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«akte» wird 20: Ein trauriger Geburtstag

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Eingeladen sind Joko & Klaas, die gemeinsam mit Journalist Ulrich Meyer blödeln werden – in der Hoffnung, dass auch die Jungen mal wieder zuschauen.

Lasst die Redaktion mal machen!

Gartenscheren und anderes Zeug im Test, die 753-Kilo-Frau im Portrait. Das war der «akte»-Alltag in den vergangenen Monaten. Mit Wehmut blickt man auf die Zeiten zurück, als die Redaktion des Sat.1-Magazins sich noch mit wirklich relevanten und aktuellen Themen beschäftigte. Was aktuell und relevant ist, lässt sich aber eben nicht Monate später noch in anderen Magazinen der Sendergruppe wiederverwerten. Nicht nur aus journalistischer Sicht, ist der Weg, den die «akte» gegangen ist, also ein trauriger. Wie genau es um die Zukunft des Formats steht, weiß demnach keiner. Geht es auch 2016 weiter? Zu wünschen wäre es einer der letzten Traditionsmarken des Senders Sat.1, die inzwischen mit Ablegern auch beim Schwesterkanal Sat.1 Gold vertreten ist. Besserung (auch aus Quotensicht) wird aber nur eintreten, wenn die «akte»-Redaktion wieder das alleinige Sagen über das Produkt bekommt. Nicht nur aufgrund der Tradition hätte sie das im 21. Jahr verdient. Das ist das mindeste, was Sat.1 tun kann - wenn doch, wie in so vielen Bereichen, schon so extrem gespart werden muss.
Kurz-Kommentar von Manuel Weis
Es spricht irgendwie für sich: Im Vorfeld des 20-jährigen Jubiläums der Sat.1-Sendung «akte», geprägt von Ulrich Meyer, steht nicht etwa der Journalist und langjährige Moderator des Formats im alleinigen Fokus, sondern die Comedy-Fraktion um Joko & Klaas, die in der Geburtstagssendung auftreten sollen. Joko und Klaas passen zwar eigentlich gar nicht zu dem, was die «akte» über viele Jahre hinweg ausmachte, aber das tut die eigentliche Sendung in jetziger Form schließlich auch nicht mehr. Ein Interview zum aktuellen Zustand des Formats wurde Quotenmeter.de nicht gewährt – trotz rechtzeitiger Anfrage Mitte Dezember verwies Sat.1 bei der Absage auf „zeitliche Gründe.“

Das Schweigen könnte als Eingeständnis der derzeitigen Schieflage der Produktion gewertet werden. 2014 war nicht nur das Jahr mit den negativsten Schlagzeilen für das einstige Vorzeige-Format von Sat.1, sondern auch das aus Quotensicht schwächste. Allgemein gilt der Dienstag-Abend in Sat.1 inzwischen als überaus kritische Zone. Die Anzahl an Erstausstrahlungen auf dem Film-Sendeplatz um 20.15 Uhr wurde schon vor längerer Zeit stark gedrosselt – die zahlreichen Wiederholungen und thematisch ähnlichen Filme ziehen nicht mehr.

Neben dem fehlenden Zugpferd ist es aber auch die inhaltliche Ausrichtung, die die «akte» inzwischen zu einem ziemlich austauschbaren 08/15-Magazin gemacht hat. In einem PR-Interview mit dem Sender Sat.1 erklärte Ulrich Meyer kürzlich: „Wir sind ganz nah dran an unseren Zuschauern; wir haben immer ein offenes Ohr für ihre Probleme; und wir zeigen in jeder Sendung, dass in jeder noch so verzweifelten Situation Hoffnung bestehen kann.“ Nur werden die Zuschauer von Jahr zu Jahr weniger. Sahen 2011 noch mehr als 1,8 Millionen Menschen im Schnitt zu, waren es 2012 noch 1,7 Millionen. 2013 lag die durchschnittliche Reichweite am Dienstagabend bei 1,43 Millionen, 2014 bei 1,42 Millionen.

Die Quoten bewegen sich derweil fast konstant unter dem Senderschnitt: Gerade einmal 8,7 Prozent generierte Meyer mit seiner meist live in Berlin produzierten Sendung im vergangenen Kalenderjahr. Gegenüber 2013 war dies ein Minus von 0,4 Punkten. Die zuletzt getätigten Änderungen am Konzept halfen also wenig. „Die Rubrik 'akte hilft' war seit der Premiere 1995 fester Bestandteil unserer Sendung; diese Rubrik gewann immer größere Bedeutung, weil immer mehr Menschen sich an uns wandten, so dass wir schließlich sogar den Untertitel änderten und damit die ganze Sendung auf unsere Zuschauer ausrichteten. Das hängt eng zusammen mit der wirtschaftlichen, technischen und gesellschaftlichen Entwicklung der vergangenen 20 Jahre – man denke nur an Digitalisierung und Globalisierung, die das Leben vieler Menschen dramatisch verändert haben“, erklärte der Moderator im PR-Interview mit seinem Sender.

Für die Zukunft will der TV-Journalist weiterhin der zuverlässige Helfer in allen Lebenslagen sein können und es schaffen, dass vor allem junge Zuschauer dem Medium Fernsehen wieder mehr vertrauen. Den Anfang macht «akte 2015» also auch deshalb mit den gerade bei den Unter-30-Jährigen so beliebten Joko und Klaas. Die beiden sollen – welch Überraschung – zahlreiche freundliche Gemeinheiten mit ins Studio bringen. Neben diesen Aktionen sind allerdings auch Rückblicke angekündigt, die sich mit der Vergangenheit des Formats befassen, immerhin liefen bis dato 970 Sendungen, in denen mehr als 4.000 Beiträge gezeigt wurden.

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