Popcorn & Rollenwechsel

Erhellendes Lachen

von

Humor hebt die Stimmung. Und kann manchmal nicht nur die Laune erhellen, sondern auch den Geist.

Wenn sich das politische und gesellschaftliche Klima verdunkelt, und somit der Blick in die Nachrichten einem auf Anhieb den Tag vermiest, da kann eine gute Komödie Wunder wirken. Aber wir können ja nun nicht so lange ausschließlich filmischen Ulk gucken, bis sich die schlechten Nachrichten verziehen und der ignorante, selbsternannte Retter des Abendlandes seine Plakate einpackt und aus den Innenstädten verschwindet. Ein wenig Chuzpe sollte sein. Humor, der nicht nur aufmuntert, sondern uns mit Gemeinheit, Intellekt und Botschaft stimuliert.

Ich schlage hiermit eine Filmwoche der Satire vor. Daher sei hier eine Auswahl an sieben Satiren präsentiert. Egal, ob sie Klassiker, unterschätzte Werke oder Geheimtipps sind.

«Mann beißt Hund»: Die belgische Mediensatire aus dem Jahr 1992 handelt von einem Reporterteam, das einem eloquenten Serienmörder auf Schritt und Tritt folgt, um seine Taten auf Film festzuhalten. Die mehrfach prämierte Satire nimmt Sensationsjournalismus, redaktionell ungefilterte Momentaufnahmen und das verschwindende Verantwortungsbewusstsein der Medien ins Visier.

«Network»: Sidney Lumet fing mit dieser Fernsehsatire bedenkliche Aspekte des 70er-Jahre-Zeitgeists ein – und trifft weiterhin den Nerv. Nachrichtensprecher Howard Beale hat vor laufender Kamera einen Wutausbruch und droht mit Selbstmord. Aufgrund der so entstandenen Spitzenquote bekommt er eine eigene Sendung, die nur von seinen unkontrollierten Hasstiraden handeln soll. Es entsteht eine Teufelsspirale, die sowohl die Abscheulichkeiten des Publikums als auch des Journalismus offenbart …

«Die Russen kommen! Die Russen kommen!»: In Zeiten der Putin-Angst wieder besonders reizvoll geworden: Norman Jewison mischt Sitcom- und Slapstick-Humor mit satirischen Seitenhieben. Opfer des Spotts: Panikmache vor „dem bösen Iwan“, die Mechanismen des Ost/West-Konflikts und russische Stereotypen.

«Free Rainer – Dein Fernseher lügt!»: Aus den USA schwappt eine Qualitätsserie nach der anderen zu uns, kleine Fernsehsender hinterfragen die Quotenmessung und dennoch bleiben unserer Fernsehlandschaft Scripted Realitys, freche Castingshows, schlecht recherchierte Reportagen und billig produzierte Soaps erhalten. Seit 2007 hat sich also nichts geändert …

«Alles koscher!»: Britische Produktion über einen Muslim, der seinen Glauben sehr liberal auslegt, aber in eine strenggläubige Familie einheiraten will. Dann erfährt er, dass er nur adoptiert wurde und eigentlich gebürtiger Jude ist. Er stürzt in eine Sinnkrise – und sein Umfeld möchte ihm am liebsten aufs Dach steigen. Eine Vielfalt respektierende Komödie gegen Intoleranz, die sich aus (religiös entschuldigter) Arroganz nährt.

«Der diskrete Charme der Bourgeoisie»: Luis Buñuel hält dem genusssüchtigen, selbstverliebten, besserwisserischen Bürgertum einen surrealen, beißenden Spiegel vors Gesicht. Kreativ, ungewöhnlich, intellektuell, nachhallend.

«Paddington»: In Ordnung, in Ordnung – ja, ich dehne den Begriff „Satire“ mit diesem letzten Film ein Stück. Dennoch hat diese liebenswerte Familienkomödie nicht nur charmante Figuren und eine warmherzige Ausstrahlung zu bieten. Sie leistet auch, ohne den Holzhammer auszupacken, einen wertvollen Beitrag zur Einwanderungs- beziehungsweise Flüchtlingsdebatte. Man muss nur aus der richtigen Perspektive auf die Story blicken: Ein peruanischer Bär verliert seine Heimat und seine halbe Familie. Da sich in Peru niemand um ihn kümmern kann, reist er nach England. Zeit seines Lebens hat er nur Gutes über dieses fremdenfreundliche, hilfsbereite, kultivierte Land gehört. Dort angekommen entgegnet man ihm aber hauptsächlich mit Misstrauen und Verachtung. Selbst die Familie, die sich ihm kurzfristig annimmt, verliert nach einigen Missverständnissen die Geduld.
Dabei hat der hilfsbedürftige Bär nur beste Absichten und wäre eine echte Bereicherung für seine neue Heimat. Wenn er nur halt die Gelegenheit bekäme, sich zu beweisen.
Verständnis heißt die Lösung. Nicht Vorverurteilung.
Wie schwer ist das bitte zu verstehen?!

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