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Stief-Zwillinge: «Himmlisches Hotel» vs. «Mein Lokal, dein Lokal»

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kabel eins und VOX strahlen werktags um 17.00 Uhr fast zwei identische Shows aus. Wir haben die Formate beobachtet.

In der Rubrik "Stief-Zwillinge" wirft Quotenmeter.de einen Blick auf Fernsehformate, die sich unheimlich ähnlich sind und dennoch grundverschieden. In der ersten Ausgabe geht es dabei um die beiden Gastronomie-Shows «Mein Lokal, dein Lokal» auf kabel eins und das «Himmlische Hotel» auf VOX. Beide Formate teilen sich ein identisches, simples Konzept. Fünf Gastronomen prüfen die Betriebe der anderen Teilnehmer auf Herz und Nieren. Nach der Sendung folgt die Abrechnung mittels Punktevergabe. Am Ende der Woche wird ein Sieger gekürt, der einen Geldpreis gewinnt. Allerdings unterscheiden sich beide Formate grundlegend von ihrer Gestaltung.

Die kabel eins Show «Mein Lokal, dein Lokal» läuft während der Woche täglich von 17.00 Uhr bis 18.00 Uhr, hinzu kommt eine Blockwiederholung am Wochenende. Wer einen erbitterten Wettstreit und harsche Kritik sucht, ist hier für gewöhnlich falsch. Das Besondere an «Mein Lokal, dein Lokal» ist, dass die Beteiligten Gastronomen sehr auf Harmonie bedacht sind. So wird der Begriff „toll“ schon beinahe inflationär benutzt. Doch von Anfang an: Vier Gastronomen aus der gleichen Stadt oder Region besuchen am Mittag das leere Restaurant des jeweiligen Gastgebers. In dieser Zeit überzeugt man sich von der Einrichtung, der Sauberkeit, den Vorarbeiten in der Küche oder dem Weinsortiment. Dies dient natürlich auch einem ersten Beschnuppern der Mitstreiter, die sich für gewöhnlich recht schnell sympathisch sind. Am Abend kehren die Vier dann zurück und erleben den Restaurantalltag mit und bestellen selbst ein Menü, um die Fähigkeiten der Köche zu überprüfen. Hier kommt bereits die erste Schwachstelle des Formats zum Tragen, denn einige der Restaurants sind nur recht spärlich besucht, im Gegenzug stehen den Kritikern gleich mehrere Kellner zur Verfügung.

Doch anstatt dies zu kritisieren, bewundern es die übrigen Gastronomen so hofiert zu werden. In den Pausen zwischen den Gängen verschlägt es die vermeintliche Jury immer wieder Mal in die Küche, um den Chefs bei ihrer Arbeit zuzusehen uns sich die Zubereitung erklären zu lassen. Auch wenn dabei Tiefkühlfleisch, Scheiblettenkäse oder Würzmischungen mit Geschmacksverstärkern auftauchen, wird dies als ein notwendiger Kompromiss abgetan. Gleichzeitig fallen Sätze wie: „Ja, wir Gastronomen kochen eben alle nur mit Wasser.“ Eine etwaige Kritik diesbezüglich fällt im Nachgespräch für gewöhnlich nur äußerst dürftig aus. Ebenso erweckt das Format die Illusion, dass ein Restaurantbetrieb für jeden zu bewältigen sei. Junge Gastronomen führen teilweise Restaurants mit einer guten Grundidee, schaffen es aber kaum diese umzusetzen und werden dennoch von den Kollegen gelobt und motiviert, auf dem richtigen Weg zu sein. Eine Brise Realität würde hier und da nicht schaden.

Doch «Mein Lokal, dein Lokal» ist bei Weitem kein schlechtes Format, im Gegenteil. Die Sendung sorgt für angenehme Unterhaltung am Vorabend und entführt den Zuschauer in eine Welt, die er so nicht kennt. Schließlich gehen nur die wenigsten Restaurantbesucher einmal in die Küche, das Lager oder den Weinkeller. Ebenso sorgt das Format für eine wohlgemeinte Abwechslung, denn die fünf Restaurants der Woche kommen für gewöhnlich aus ganz unterschiedlichen Bereichen. Das sind dann alle Vertreter vom Asiaten, über das kleine Bistro bis hin zum Luxus Steak-Haus. Die mangelnde Kritik, beziehungsweise den freundlichen und kollegialen Umgang der Gastronomen kann der Zuschauer positiv wie auch negativ auslegen. Insgesamt ist es aber schön zu sehen, dass man auch im Wettkampf untereinander einen positiven Umgangston pflegen kann. Ebenso interessant für Außenstehende ist der Moment, in dem die Rechnung zum Tischgebracht wird und der Kassensturz erfolgt. Wer sich schon über die Preispolitik einer Lokalität beschwerte, bekommt hier einen Einblick in die Denkweise der Gastronomen. Denn nur selten scheint eine Rechnung in ihren Augen überzogen, im Gegenteil, gelegentlich erfolgt sogar der Ratschlag die Preise anzuheben, einfach nur das alles so „toll“ sei.

Wie schon zunächst erwähnt, ist «Mein himmlisches Hotel» sehr ähnlich. Fünf Hotelbetreiber aus der gleichen Region übernachten pro Tag in einem Haus der Mitstreiter. Mit einem kleinen Spiel am Nachmittag sollen die Mitstreiter unterhalten werden. Interessant ist die Tatsache, dass die Kontrahenten aus kleinen Regionen wie Hamburg auf Harmonie gebürstet sind. Bei größeren Gebieten ist allerdings die Freundschaft vorbei: Das Hotelzimmer wird dann auch mit Lupen und Handschuhen nach möglichen Haaren oder Staubkörnchen durchsucht. Die Teilnehmer lästern, die Bewertungsbögen fallen teilweise katastrophal aus.

Mit «Mein himmlisches Hotel» versucht sich VOX von dem netten «Mein Lokal, dein Lokal» abzugrenzen. Auch die im Vorfeld ausgestrahlten Shows «Shopping Queen» und «4 Hochzeiten und eine Traumreise» sind vorwiegend auf Harmonie gebürstet. Da kabel eins das gleiche Genre im Programm hat, wollte man auf diesen Trend reagieren. So ist es nicht verwunderlich, dass speziell gecastet wird. Zuletzt mussten Hotelbetreiber in einem alten Wohnwagen übernachten, die Kritiken waren natürlich sehr negativ.

Den Fernsehzuschauern gefällt es allerdings, die Quoten sind mittelmäßig bis gut. Und so fiel den Programmverantwortlichen von VOX die Entscheidung nicht schwer: Auch im Jahr 2015 werden neue Episoden von «Mein himmlisches Hotel» ausgestrahlt.

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