Die Kino-Kritiker

«Let's Be Cops - Die Party Bullen»

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An der derben Comedy «Let's Be Cops - Die Party Bullen» irritiert nicht nur die merkwürdige Schreibweise. Die Komödie ist ein Sammelsurium derben Klamauks, ganz weit unterhalb der Gürtellinie.

«Let's Be Cops - Die Party Bullen»

  • Kinostart: 08. Januar 2015
  • Genre: Komödie
  • FSK: 12
  • Laufzeit: 104 Min.
  • Kamera: Daryn Okada
  • Musik: Christophe Beck, Jake Monaco
  • Buch: Luke Greenfield, Nicholas Thomas
  • Regie: Luke Greenfield
  • Darsteller: Jake Johnson, Damon Wayans Jr., Rob Riggle, Nina Dobrev, James D'Arcy, Keegan-Michael Key, Andy Garcia
  • OT: Let's Be Cops (USA 2014)
Das Buddy-Cop-Movie als Subgenre der (Action-)Komödie hat eine mittlerweile über 30-jährige Tradition. Den Anfang nahmen die Storys um allerhand ungleiche Ermittler-Duos Anfang der Achtzigerjahre mit Walter Hills Actioncomedy «Nur 48 Stunden», in welcher sich Nick Nolte und Eddie Murphy miteinander arrangieren und als Partner wider Willen gemeinsam kniffelige Fälle lösen mussten. Im Seriensegment gilt «Starsky und Hutch» als Wegbereiter des Genres, das Trittbrettfahrer wie «Bad Boys», «Miami Vice» und «Rush Hour», teils in Franchise-Manier, nach sich zog. Allein 2014 hatte mit dem überaus erfolgreichen Nachfolger von «21 Jump Street», «22 Jump Street», und «Ride Along» gleich zwei weitere Vertreter dieser erfolgversprechenden Filmgattung zu bieten, für die angesichts des immensen Zuspruchs seitens der Zuschauer wiederum Fortsetzungen bestätigt wurden. Auch die mehr als reiner Comedy- denn als Actionstreifen zu verstehende Regiearbeit von Luke Greenfield («Fremd fischen») lässt sich astrein als Buddy-Cop-Movie interpretieren, wenngleich das „Cop“ in diesem Fall sehr ausgedehnt zu verstehen ist. Mit richtigen Polizisten hat man es in «Let’s Be Cops – Die Party Bullen» nämlich nicht zu tun und so richtige „Buddys“ sind die beiden Hauptfiguren auch nicht. Überhaupt lassen sich die Pluspunkte dieser derben Komödie an einer Hand abzählen. Was auch immer sich Filmemacher und Drehbuchautor Greenfield und sein Co-Autor Nicholas Thomas («Girls Behaving Badly») bei der Inszenierung ihres Streifens gedacht haben, sprengt nicht bloß die Grenzen des guten Geschmacks sondern auch der Einfallslosigkeit. Ganz zu schweigen von den beiden Hauptdarstellern, die das Skript und dessen teils fragwürdige Gags offenbar zu keinem Zeitpunkt hinterfragt haben und wie auf Autopilot agieren.

Justin Miller (Damon Wayans, Jr.) und Ryan O’Malley (Jake Johnson) haben seit ihren Schultagen nicht wirklich im Leben Fuß gefasst. Justin schuftet in einer Firma, die Videospiele entwickelt, während Ryan, der immer noch dem Quarterback-Ruhm seiner Collegetage nachhängt, überhaupt keiner festen Arbeit nachgeht. Er schlägt sich von Job zu Job durch – mit einem Auftritt in einem Herpes-Werbespot als Karriere-Highlight. Der Besuch einer Kostümparty setzt alles in Gang. Obwohl Abendgarderobe erwünscht ist, ziehen beide in Erwartung einer Art Karnevalsveranstaltung geliehene LAPD-Uniformen an und ziehen erwartungsgemäß sämtliche Blicke auf sich. Die Party gerät zum Desaster, doch auf den Straßen Hollywoods verhält es sich ganz anders. Die Frauen machen ihnen eindeutige Avancen, Bösewichte befolgen augenblicklich jeden ihrer Befehle und Barkeeper spendieren ihnen Frei-Drinks – nur weil sie für Cops gehalten werden. Ryan ist absolut begeistert, denn so gut ist es ihm seit langem nicht mehr ergangen. Justin hingegen fühlt sich unwohl in seiner Haut; Er hat Angst, dass die echte Polizei sie bald als Schwindler entlarven könnte. Ryan tut diese Befürchtung mit einem Schulterzucken ab – und kauft kurzerhand sogar via eBay (!) ein Polizeiauto, Sirene und Funkgerät inklusive. Und kurze Zeit später sind die Jungs auch schon unterwegs und beantworten echte Notrufe, die sie alsbald in die Arme realer Gangster führen…

