Der Stern der Jahresrückblicke sinkt

Auch wenn noch fast ein ganzer Monat aussteht und die Menschen somit erst gut 90 Prozent des Jahres 2014 hinter sich gebracht haben: Im deutschen Fernsehen steht nun die Zeit der Jahresrückblicke an. Den Reigen eröffnet diesmal wieder das ZDF mit der von Markus Lanz moderierten Sendung «Menschen 2014», die vergangenen Dienstag in München aufgezeichnet wurde. Dass die Show diesmal freitags – zudem erst ab 21.15 Uhr und mit einer geplanten Länge von zweieinhalb Stunden läuft, ist ein wenig überraschend. Zum einen dürfte für diese Programmierung gesprochen haben, dass das Zweite der privaten Konkurrenz von RTL zuvorkommen wollte. Zum anderen sanken die Zuschauerzahlen des Rückblicks zuletzt doch deutlich. Schauten 2010 auf dem bisherigen Sendeplatz am Sonntagabend um 20.15 Uhr noch 6,85 Millionen Menschen zu, die für 21,5 Prozent Marktanteil insgesamt und mehr als 17 Prozent bei den Jungen reichten.

Danach aber begann der Stern der Jahresrückblicke insgesamt etwas zu sinken. Noch sechs Millionen Menschen sahen die ZDF-Show im Jahr 2011 (20,1%). Den deutlichsten Verlust musste die Show dann 2012 verkraften, als plötzlich eineinhalb Millionen Menschen weniger zusahen und die Reichweite noch bei 4,51 Millionen lag. Dass das kein Ausrutscher war, bekräftigte man 2013, als die gemessene Zuschauerzahl mit 4,48 Millionen stabil blieb, die Quote insgesamt aber auf 14,5 Prozent fiel. Mit etwas mehr als neun Prozent bei den Jungen hatte das Format seinen Marktanteil der 14- bis 49-Jährigen binnen vier Jahren nahezu halbiert.

Einen ähnlichen Weg schlugen auch die Werte beim RTL-Rückblick «Menschen, Bilder, Emotionen» ein, der immer sonntags zur besten Sendezeit läuft und von Günther Jauch präsentiert wird. Auch in diesem Jahr ist es aber der zweite große Rückblick im deutschen Fernsehen. 2011 feierte die Produktion von i&u ihre größten Erfolge – damals gelang den Machern ein besonderer Coup: Thomas Gottschalk war eingeladen, wenige Tage nach dem schlimmen Unfall von Samuel Koch in «Wetten, dass..?»: Das steigerte das Interesse ungemein, sodass 8,39 Millionen Zuschauer und insgesamt mehr als 26 Prozent Marktanteil gemessen wurden. Klar, dass man damit 2012 nicht mehr mithalten konnte: Mit fünf Millionen Zuschauern war der Rückblick damals erfolgreicher als der des ZDF. 2013 näherten sich beide Formate schließlich aber an. «Menschen, Bilder, Emotionen» erreichte mit 4,49 Millionen Zusehern einen der schwächsten Werte seiner Geschichte.

Insgesamt wurden 15,3 Prozent Marktanteil gemessen, bei den Umworbenen kamen exakt 20 Prozent zu Stande. Gegenüber 2012 sank die Quote in der klassischen Zielgruppe um 0,6 Prozentpunkte. Doch nicht nur ZDF und RTL haben jüngst klassische Primetime-Rückblicke gezeigt – in etwas anderer Form blickt seit einigen Jahren auch ProSieben auf die Ereignisse des Jahres zurück. «Galieo Big Pictures» zeigt jeweils 50 Bilder eines Jahres – und deckt damit eine recht große Themenpalette ab. Die von Aiman Abdallah moderierte Sendung läuft heuer am 19. Dezember zur besten Ausstrahlungszeit und will unter anderem 25 Jahre Mauerfall, die Ebola-Epidemie, den WM-Sieg für Deutschland, den Tod von Schauspieler Robin Williams sowie die Rettung des schwerverletzen Forschers aus der Riesending-Höhle behandeln.

15,7 Prozent Marktanteil holten die Bilder des Jahres 2010. Ein Jahr später kam die Sonderausgabe von «Galileo» an einem Freitagabend auf ähnlich starke 15,5 Prozent Marktanteil in der klassischen Zielgruppe. 2012 wanderte der Jahresrückblick auf einen Donnerstag Mitte Dezember und holte damals sogar mehr als 16 Prozent und somit den bis dato besten Wert. Im Jahr 2013 gab es wieder einen neuen Sendeplatz – damals lief das Format am letzten Samstag des Jahres, was sinkende Werte mit sich brachte. 14,4 Prozent der Umworbenen brachten die Produktion aber dennoch in den deutlich grünen Bereich. Nachdem der «ARD-Jahresrückblick» in den vergangenen zwei Jahren pausierte (auch weil man damals mit dem Bau des neuen Nachrichtenstudios beschäftigt war), kehrt er heuer wieder zurück und das sogar auf einem noch prominenteren Sendeplatz. Das Erste zeigt ihn am 15. Dezember 2014, einem Montag, zur besten Ausstrahlungszeit um 20.15 Uhr.

Blickt man auf die Quoten der 2011er Ausgabe, die um 22.15 Uhr an einem Mittwoch startete, überrascht das. Der «ARD-Jahresrückblick 2011» nämlich war in vollem Umfang ein Flop. Mehr als gut sechs Prozent Marktanteil ließen sich damals nicht erzielen, beim jungen Publikum holte man knapp fünf Prozent. 2014 moderieren Caren Miosga und Thomas Roth.

«Menschen» (ZDF)

9,1%

«Menschen, Bilder, Emotionen» (RTL)

39,9%

«Galileo Big Pictures» (ProSieben)

34,8%

«Album» (ZDF)

16,2%

Weniger Spektakel bietet seit Jahren derweil das ZDF-Format «Album», das auch nicht zur Hauptsendezeit, sondern um 19.15 Uhr als einstündiges Magazin gezeigt wird. Hier wird – anders als bei ProSieben – aber ebenfalls die Müdigkeit der Menschen an den Rückblicken spürbar. Schauten 2010 noch 4,37 Millionen Menschen zu, ging es danach Jahr für Jahr bergab. Seit 2011 läuft die Sendung immer am zweiten Weihnachtstag nach den «heute»-Hauptnachrichten. 2011 belief sich die Reichweite auf etwas mehr als vier Millionen, ein Jahr später waren es noch 3,66 Millionen. Auf etwas mehr als 3,6 Millionen Zuschauer kam «Album 2013». 13,6 Prozent Marktanteil wurden insgesamt erreicht, 8,7 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen.

Neben den ernsten Rückblicken bevölkern auch eine ganze Palette an Comedy-Sendungen den Dezember, in denen diverse Künstler auf das Jahr zurückblicken. 2013 stach unter anderem Urban Priols «Tilt» hervor, das im Zweiten auf 3,41 Millionen Zuschauer und knapp 16 Prozent Marktanteil kam. Dieses Jahr darf Priol am 30. Dezember ab 22.15 Uhr ran.