Cast & Crew
Vor der Kamera:Janina Hartwig, Fritz Wepper, Gaby Dohm, Bibiana Zeller, Peter Franke, Urs Fabian Winiger, Ellenie Salvo González, Emanuela von Frankenberg, Karin Gregorek, Andrea Sihler, Denise M'Baye, Andrea Wildner, Wolfgang Müller, Andreas Wimberger, Horst Sacht
Hinter der Kamera:
Drehbuch: Jürgen Werner, Regie: Dennis Satin, Kamera: Sven Kirsten, Szenenbild: Michael Pfalzer, Schnitt: Biljana Grafwallner, Musik: Philipp F. Kölmel, Produktionsfirma: ndF
Als der gewiefte Wöller von den Plänen Frau Bergers erfährt, entscheidet er sich kurzerhand mit nach Portugal zu reisen, um die Witwe unter dem Deckmantel der Nächstenliebe auf seine Seite zu ziehen. Der Aufenthalt in der Pilgerstadt gestaltet sich jedoch länger als zunächst gedacht, denn Thomas Breitner (Peter Franke), der ehemalige Geliebte von Frau Berger, fühlt sich zuerst einmal überrumpelt und hat wegen des Zwists mit seinem Sohn Paulo (Urs Fabian Winiger) gerade ganz andere Sorgen. Der arme Paulo versucht für seinen schwer kranken Sohn Geld zu beschaffen, um ihm eine Behandlung zu ermöglichen. Die Distanz zu seinem Vater macht es jedoch zunächst unmöglich ihn nach Geld zu bitten. Wöller sitzt auf glühenden Kohlen, brauch das Geld unbedingt vor Weihnachten, findet aber einfach nicht die richtige Gelegenheit mit Frau Berger über den Deal zu sprechen. Es müssen schon einige Weihnachtswunder geschehen, damit ein Happy End für alle Beteiligten drin ist…
Nicht jugendlich genug? Die Probleme, die andere öffentlich-rechtliche Formate von Senderseiten aus plagen, besitzt «Um Himmels Willen» nicht. Die Kloster-Serie hat immer noch den Status der meistgesehenen deutschen Serie inne, rekrutiert dabei seine Zuschauer aus einer recht betagten Altersgruppe. Das merkt man der Sendung auch an. Wie andere Folgen auch, setzt das vierte Weihnachtsspecial von «Um Himmels Willen» auf ein behäbiges Erzähltempo und versucht damit seine Zuschauer nicht emotional zu überfordern. Dabei legt das ARD-Format Wert auf konservativ angelegte Figuren und kann stets auf den humorigen Kontrast zwischen der tugendhaften Schwester Hanna und den mit allen Wassern gewaschenen Bürgermeister Wöller zurückgreifen. Auch in „Das Wunder von Fatima“ sorgt das ungleiche Duo für einige Schmunzler, die vor allem Fritz Weppers Figur wieder mit denkwürdigen Zitaten erzeugt.
12 Jahre hat das Format auf dem Buckel, auch 2015 wird die Serie mit neuen Folgen bestückt. Dabei geht es seit 2008 alle zwei Jahre zu Weihnachten an exotische Orte. Der Vatikan, Nigeria und der Besuch auf einem Kreuzfahrtschiff liegen bereits hinter Schwester Hanna und Wolfgang Wöller – nun also Portugal. Die Abwechslung, die der Schauplatz hier und da bietet, ist jedoch in Bezug auf die Episodenstruktur nicht gegeben. Logischerweise scheut sich die neue deutsche Filmgesellschaft (ndF) vor großen Veränderungen, schließlich läuft es doch optimal für ihr Format. Dabei springt eine gewohnt bedächtig erzählte Episode heraus, die vor allem von Wöllers Witz lebt. Weitere Schauplätze wie der Organisationsstress um ein Weihnachtskonzert im Kloster Kaltenthal, das eigentlich von der abwesenden Schwester Hanna gestemmt werden soll sowie Wöllers Kumpel Huber, der ursprünglich mit dem Bürgermeister in Mallorca urlauben sollte, wirken an vielen Stellen zu stark ausgedehnt, ohne der Ausgabe einen wirklichen Mehrwert zu verleihen.
Insbesondere bei einem Weihnachts-Spezial kann sich der Zuschauer denken, dass die Konflikte letzten Endes nicht ungelöst bleiben, das ist jedoch nicht weiter schlimm. Allerdings kommen die Probleme, die die neueste Folge für seine Protagonisten aufwirft auch nicht so dramatisch daher, wie es auf dem Papier scheint. Zwar leidet der Breitner-Spross in Portugal an einer schweren Krankheit, allerdings zieht sich dieser Handlungsstrang nur, weil der arme Vater und sein eigener alter Herr im Streit völlig aneinander vorbeireden, ohne dass ein Wort von der Krankheit fällt, wonach Thomas Breitner sicherlich umgehend über Hilfe für seinen Enkel nachgedacht hätte. Darüber hinaus wirkt die Austragung des Konzerts in Kaltenthal ohne Schwester Hanna nie so problematisch wie Autor Jürgen Werner vielleicht dachte und dient wohl nur dazu um Gaby Dohm als Baronin Mutter wie gewohnt etwas Sendezeit zu gewähren. Ob man mit Fritz Weppers durchtriebenem Charakter Wöller mitfiebern will, der mutwillig Spenden an notleidende Waisen abgriff, bleibt ohnehin jedem selbst überlassen. „Geben und nehmen“ lautet an etlichen Stellen Wöllers Devise, die Episode bietet ein wahres Gewitter an Kompromissen und Abmachungen zwischen Wöller und anderen Figuren.
Nichtsdestotrotz: Über Handlungsarmut kann sich «Um Himmels Willen – Das Wunder von Fatima» nicht beklagen, auch wenn die Geschichten recht vorhersehbar sind. Wieder liefern vor allem die Gefechte zwischen Schwester Hanna und Wolfgang Wöller die Glanzpunkte der Ausgabe, obendrein sind die Landschaftsaufnahmen Portugals hinreißend. Mit einer gemeinsamen Weihnachtsfeier wird die Spezial-Ausgabe abgerundet und Fans von Weihnachtsepisoden werden nicht enttäuscht sein, denn die Episode bietet die gewohnten weihnachtlichen Motive: (Nächsten-)Liebe und Familie.
Das Erste strahlt «Um Himmels Willen - Das Wunder von Fatima» am 1. Weihnachtsfeiertag um 20.15 Uhr aus.