Gerade im Bereich der Komödie spricht man gern einmal von einer Frage des (guten) Geschmacks. Nichts ist subjektiver als Humor. Daher lässt es sich von außen auch meist nur schwer erkennen, wie ein Gag bei jemandem zündet, der mit dem auf der Leinwand dargebotenen Geschehen möglicherweise viel mehr anfangen kann, als ein vielleicht sogar professioneller Betrachter, dessen Aufgabe es ist, sich in Liebhaber ihm gerade gezeigten Filmstoff hineinzuversetzen. «Let’s Be Cops – Die Party Bullen», der in diversen anderen, auch europäischen Ländern schon längst angelaufen ist und hierzulande mehrfach verschoben wurde, ist so ein Fall. Gleichwohl macht es einem die ebenso lieblose wie vorhersehbare Machart nicht gerade schwer, zu erkennen, dass Regisseur Luke Greenfield wenig auf ein ausgefeiltes Skript gibt, sondern stattdessen lieber den grobmotorischen Komiker in uns allen anzusprechen versucht. Möglicherweise kann er damit bei einigen Zuschauern sogar punkten: Mit einem gewissen Alkoholpegel im Blut lässt sich über die ein oder andere Slapstickeinlage mit Sicherheit schmunzeln. Auch manch ein sketchartiger Einfall, etwa die Trennung zweier hysterischer Streithühner, macht durchaus Spaß. Doch mancherlei Faktor in «Let’s Be Cops» lässt sich auch mit noch so vielen Promille nicht überdecken, denn abgesehen von manch einer, aus humoristischer Sicht fragwürdigen Einlage ist das Skript, das der Regisseur selbst mit verfasste, voll von homophoben und frauenfeindlichen Anspielungen. Und die lassen sich auch sturzbetrunken nur äußerst mühselig ertragen.

Der deutsche Zusatztitel «Die Party Bullen» macht dem Filminhalt alle Ehre. Der Streifen versteht sich mehr als anspruchsloser Feierklamauk, denn als mitreißende Actionkomödie. Gleichsam offenbart das Skript insbesondere gen Ende, dass man sich durchaus ein wenig mehr Substanz im Plot hätte vorstellen können. Ab der zweiten Hälfte kommt ein böser Mafia-Clan ins Spiel, der seine Mitglieder natürlich auch hier bis in die internen Kreise der örtlichen Polizei hat. Das ist alles andere als originell, hat aber wenigstens noch einen Hauch von Anspruch an seinen Zuschauer. Denn sieht man von diesem Nebenhandlungsstrang einmal ab, beschränkt sich das Leinwandgeplänkel auf die Blödeleien der beiden Protagonisten. «Let’s Be Cops» macht zu keinem Zeitpunkt einen Hehl daraus, dass wir es bei Justin und Ryan mit zwei absoluten Versagern zu tun haben. Doch anstatt durch einen etwaigen Unterbau ihrer Charaktere für so etwas wie Empathie zu sorgen, gibt man sich alle Mühe, das nicht etwa ungleiche, sondern ziemlich ähnlich gestrickte Duo nicht nur zum Loser, sondern auch zum absoluten Unsympathen aufzubauen. Sämtliche Handlungen beider sind von solch einer Idiotie durchzogen, dass es einem schon nach wenigen Minuten schier egal ist, ob die Polizei nicht früher oder später doch hinter die wahren Identitäten der zwei Hobbycops kommen wird. Das Drehbuch lässt Justin und Ryan lachend in die Kreissäge laufen, erwartet aber dann das Mitgefühl, wenn sich die beiden verlieben oder im Angesicht der gewaltbereiten Mafia stehen. Ohne die notwendige Schlagzahl guter One-Liner gestaltet sich das ganze Unterfangen obendrein auch noch äußerst langweilig.

Immer mal wieder versucht man, den zwei Chaoten flotte Sprüche in den Mund zu legen. Leider sind diese viel zu oft darauf beschränkt, Frauen zu beleidigen, oder sich bei zu viel Körperkontakt mit einem männlichen Zeitgenossen sofort vom „Schwuchtelsein“ loszusagen. Mit der notwendigen Portion Augenzwinkern und einer ordentlichen Geschichte ließe sich so viel Political Incorrectness vielleicht noch verschmerzen. Als einziges Alleinstellungsmerkmal stößt sich jedoch früher oder später jeder ansatzweise klar denkende Zuschauer an den diversen moralischen Ausrutschern, welche die beiden Teilzeit-Polizisten in der viel zu langen Laufzeit von knapp zwei Stunden vom Stapel lassen. Erwartungsgemäß bleiben auch sämtliche anderen Figuren blass und dienen allenfalls als Staffage für die missglückte Two-Men-Show.

Fazit: Die Gag-Armut ließe sich vielleicht noch schöntrinken. Doch mit seinem fragwürdigen Ansichten wird «Let’s Be Cops – Die Party Bullen» zu einer ebenso unwitzigen wie uninspirierten Farce für alle Beteiligten.

«Let’s Be Cops – Die Party Bullen» ist ab dem 8. Januar bundesweit in den Kinos zu sehen.

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