Die Kritiker

«Der Lehrer» 3x01/02

von

Die RTL-Serie über den humorvollen sowie engagierten Lehrer Stefan Vollmer geht in die dritte Runde.

Cast und Crew

  • Regie: Peter Gersina, Nico Zingelmann
  • Darsteller: Hendrik Duryn (als Stefan Vollmer), Jessica Ginkel (als Karin Noske), Ulrich Gebauer (als Günther Rose), Rainer Piwek (als Karl Sievers) und weitere
  • Produktion: Astrid Quentell, Christian Munder, Imre von der Heydt, Manuel Schlegel
  • Headautor: Yannick Posse
  • Autoren: Markus Raffel, Elena Senft, Berthold Probst, Iris Kobler, Frank Speelmans, Daniel Douglas Wissmann, Jeanet Pfitzer und Jörg Alberts
Erst eine Sitcom, dann für mehrere Jahre vom Bildschirm verschwunden, schlussendlich als Dramedy wiedergeboren. Großer Quotenerfolg war «Der Lehrer» Ende 2013 / Anfang 2014 mit der zweiten Staffel zwar noch immer nicht bescheiden, die Kritikerstimmen waren aber zumeist positiv (auch hier bei Quotenmeter.de). Darüber hinaus fand das Format Beachtung bei deutschen Medienauszeichnungen, darunter beim Bayerischen Fernsehpreis und dem Deutschen Comedypreis. Der Kölner Privatsender zeigte Vertrauen in das Ansehen des Formats: Trotz einer unterdurchschnittlichen Reichweite von 2,72 Millionen Serienfreunden und einem Staffelschnitt von gerade einmal 8,7 Prozent bei allen Zuschauern sowie mäßigen 13,9 Prozent in der Zielgruppe gab RTL eine dritte Season in Auftrag.

Direkt in der ersten Episode der neuen Staffel schrauben die Serienmacher einmal mehr an ihrer Formel. Der Hauptschauplatz des Formats, die Georg-Schwerthoff-Gesamtschule, wird mit einer Hauptschule zusammengelegt und bekommt dadurch allerhand Nachwuchs. Der ist ungestüm, unmotiviert und akzeptiert keinerlei Autorität. Da die Dreharbeiten zur dritten «Lehrer»-Runde mehrere Monate nach dem immensen Kinoerfolg der räudigen Schulkomödie «Fack Ju Göhte!» begonnen haben, fällt es schwer, dabei keinen herben Nachgeschmack von Trittbrettfahrerei zu vernehmen. Der Fokus der ersten Folge liegt nicht weiter auf der breit gefächerten, und somit realistischen, Darstellung verschiedenster Schüler – stattdessen ziehen diverse Comedyeinlagen ihren Reiz daraus, dass grell gekleidete Jugendliche einander anpöbeln. Oder ihre Lehrer beleidigen. Das mag für wenige, wenige Momente frech und somit leidlich unterhaltsam sein, wird aber sehr schnell eintönig und schal.

Glücklicherweise reitet «Der Lehrer» diese Nummer nicht dermaßen tot wie der unerklärlich populäre Kinofilm mit Elyas M'Barek. Mit dem Ex-Hauptschüler und Kleinkriminellen Jamil (Aram Arami) findet die Episode die Möglichkeit, einen demotivierten Tunichtgut aufzubauen, der mehr zu bieten hat als die laschen Karikaturen aus «Fack Ju Göhte!». Arami und das Drehbuch geben diesem gefrusteten Schüler genügend verletzliche Zwischentöne, um ihn glaubwürdig erscheinen zu lassen. Davon profitieren wiederum die (pseudo-)coolen Sprüchen des Rüpels, da die mehrschichtige Charakterisierung Jamils mehr Varianz erlaubt.

Der Hauptplot der Staffelpremiere ist zwar etwas ausgelutscht (alle glauben, der verhaltensauffällige Schüler habe einen Diebstahl begangen, nur der einfühlsame Lehrer Stefan Vollmer hegt Zweifel), und der Subplot über das Liebes-Hick-Hack zwischen Vollmer und seiner Kollegin Karin Noske wird arg formelhaft abgehakt. Allerdings stimmt das komödiantische Timing (zumindest nach den ersten paar, auffällig stark gen «Fack Ju Göhte!» schielenden Minuten). Und Hendrik Duryns Darbietung des feschen, unkonventionellen, hingebungsvollen Lehrers lässt auch die seichten, aber treffenden Drama-Aspekte der Folge aufgehen.

Episode zwei der neuen Staffel findet schon eher zum Reiz der zweiten Staffel zurück. Als bei einer ärztlichen Untersuchung festgestellt wird, dass die sportversessene Schülerin Kim (Mira Wegert) einen Splitter im Spinalkanal hat und daher Gefahr läuft, im Rollstuhl zu landen, kommt es zwischen Vollmer, Mia und ihrer Mutter zu einer Auseinandersetzung. Kim will dessen ungeachtet weiter Sport treiben, ihre Mutter ist unentschlossen und Vollmer greift auf dreiste Mittel zurück, um seinem Schützling die Gefahren ihres Handeln klar zu machen. Die Lektionen, die Vollmer nicht nur Kim, sondern letztlich auch dem jugendlichen Publikum über das Leben im Rollstuhl erteilt, sind mitunter dick aufgetragen, im Gesamtspiel mit der restlichen Episode aber sinnig – und sie werden oft genug selbstironisch kommentiert. Die Lehrer-Lovestory hingegen nimmt in Folge zwei noch einfallslosere Züge an.

Kurzum: Die ersten beiden Episoden der dritten «Der Lehrer»-Staffel hat leichte Startschwierigkeiten, als dass die Zuspitzung des Liebesplots und die Einführung neuer Figuren relativ holprig gerät. Trotzdem ist die Produktion aus dem Hause Sony Pictures FFP GmbH gute Abendunterhaltung, die mehr kann, als nur rumblödeln.

«Der Lehrer» ist ab dem 8. Januar 2015 immer donnerstags ab 20.15 Uhr bei RTL zu sehen.

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