Platz 10: «Under the Skin» (Regie: Jonathan Glazer)
Superstar Scarlett Johansson in ihrer bisher besten Rolle: Als mysteriöse, namenlose Frau streift sie durch das diesige Schottland, unentwegt auf der Suche nach ungebundenen Männern, die sie mit ihrem betörenden Äußeren verführen kann. Sobald sie sich von der kommunikativ ungelenken Unbekannten um den Finger haben wickeln lassen, und ihr nach Hause folgen, finden sie sich in einer gleichermaßen steril-beklemmenden, wie faszinierend andersweltlichen Sphäre wieder. So zermürbend das Innere dieser Liebeshöhle, so erschütternd das sich nach und nach entfaltende Sci-Fi-Zerrbild, das Regisseur Jonathan Glazer hier von der gesellschaftlich aufgezwungenen Rolle der Frau zeichnet. Atemberaubende Bilder und eine zentrale Schauspielleistung zum Niederknien sowie nervenaufreibende Musik machen «Under the Skin» zu einer assoziativ-experimentellen Tour de Force, die ihrem Titel gerecht wird: Sie geht unter die Haut.
Platz 9: «Interstellar» (Regie: Christopher Nolan)
Regievisionär Christopher Nolan stieß mit seinem Science-Fiction-Epos «Interstellar» nicht ausschließlich auf Gegenliebe, aber unsere Kinoredaktion steht mehrheitlich hinter dieser Weltallodyssee. Matthew McConaughey spielt in dieser imposanten Großproduktion einen Farmer (und ehemaligen NASA-Piloten), der in einer nicht allzu fernen Zukunft mit der Aufgabe betreut wird, eine riskante Mission zu leiten. Deren Ziel: Eine neue Heimat für die Menschheit finden. Vor allem US-Kritiker nahmen das überwältigende Sounddesign des neusten Nolan-Mammutwerkes gespalten auf, doch unserer Auffassung nach sind die gewaltigen Soundeffekte und Hans Zimmers kraftvoller, emotional aufgeladener Score starke Pluspunkte dieses Weltraumtrips. Hinzu kommt ein smartes, dennoch keineswegs verkopftes Skript und überragende visuelle Effekte – fertig ist ein Film, der für die denkbar größte Leinwand geschaffen ist.
Platz 8: «X-Men: Zukunft ist Vergangenheit» (Regie: Bryan Singer)
Bryan Singer schuf 2000 mit «X-Men» eine der ersten Comicadaptionen der modernen Superheldenfilm-Ära. Seither durchlief das Franchise rund um eine heterogene Truppe an mutierten Helden (und Schurken) beeindruckende Höhen und beschämende Tiefen. Mit «X-Men: Zukunft ist Vergangenheit» gelang Singer und seinem Drehbuchautor Simon Kinberg nun die (vorläufige) Krönung dieser Filmreihe: Originell und spannend verknüpfen sie Handlungen auf zwei Zeitlinien und geben allen entscheidenden Figuren genügend Raum, um mit prägnanten Momenten zu überzeugen. Eine in sich runde Story, großartig eingestimmte Darsteller, einfallsreiche Actionszenen und wohl dosierte Prisen Humor machen große Lust auf weitere Mutantenabenteuer und führen uns wieder vor Augen: Nicht nur die Marvel Studios wissen, wie man einen launigen Superheldenstreifen macht!
Platz 7: «The Raid 2» (Regie: Gareth Evans)
2011 konnte sich Gareth Evans' «The Raid» den Ruf erarbeiten, der beste Actionfilm aller Zeiten zu sein. Was könnte da noch kommen, fragte man sich, als rund ein Jahr später etwaige Sequel-Pläne laut wurden. Im Sommer dieses Jahres bewies der Regisseur des Originals mit seiner Fortsetzung, dass man auch nach dem einmaligen Setzen neuer Maßstäbe durchaus in der Lage ist, dieses Kunststück noch ein zweites Mal zu vollbringen. Der zweieinhalb stündige Martial-Arts-Thriller kombiniert eine komplexe Geschichte um Rache, Korruption und Ehrgefühl mit exzellent und einzigartig in Szene gesetzten Mann-gegen-Mann-Kämpfen, die dem Publikum in ihrer Kompromisslosigkeit und einem nie da gewesenen Verständnis für brachiale Ästhetik ein ganz und gar brillantes Fight-Feuerwerk liefern. Auf solch hohem Niveau hat man das moderne Actionkino tatsächlich noch nie erlebt!
Platz 6: «Her» (Regie: Spike Jonze)
Der «Being John Malkovich»- und «Adaption»-Regisseur erstellt mit seiner selbst geschriebenen Romanze eine zum Nachdenken anregende, berührende Parabel auf Liebe in Zeiten digitaler Kommunikation. Kann man jemanden lieben, mit dem man sich nur via Smartphone austauscht? Und wenn ja: Wie lang kann so eine Beziehung gut gehen? Jonze beleuchtet diese Fragen in Form einer Zukunftsvision, in der Protagonist Theodore (Joaquin Phoenix) seinem neuen Betriebssystem verfällt, welches nicht nur künstliche Intelligenz, sondern auch Empathie und Persönlichkeit aufweist. Einfühlsame Dialoge voller Beobachtungsgabe, eine gesunde Spur Humor und eine preisverdächtige Performance durch Phoenix (und Scarlett Johansson als Stimme des Betriebssystems 'Samantha') machen «Her» ebenso intelligent wie gefühlvoll. Einfach schön!
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29.12.2014 14:41 Uhr 1
29.12.2014 16:03 Uhr 2