Der RTL-Demoreporter
Weshalb ein RTL-Reporter für Aufregung bei der Demo sorgte und wie sich «Panorama» und der Kölner Privatsender zu seinem Auftritt äußerten, lesen Sie hier in aller Ausführlichkeit.Es ist eine außerordentliche Leistung des Magazins «Panorama», das somit ohne Zweifel klar macht, was Medien eigentlich können. Gegenüber Quotenmeter.de äußerte sich Moderatorin Anja Reschke, die zu Beginn des kommenden Jahres zur Bereichsleiterin Programm beim NDR wird. „Vor dem offiziellen Beginn der Veranstaltung war es nicht schwer, mit den Demonstranten ins Gespräch zu kommen. Dabei haben sich unsere Reporter ausschließlich an die Menschen gewandt, die von Politikern und Journalisten gerne als „die Mitte der Gesellschaft“ bezeichnet werden. Viele von ihnen gaben freimütig vor der Kamera Auskunft über ihre Motive und Beweggründe – allerdings oft mit dem Zusatz „Das müssen sie doch mal bringen!“ oder „Ach, das wird doch sowieso wieder geschnitten, verkürzt und manipuliert!““, erklärt Reschke.
Dass zu dieser „Mitte der Gesellschaft“ auch einer gehörte, der eigentlich unerkannt mitlaufen wollte, weil er dafür Geld des RTL Landesstudios Ost bekam, war den «Panorama»-Leuten nicht klar. Der Journalist sorgte für Schlagzeilen, weil er seine Tarnung aber auch dann nicht aufgab, als ihn das Kamerateam zu einem Statement aufforderte. Dass er in der Tat mit ihnen sprach – und vor allem das Was – sorgte für eine derartige Welle, dass RTL die Zusammenarbeit mit dem Mann noch am Wochenende beendete. Und auch dem NDR schmeckte genau das nicht; schürt des doch einzig den Eindruck, bei den deutschen Medien handele es sehr wohl um eine „Lügenpresse.“
„Natürlich ist der Vorwurf, wir seien 'Staatsmedium' oder ' Lügenpresse', faktisch unsinnig. Denn wir bekommen unsere Themen weder vom Staat diktiert, noch senden wir Beiträge mit gelogenem Inhalt“, betont auch Anja Reschke. Trotzdem müsse man aber die zunehmende Skepsis dieser Menschen ernst nehmen, sagt sie. „Nach unserem Eindruck ist das vor allem im Zuge der Ukraine Krise massiv zum Ausdruck gekommen. Schlagzeilen wie 'Stoppt Putin!' und der dann folgende Beschluss von Sanktionen gegen Russland erwecken den Eindruck einer gesteuerten Presse.“
Die konkrete Idee für den bemerkenswerten «Panorama»-Beitrag, der wegen neun Zehntel des Gezeigten ein klares Beispiel für freie und unabhängige Medien ist, sei den Machern gekommen, weil in jüngerer Vergangenheit vor allem viel über Demonstrationen dieser Art berichtet worden sei. Häufig seien dies aber Bilder gewesen, in denen gar niemand zu Wort kam oder wenn doch, dann nur pöbelnde Nazis, erinnert sich Reschke. „Unserem Eindruck nach aber gab es kaum Versuche, mal mit den Menschen, die da demonstrieren, ins Gespräch zu kommen.“ Und wenn doch, dann waren die Beiträge satirischer Natur, wie in der MAZ, in der ein Mitglied der «heute-show» als Korrespondent des fiktiven RT Deutsch mit den Bürgern sprach.
Weihnachten und die Medienbranche
Schon im vergangenen Jahr war es die Weihnachtszeit, in der Quotenmeter.de täglich Interviews mit Machern und Aktiven der TV-Branche veröffentlichte. Auch 2014 wird es rund um das Fest eine Interview-Themenwoche geben. Den Anfang hat am vierten Advent Frank Beckmann, der ARD-Vorabendkoordinator gemacht. Am Montag vor Weihnachten sprach Anja Reschke («Panorama») mit Quotenmeter.de über den Dreh ihrer Leute auf einer Pegida-Demo in Dresden. Weitere Interviewpartner: «Traumschiff»-Kapitän Sascha Hehn am Dienstag, am Mittwoch Detlev Buck, Lina Larissa Strahl, und andere Hauptdarsteller von «Bibi & Tina» im Videointerview.Am Donnerstag: Parker Schnabel aus der DMAX-Sendung «Goldrausch in Alaska» und am Samstag: Oliver Kalkofe über sein TV-Jahr 2014.
Und so sprachen die Menschen vor der Demonstration bereitwillig mit dem ARD-Team. „Mit Beginn der Kundgebung wurde die Stimmung aggressiver, auch weil die Veranstalter in ihren Reden die Berichterstattung der Medien heftig kritisierten“, erklärt Reschke. Fortan sei es immer wieder zu Sprechchören wie „Lügenpresse“ gekommen, „die Interviews wurden bisweilen massiv gestört. Zum Teil konnten sie gar nicht mehr stattfinden, weil Menschen, die reden wollten, von Umstehenden daran gehindert wurden. So ist es auch im Drehmaterial auf panorama.de dokumentiert.“