Cast und Crew
- Regie: Carlo Rola
- Drehbuch: Elisabeth Herrmann
- Darsteller: Jan Josef Liefers, Alina Levshin, Henry Hübchen, Stefanie Stappenbeck, Gudru Landgrebe, Elisabeth Schwarz, Carmen-Maja Antoni, Hans-Uwe Bauer, Leslie Malton
- Kamera: Frank Küpper
- Schnitt: Friederike von Normann
- Szenenbild: Jérome Latour, Marcus A. Berndt
- Musik: Christian Brandauer
In Kuba angelangt, stößt Vernau zunächst auf eine Mauer des Schweigens. Dennoch versucht er, aus der Not eine Tugend zu machen und das Flair der Insel aufzusaugen, die Arbeit mit Urlaub zu verbinden. Während seines Aufenthalts lernt Vernau schließlich die Hotelangestellte Anna-Maria Martinez (Alina Levshin) kennen, die von Martin Gebhardt gehört haben will. Er sei ein korrupter, überaus gewaltbereiter Mann, der üble Machtspielchen treibt. Vernau bohrt hartnäckig weiter, um den Bruder seiner Auftraggeberin ausfindig zu machen …
Nach den verregneten, kühlen Bildern der ersten beiden Vernau-Fälle ist «Der Mann ohne Schatten» nicht nur ein willkommener Tapetenwechsel für den Protagonisten, den Jan Josef Liefers einmal mehr mit viel Engagement, gutem Humor und gewinnendem Charme verkörpert. Auch für den deutschen Krimizuschauer sind die warmen, leicht rustikalen Bilder aus Kuba wie Urlaub vom televisionären Alltag. Regisseur Carlo Rota und Kameramann Frank Küpper haben ein feines Gespür dafür, Lokalkolorit einzufangen und dabei sowohl die allseits bekannten Seiten Kubas zu zeigen, als auch neue Sehenswürdigkeiten zu entdecken. Dass die erste Hälfte des Kriminaldramas ruhig erzählt wird, passt zudem zur Persönlichkeit des Protagonisten sowie zur Stimmung, die hier von Havanna vermittelt wird. Jedoch hat die Geschichte der Autorin Elisabeth Herrmann vor der ersten großen inhaltlichen Wende zu wenige Schlüsselmomente zu bieten, als dass Carlo Rola die entspannte Erzählform davor bewahren könnte, zwischenzeitlich in Langeweile zu münden.
Der dramatische Unterbau dieser Story, die halbherzig ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte anfasst, macht sich erst sehr spät bemerkbar, wodurch «Der Mann ohne Schatten» zu weiten Teilen die Dringlichkeit fehlt. Dass Vernau und der Schauplatz die wahren Fokuspunkte des Films sind, ließe sich leichter verschmerzen, hätte der Urlaubsflirt des Anwalts mehr zu bieten. Doch all zu oft wiederholen sich die Dialoge und halten somit die Figuren als auch den Kriminalplot auf der Stelle fest. Erst in den finalen dreißig Minuten findet «Der Mann ohne Schatten» seinen Rhythmus; behält zwar das Urlaubsflair bei, gewinnt zugleich aber an inhaltlichem Biss.
Als Vehikel für Liefers sowie als optischer Urlaub von der hiesigen TV-Krimi-Normalität hat «Der Mann ohne Schatten» seine Stärken und sollte Fans der Beteiligten oder der Filmreihe zufriedenstellen. Für Vernau-Novizen oder gar Jan-Josef-Liefers-Zweifler hat die Produktion allerdings trotz ihres Looks zu wenig Eigenständiges zu bieten, um ein überzeugendes Statement zu machen. «Das Kindermädchen» war 2012 dahingehend auch ohne Kuba-Bonus gelungener. Kurzum: Ein atmosphärischer Film für Fans. Nicht mehr, nicht weniger.
«Der Mann ohne Schatten» ist am 12. Januar 2015 ab 20.15 Uhr im ZDF zu sehen.