schauspielkollegen und der untypischen Story. Alleine schon der Verzicht auf die typische Täter- und Beweissuche, sondern die Fokussierung auf die Hinterbliebenen des Opfers und deren Entwicklung, macht den dritten Teil der «Lena Fauch»-Reihe zu einer frischen Alternative und setzt den positiven Trend der ersten beiden Teile fort.

«Lena Fauch – Vergebung oder Rache» ist am Montag, den 1. Dezember um 20.15 Uhr im ZDF zu sehen.

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