Die Kritiker

«Wilsberg – 90-60-90»

von

Für den 44. Fall von Privatdetektiv wäre der Untertitel „Das Model und der Stalker“ sicherlich treffender gewählt, dennoch bekommt der Zuschauer «Wilsberg» geboten wo «Wilsberg» draufsteht.

Cast und Crew

Vor der Kamera: Leonard Lansink als Georg Wilsberg, Oliver Korittke als Ekkehardt Talkötter, Ina Paule Klink als Alex Holtkamp, Rita Russek als Anna Springer, Roland Jankowsky als Overbeck, Jasmin Lord als Sonja Conrad, Karoline Eichhorn als Britta Conrad, Oliver Wnuk als Rolf Blank und Max Giermann als Felix


Hinter der Kamera: Regie: Dominic Müller, Drehbuch: Stefan Rogall, Schnitt: Jens Müller, Kamera: Simon Schmejkal, Musik: Matthias Weber, Szenenbild: Frank Prümmer
Im mittlerweile 44. Fall des Münsteraner Privatdetektivs und Antiquar Georg Wilsberg geht es um ein junges Model, welches gestalkt wird. Passenderweise ist es seit seiner Kindheit mit Georgs bestem Freund Ekki befreundet und beauftragt die beiden deshalb, seinen Stalker zu finden und sie vor weiteren Attacken zu schützen. Während die beiden also auf der Suche nach dem Stalker sind, wird klar, dass der Kreis der Verdächtigen größer zu sein scheint als zunächst erwartet.

Alle im Umfeld der jungen Frau scheinen ein Motiv zu haben. Ein Fotograf, mit dem sie angeblich eine Affäre hatte und dessen Frau es herausfand. Ihr Assistent, mit dem sie zu einer neuen Agentur wechseln wollte und somit ihre Mutter verlassen, die für die Karriere der Tochter bereit war alles zu tun und die bereits seit Monaten unter akuten Geldproblemen leidet. Obendrein kommt es zu weiteren Angriffen und Drohungen gegenüber Sonja, so der Name des Models.

Ein Schleier legt sich über die ganze Szenerie und schafft es dabei genügend Satire und Kritik an der Branche mit durchschimmern zu lassen. Nichtsdestotrotz schafft Regisseur Dominic Müller es, die Motive der Figuren genauer zu beleuchten und sie langsam in den Vordergrund zu rücken. Hier liegt gerade im letzten Drittel die große Stärke, denn während sich der Kreis der Verdächtigen immer enger zusammenzieht wird Lisa immer schwächer und verzweifelter und Wilsberg und Ekki läuft die Zeit davon.

Doch «Wilsberg» verstand es immer mehr zu sein als ein schlichter Krimi und so fehlen auch diesmal etwaige humoristische Szenen und Einlagen nicht. Gerade das Element der Situationskomik macht den Samstagskrimi im Zweiten so unverwechselbar.

Zum Stammensemble gesellte sich diesmal Oliver Wnuk, der die Rolle des verängstigten Künstlers großartig spielte. Sowohl Mimik als auch Gestik passten geradezu perfekt zu dem sensiblen und gebrochenen Mann. Doch auch Jasmin Lord, als Model Sonja Conrad, macht ihren Job sehr gut. Die junge Schauspielerin, die vor allem als Rebecca von Lahnstein in «Verbotene Liebe» bekannt ist, wird es mit der Figur des gejagten und einsamen Models sicherlich schaffen einem noch größeren Publikum bekannt zu werden. In einer Gastrolle sicherte man sich sogar die Dienste von Collien Ulmen-Fernandes, die als Zimmermädchen immer wieder für die richtige Komik in perfiden Situationen sorgt.

Doch auch die üblichen Verdächtigen schaffen es einmal mehr zu glänzen, so gehören Leonard Lansink und seine Rolle als Georg Wilsberg einfach fest zusammen. Ebenso stark ist Oliver Korittke als Ekkehardt „Ekki“ Talkötter. Die gewohnte Dynamik zwischen Lansink und Rita Russek als Kommissarin Anna Springer bleibt diesmal allerdings etwas auf der Strecke, dies liegt aber nicht etwa an einer schlechten Chemie, sondern an der kurzen Spielzeit von Springer. Das Gleiche trifft auf Roland Jankowsky zu, der mit der Figur des Overbeck eine Art liebenswerten Tollpatsch, der sich nach Anerkennung sehnt, geschaffen hat. An einigen Stellen merkt man das Fehlen und die unpassenden Sprüche dieser unverwechselbaren Figur.

Im Gesamten schadet dies der neuesten Episode jedoch nicht, es wäre eher wie die Kirsche auf der Sahne gewesen. Alles in allem schafft «Wilsberg» es in gewohnter Manier Krimi und Komödie zu verbinden, ohne das es lächerlich oder deplatziert wirkt. Im Gegenteil, inzwischen gehört «Wilsberg» zu den Klassikern am Samstagabend und schafft es dabei dennoch sich immer wieder neu zu erfinden. «Wilsberg 90-60-90» mag weder der beste noch der kreativste Fall der Reihe sein, gehört aber trotzdem zu den spannendsten. Denn die Folge lässt den Zuschauer permanent im Dunklen tappen und wechselt schlagartig die Richtung, sobald man sich zu sehr auf ein Ziel eingeschossen hat. Zu guter Letzt verdient die Episode noch ein Sonderlob für ihre kritische Haltung gegenüber einer Modelbranche und für die Figur des Modezaren Felix, der von Max Giermann («Switch Reloaded») portraitiert wird und eine herrliche Satire auf die Köpfe der Branche darstellt.


«Wilsberg – 90-60-90» ist am Samstag, den 20. Dezember, ab 20.15 Uhr im ZDF zu sehen.

Kurz-URL: qmde.de/75053
Finde ich...
super
schade
92 %
8 %
Teile ich auf...
Kontakt
vorheriger ArtikelHandball-WM: Sport1+ will TV-Rechtenächster ArtikelDer Fernsehfriedhof on Demand: Der Ring der Peinlichkeit
Weitere Neuigkeiten

Optionen

Drucken Merken Leserbrief



Heute für Sie im Dienst: Fabian Riedner Veit-Luca Roth

E-Mail:

Quotenletter   Mo-Fr, 10 Uhr

Abendausgabe   Mo-Fr, 16 Uhr

Datenschutz-Info

Letzte Meldungen

Werbung

Mehr aus diesem Ressort


Jobs » Vollzeit, Teilzeit, Praktika


Surftipp


Surftipps


Werbung