Cast & Crew
Vor der Kamera:Bettina Lamprecht («Pastewka») als Betty Dewald, Maximilian Grill («Der letzte Bulle») als Dr. Marco Behring, Theresa Underberg («What a Man») als Lizzy Riedmüller, Carolin Walter als Talula Pfeifer, Eric Klotzsch als Tobias Lewandowski, Sybille J. Schedwill («Das Leben ist nichts für Feiglinge») als Mechthild Puhl, Patrick Kalupa («Anna und die Liebe») als Tamás Liszt, außerdem Hugo Egon Balder in einer Gastrolle (Episode eins)
Hinter den Kulissen:
Regie: Matthias Kiefersauer, Tobias Stille, Sabine Bernardi, Buch: Iris Kobler, Scarlett Kleint, Michael Illner, Klaus Rohne, Oliver Welter, Musik: Jumpel Dürbeck, René Dohmen, Kamera: Thomas Etzold, Thomas von Kreisler, Ralf Mendle, Schnitt: Christian Nauheimer, Uli Schön, Steffen Wimmers, Produktion: Network Movie
Weder Innovation noch besonders gute Unterhaltung bietet die Serie nämlich. Lediglich in wenigen Momenten wird der Zuschauer zum Schmunzeln oder Nachdenken bewegt – in der Auftaktepisode vornehmlich in den Minuten, in denen Hugo Egon Balder seine Screen Time bekommt. Das ist insofern schwierig, als sich seine Gastrolle lediglich auf die erste Folge beschränkt. Bettina Lamprecht hingegen kommt an ihr gewohntes Niveau bei Weitem nicht heran. Zwar merkt der Zuschauer der Protagonistin ihr Talent an, wirklich sichtbar wird es aber leider nicht. In weiten Teilen mag das allerdings nicht einmal die Schuld Lamprechts sein, sondern scheint viel mehr am Buch zu liegen. An vielen Stellen sind die Dialoge schlicht so dämlich, dass selbst eine gute Schauspielleistung wenig auszurichten weiß. Positiv zu erwähnen ist auch hier lediglich der Handlungsstrang um Balder, einzig dort wirken Story und Sprechparts nicht allzu sehr an den Haaren herbeigezogen.
Dass es schauspielerisch noch deutlich schlimmer geht, zeigt eine zum Auftakt – glücklicherweise – eher am Rande auftauchende Figur: Eric Klotzsch in der Rolle des Tobias Lewandowski agiert dermaßen unglaubwürdig, dass man als Zuschauer überlegt, ob man nicht eine Scripted Reality eingeschaltet hat. Der Rest des Ensembles liegt irgendwo zwischen solide und schwach, fällt aber vor allem nicht besonders auf. Dass das an dieser Stelle schon positiv zu beurteilen ist, darf jedoch nicht gerade als allgemeines Lob betrachtet werden. Selbst die Kinderdarstellerin wirkt nicht richtig besetzt, obschon ihre Leistung zumindest ordentlich ist.
Nun gäbe es für alle Rezipienten Hoffnung, wenn wenigstens die Story stimmen würde. Das tut sie aber nicht: Natürlich wird der Oberarzt als Arschloch dargestellt, irgendwie aber finden die Frauen im Haus den von Maximilian Grill dargestellten Dr. Marco Behring ja doch ganz süß. Deswegen reden ihm nahe liegender Weise alle in der Klinik nach dem Mund. Bis auf die robuste Betty natürlich. Die hat ihren eigenen Willen und weiß zudem, dass sie mehr drauf hat, als so mancher Arzt. Und was wäre eine solche Serie ohne ungewöhnlichen Krankheitsfall, der zunächst nicht aufzulösen ist. Wie überraschend.
Angesiedelt ist die Serie übrigens in Aachen. Warum das relevant ist? Weil der Zuschauer zwischen den Szenen Bilder der Stadt zu sehen bekommt. Diese sind auch durchaus ansehnlich. Fast wünscht man sich, mehr von diesen Aufnahmen und weniger Schauspiel zu sehen. Der Wunsch wird jedoch nicht erfüllt. Auch die Hoffnung, dass das Spektakel nach guten zwanzig Minuten Netto-Sendezeit vorbei ist, hegen jene vor den Schirmen vergebens: Gut 43 Minuten reine Sendezeit überdauert die Pilotfolge. Zumindest, wenn man bis zum bitteren Ende durchhält. Um allerdings zum Stichwort Location zurückzukehren: Nicht nur die gewählte Stadt erweist sich als sehenswert, auch ist es positiv zu bemerken, dass man in einem echten Krankenhaus gedreht hat. In puncto Glaubwürdigkeit gewinnt die Serie dadurch merklich.
- © ZDF/Martin Valentin Menke
Der Main-Cast versammelt: Das Ensemble von «Bettys Diagnose» weiß nicht zu überzeugen.
Im Interview mit Merkur Online erklärte Regisseur Matthias Kiefersauer zu seiner Serie: „Der Humor beschränkt sich Gott sei Dank nicht darauf, dass jemand eine Tür ins Schloss wirft und die Hauptperson dagegen läuft. Meistens sind die Pointen sehr tiefgründig und ausgereift.“ Das aber ist schlicht ergreifend nicht wahr. Wenn man die Pointen überhaupt findet, dann sind sie weder besonders lustig noch besonders durchdacht. Daher wäre es vielleicht sogar besser gewesen, man hätte Bettina Lamprecht eben doch einfach auf einer Bananenschale ausrutschen lassen.
Fazit: Wenn eine Krankenhausserie wenig Emotion und keinen Humor hat, dann fehlt irgendwas. Um einen Vergleich mit den großen US-amerikanischen Genrevertretern zu bemühen: «Bettys Diagnose» hat wenig von «Grey's Anatomy» und gar nichts von «Scrubs». Wenn die Serie eine eigene Identität hätte wäre dieses Manko nicht nur verträglich, die Produktion wäre eventuell sogar großartig. Hat sie aber nicht. Nicht einmal ansatzweise. Aber was hat sie dann? Ab Episode zwei nicht einmal mehr Hugo Egon Balder. Quotenmeter Diagnose: Flop.
12 Folgen «Bettys Diagnose» gibt es ab Freitag, 9. Januar wöchentlich um 19.25 Uhr im ZDF zu sehen.
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