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«Die Mannschaft»: Mit den Weltmeistern kommt ein zweites Sommermärchen?

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2006 ließ «Deutschland. Ein Sommermärchen» die Kassen klingeln und lockte zudem zahllose Fernsehende an die Mattscheiben. Die Kritiken waren derweil lauwarm. Wie schneidet «Die Mannschaft» im Vergleich ab?

Filmfacts: «Die Mannschaft»

  • Kinostart: 13. November 2014
  • Genre: Dokumentation
  • FSK: 0
  • Laufzeit: 90 Min.
  • Kamera: Martin Christ
  • Musik: Helmut Zerlett
  • Produktion: Tom Spiess
  • Co-Produktion: Sönke Wortmann
  • Regie: Martin Christ, Jens Gronheid, Ulrich Voigt
  • OT: Die Mannschaft (D 2014)
2006: Fußballdeutschland durfte sich zwar nicht über einen Weltmeistertitel freuen, sehr wohl aber über eine international sehr positive Resonanz auf seine Pflichten als WM-Gastgeberland. Wenige Monate nach Ende der WM 2006 blicke Regisseur Sönke Wortmann in der Dokumentation «Deutschland. Ein Sommermärchen» auf das bewegte und emotionale Turnier zurück, das die DFB-Elf als Drittplatzierter abschloss. Die Kritik nahm das Werk gespalten auf – der Film fange zwar die Euphorie des Fußballsommers ein, sei gleichwohl auch oberflächlich und zu ergebnisorientiert. Dessen ungeachtet pilgerten 3,99 Millionen Menschen in die deutschen Kinos, um Wortmanns Aufbereitung der Weltmeisterschaft 2006 auf der großen Leinwand zu verfolgen.

Acht Jahre später holte die deutsche Fußballnationalmannschaft dann tatsächlich den Pokal, und wieder folgte im Herbst eine entsprechende Dokumentation. Wer aber erneut mit beeindruckenden Besucherzahlen rechnete, wurde enttäuscht. Obwohl die in Brasilien ausgetragene WM hierzulande euphorisch verfolgt und der WM-Titel frenetisch gefeiert wurde, stellte die Dokumentation «Die Mannschaft» keinen großen Kassenschlager dar. Mit 900.296 Besuchern scheiterte die Produktion gar daran, in die Top 30 der Jahrescharts zu ziehen.Ursächlich ist vielleicht, dass die Verantwortlichen hinter dem Projekt keine Filmemacher des Kalibers eines Sönke Wortmann sind – die Regisseure Martin Christ, Jens Gronheid und Ulrich Voigt gehören zum Verbandseigenen DFB-TV und hatten ursprünglich allein die Aufgabe,die Trainingseinheiten der Mannschaft zu filmen. Ziel war es, Clips zu erstellen, die der Trainerstab in der Spielerbetreuung nutzen kann. Außerdem zählten kurze Motivationsfilme zu ihren Aufgaben; kuriose Ereignisse abseits der offiziellen Spielertätigkeiten wurden dann halt einfach mitgefilmt.

Als dann die deutsche Nationalelf ihren Siegeszug abhielt, entstand hinter den Kulissen langsam der Gedanke, dass das für interne Zwecke gedachte Filmmaterial vielleicht auch für die Öffentlichkeit interessant sein könnte. Daher holten sich die DFB-Filmer Ratschläge bei Tom Spiess, dem Produzenten der Wortmann-Doku, um die nahezu unüberschaubaren Mengen an Videomaterial in Kinoformat zu bringen.

Der Versuch ist, so urteilten Kritiker einhellig, im Vergleich zum «Sommermärchen» weitestgehend misslungen. So schreibt Antje Wessels in unserer Filmbesprechung, dass «Die Mannschaft» „in den Hochphasen bodenständig und sympathisch, in manchen Momenten jedoch auch ganz schön emotionslos“ ist. Selbst als Zusammenfassung der WM ist die Doku ihrer Kritik nach ausbaufähig: „Zwar gibt es die entscheidenden Szenen sämtlicher Spiele der deutschen Mannschaft zu sehen. Allerdings beschränkt sich dies auf das regelrechte Abhaken der Tore.“ Peter Körte wählte für die FAZ sogar deutlich negativere Worte. Er spürt überall die unsichtbar kontrollierende Hand des DFB, die nach dem greift, „was keine Überraschungen befürchten lässt.“ So entsteht in seinen Augen bloß etwas „wie ein «Traumschiff»-Landausflug mit prominenten Fußballern.“

Jörg Hunke klagt in der Berliner Zeitung ebenfalls, dass die Doku wenig Gehalt aufweist: „Über das, was eine gute Mannschaft auszeichnet, wird nicht viel verraten. Insgesamt wird sowieso nicht viel verraten. Das ist wirklich schade, denn es gäbe eine Menge zu erzählen über den Zusammenhalt einer Gruppe dieser jungen Generation, die angeblich nur noch mit ihren Smartphones in den sozialen Netzwerken unterwegs ist und sich ansonsten für kaum etwas interessiert.“ Und selbst im Fußball-Fanmagazin Elf Freunde wird ein karges Fazit gezogen. Für Benjamin Kuhlhoff ist der Inhalt schnell zusammengefasst: „Ein feixender Lukas Podolski hier, ein grienender Thomas Müller im Dirndl, wieder ein feixender Podolski, Philipp Lahm beim Poolplausch, noch mal ein feixender Podolski, die Partykanone Per Mertesacker, ein grübelnder Nationaltrainer, der im Licht seiner Schreibtischlampe über dem nächsten Matchplan brütet. Jeder Einzelne besetzt die Rolle, die man sowieso schon vom ihm kennt.“ Unterm Strich spricht Kuhlhoff die Empfehlung aus, sich den Kinobesuch zu sparen.

Nun kann Das Erste nur hoffen, dass sich «Die Mannschaft» als Freitagabendunterhaltung beweist und sich trotz Kritikerverriss und bestenfalls lauer Kritikerreaktionen zu guten Quoten aufschwingt. Die Messlatte liegt hoch: «Deutschland. Ein Sommermärchen» lief bereits am Nikolaustag 2006 im Fernsehen, also sehr nah an der Kinoauswertung. Und dennoch waren die Werte umwerfend: Die Free-TV-Premiere lockte 10,46 Millionen Fußballfreunde zum Ersten, was einer Sehbeteiligung von großartigen 31 Prozent entsprach. Bei den 14- bis 49-Jährigen standen ähnlich erstaunliche Zahlen zu Buche: 5,88 Millionen Zuschauer führten zu fantastischen 40,7 Prozent Marktanteil. Ob «Die Mannschaft» das toppen kann?

«Die Mannschaft» ist am 2. Januar 2015 ab 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.

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