Der Cast
- Hendrik von Bültzingslöwen
- Torsten Hammann
- Jan Hasenfuss
- Enno Kalisch
- Vera Kasimir
- Kerstin Kramer
- Stephanie Müller-Hagen
- Frank Streffing
Red Arrow International versucht, Abhilfe zu schaffen. Die Tochter der ProSiebenSat.1-Gruppe schuf in Belgien mit «What If?» beziehungsweise «Wat Als?» eine immens erfolgreiche Produktion, die ihrem Heimatsender 2BE rund das Dreifache des Senderschnitts generierte. Alsbald wurde die Sendung auch in andere Länder exportiert, unter anderem in die Niederlande, wo bei RTL4 ebenfalls der Senderschnitt locker überboten wurde, sowie nach Kanada. Darüber hinaus sackte die Sketchcomedy eine Nominierung für die Goldene Rose ein und gewann diesen November einen International Emmy.
Im deutschen Fernsehen findet die Sendung als «Stell Dir vor» seine Heimat nicht bei einem der ProSiebenSat.1-Sender, sondern im Ersten. Und zumindest die erste Testausgabe musste sich mit einem unschönen Sendeplatz herumplagen: Die öffentlich-rechtliche Anstalt versteckte sie in der Todeszone, genauer gesagt am Freitagvorabend um 19.10 Uhr. Wann weitere Ausgaben folgen werden, ist bisher unbekannt, aber man kann nur hoffen, dass sie einen anderen Programmplatz erhalten. Etwa in der Comedy- und Satireschiene am Donnerstagabend. Da würde das Format doch hinpassen …
Zu gönnen wäre es dieser „gedanklichen Achterbahnfahrt voller Humor“, wie Das Erste «Stell Dir vor» selber bezeichnet, zweifelsohne. Denn auch wenn wahrlich nicht jede Pointe sitzt, ist die Idee genauso liebenswert wie simpel: Jeder Sketch zeigt ein „Was wäre, wenn ...“-Szenario und spielt dies in einer leicht absurden, wenngleich todernst gespielten Anekdote durch. „Stell Dir vor, die Toilette wäre nie erfunden worden“ … nun, in dem Fall würden Geschäftsmänner natürlich staubtrocken ihre Sekretärinnen dazu verdonnern, ihre Häufchen wegzuräumen. „Stell Dir vor, alle Berufsgruppen würden wie Beamten handeln“ … dann würden sich Polizisten natürlich pünktlich Feierabend gönnen!
Wenn Sketche nicht sitzen, dann weil die Kopfkino-Situation den Zuschauer zu sehr um die Ecke denken lässt oder völlig in die Irre führt. In einer Welt, in der vor allem Frauen als Bauarbeiter tätig sind, würden eben diese ununterbrochen versuchen, attraktiven Männern hinterher zu pfeifen. Gelingen würde es ihnen aber nicht. So behauptet zumindest «Stell Dir vor». Kurzum: Die Pointe beruht darauf, dass die klischeehaften Geschlechterrollen vertauscht werden sowie darauf, dass Frauen (so die Logik der Autoren) nicht pfeifen können. Aha. Das ist allerdings neu.
Andere Sketche zünden dagegen richtig gut. In diesen Fällen erschaffen Autoren und Comedians dank präziser Dialoge und herrlich bodenständigem Spiel (das völlig konträr zur absurden Grundsituation steht) eine urkomische Parallelwelt. Bestes Beispiel: „Stell Dir vor … Hooligans wären intellektuell“ … na, dann würden sie selbstredend noch immer streiten, saufen und singen. Nur viel höflicher, eloquenter und kultivierter. Klingt auf dem Papier vielleicht leidlich amüsant, ist in der Umsetzung aber äußerst witzig.
Klare Faustregel: Je freimütiger Stereotypen variiert und je umfangreicher Standardsituationen ad absurdum geführt werden, desto besser sind die daraus entstehenden Szenen. Eine Sensation ist «Stell Dir vor» in der zur Premiere gebotenen Form zwar nicht, eine Fortsetzung ist trotzdem klar erwünscht.