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Februar: Berlinalezeit! Der Goldene Bär geht an den chinesischen Thriller «Feuerwerk am helllichten Tage», der Große Preis der Jury dagegen an «Grand Budpest Hotel». Während ersterer Film auf dem Festival klar die Gemüter spaltet (Kritiker loben ihn einhellig, zahlende Festivalbesucher reagieren durchmischt), mausert sich Wes Andersons Heist-Movie mit 985.188 Besuchern zu einem Überraschungserfolg – so populär war nie zuvor ein Film des Texaners.
März: Am 2. März bringt Ellen DeGeneres Twitter zum Zusammenbruch. Während der Academy-Award-Verleihung schlägt sie dem Auditorium vor, gemeinsam ein Selfie zu schießen. Daraufhin schnappt sich Bradley Cooper das Smartphone der Moderatorin und schießt ein Selbstporträt mit Ellen, Angelina Jolie, Brad Pitt, Meryl Streep, Julia Roberts, Jennifer Lawrence, Lupita Nyong'o, Kevin Spacey, Jared Leto, Peter Nyong'o und Channing Tatum im Hintergrund. Was im Rummel um das Foto untergeht: Die Aktion ist mit Product Placement verbunden. Ellen nutzt während der Show nicht ihr privates Smartphone, sondern ein von Samsung gesponsertes. Laut dem 'Wall Street Journal' war das Selfie dennoch eine redaktionelle Idee der Oscar-Veranstalter und kein bloßer Werbegag. Aufgrund des Werbedeals mit Samsung wurde lediglich darauf geachtet, ein entsprechendes Smartphone zu benutzen.
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Mai: Sie mögen zwar eine eingeschworene Fangemeinde haben und als Kult gelten. Die Kinokassen bringen sie aber nicht mit hoher Verlässlichkeit zum Klingeln – die Muppets. Die Puppen stürmen mit «Muppets Most Wanted» in die Kinos, kommen in Deutschland aber nur auf enttäuschende 167.546 Kinogänger.
Juni: Die Fußball-Weltmeisterschaft legt in Deutschland den Kinobetrieb lahm. Nur ein Film lässt weiterhin zahlreiche Bundesbürger vor der Leinwand Platz nehmen: Die Jugendbuchadaption «Das Schicksal ist ein mieser Verräter». Von fast ausnahmslos hervorragenden Kritiken begleitet schlägt das Romantik- und Krebsdrama 1,14 Millionen Eintrittskarten los. Fast würde es für die Top 25 der Jahrescharts reichen. Wäre da nicht der nur minimal erfolgreichere Superheldenfilm «X-Men – Zukunft ist Vergangenheit».
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August: Mit Robin Williams verliert die Filmwelt am 11. August eines ihrer größten Originale. Doch nicht nur der vor allem für seine tragikomischen Rollen gefeierte Schauspieler geht von uns. Zu den weiteren Verlusten des Sommermonats zählt die Leinwandlegende Lauren Bacall, die das American Film Institute zu den 25 größten weiblichen Filmstars der Geschichte wählte. Die Filmpartnerin solcher Größen wie Humphrey Bogart und Kirk Douglas wurde nie müde: Noch 2012 drehte die damals 88-Jährige mit «Farben der Liebe» einen Film mit ihr in der Hauptrolle.
September: Böse Ironie? Am 25. September startet mit «Who Am I – Kein System ist sicher» eine stylische, wenngleich inhaltlich nicht vollends ausgegorene, deutsche Filmproduktion, die durchaus Sympathie für Teile der Hackerszene aufzeigt. Der Vertrieb dieses Projekts? Sony Pictures.
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November: Hacker verschaffen sich Zugang zu internen Daten des Filmverleihs Sony Pictures. Bis Ende Dezember werden von den Hackern in regelmäßigen Abständen pikanter (digital ausgetauschter) Bürotratsch, Pseudonyme von Hollywoodstars, Wirtschaftsdaten und komplette Filme ins Netz gestellt. Früh kommt die These auf, es sei eine Attacke des nordkoreanischen Regimes, um gegen die Veröffentlichung der Nordkorea-Satire «The Interview» vorzugehen. Nachdem im Dezember sogar Terrordrohungen Sony erreichen, kippt das Studio den Film. Ein Entschluss, der auf wenig Verständnis stößt.
Dezember: 101 deutsche Kinos nehmen am 4. Dezember den Episodenfilm «Dritte Person» mit Liam Neeson, Adrien Brody, Olivi Wilde, James Franco und Mila Kunis in ihr Programm auf. Und kaum jemanden interessiert es. Mit einem 1.627 Personen schweren ersten Wochenende zählt das Drama zu den erfolglosesten Kinostarts des Jahrzehnts. Damit der Film wenigstens ein bisschen Publicity erhält, nimmt Kinokolumnist Sidney Schering ihn in seinen Jahresrückblick auf. Und der wird gerade in diesem Moment von jemandem gelesen … Und vielleicht erreicht der Bericht über den Misserfolg von «Dritte Person» mehr Menschen als der Film selbst. Vielleicht ist es aber auch gar kein Film. Sondern Manuel Neuer?