Cast und Crew
- Regie: Rupert Wyatt
- Produktion: Irwin Winkler, Robert Chartoff, Mark Wahlberg, Stephen Levinson, David Winkler
- Drehbuch: William Monahan
- Darsteller: Mark Wahlberg, John Goodman, Brie Larson, Michael K. Williams, Jessica Lange, Anthony Kelley
- Musik: Jon Brion, Theo Green
- Kamera: Greig Fraser
- Schnitt: Pete Beaudreau
Bereits die erste Sequenz erweist diesem Trauerspiel über Obsession einen gewaltigen Bärendienst. Literaturprofessor Jim Bennett (Mark Wahlberg) begibt sich in ein Untergrund-Spielcasino und setzt mit stoischer Miene Unsummen von Geld, die er auch dringend benötigt, um seine monströsen Schulden abzubezahlen. Und selbst absolute Laien würden besser zocken als er. Er hat keine Taktik und setzt kopflos seinen gesamten Gewinn immer wieder aufs Spiel. Autor William Monahan und Regisseur Rupert Wyatt verdeutlichen also früh, dass «The Gambler» keine Erzählung über ein gewitztes Glücksspiel-Ass ist. Jedoch ist es ebenso wenig ein Drama, das die Mechanik hinter Wettsucht und deren Gefahren skizziert. In Jims Augen blitzt nie auch nur ein winziger Funken der Manie auf, er zeigt keine Freude am Risiko, nicht einmal ist ein Hauch der Sehnsucht nach Selbstzerstörung zu spüren.
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«The Gambler» versteht sich nicht als Kriminalfilm, in dem ein gewiefter Protagonist seinen Hals aus der Schlinge zu ziehen hat. Der Großteil der Laufzeit konzentriert sich auf Jims Alltag, zeigt ihn dabei, wie er Vorlesungen hält, wie er seine Mutter (Jessica Lange, ebenfalls in einer dürftigen Rolle) anmotzt oder wie er mit einem bekannten Kredithai rumlungert. Letzterer wird von John Goodman gespielt, dessen Part zwar fast schon strafbar klischeehaft geschrieben ist, aber immerhin den einzigen denkwürdigen, pointierten Monolog des Films hält. Wenn sich also der gesamte Film um Jim dreht, genauer gesagt darum, wie er mit seinem Umfeld interagiert, so müsste «The Gambler» eigentlich ein Charakterdrama sein, oder? Doch auch mit dieser Überlegung verzockt sich der geneigte Filmfreund, denn ein charakterzentrisches Drama benötigt vor allem eins: Charakter.
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Zumal Wyatt die Glücksspiel-Sequenzen größtenteils dröge abspult – weder ziehen sie mit Glamour-Faktor in ihren Bann, noch nutzt der Regisseur die durchaus interessant gestalteten, abgefrackten Schauplätze, um einen Sinn für Gefahr zu erzeugen. Stilistisch auffällig ist allein der Einsatz von Musik. Zunächst, da der Soundtrack einige trocken-spröde Nummer bietet, die ansatzweise so etwas wie eine überhöht-verlorene Stimmung erzeugen. Und darüber hinaus, weil Wyatt immer wieder mit der Trennung zwischen diegetischem und non-diegetischem Ton spielt – also mit der Grenze zwischen dem, was nur der Zuschauer hört und was sich in der Welt der Filmfiguren abspielt. Da Wyatt seinen Trick 17 aber erschütternd oft wiederholt, ohne ihm je Neues abzugewinnen, verliert auch diese Idee alsbald ihren Reiz.
Fazit: Ein einseitiger, unausstehlicher Protagonist schleppt sich durch ein träg erzähltes, uninspiriert inszeniertes Glücksspieldrama: Wer auf «The Gambler» setzt, setzt auf die falsche Karte.
«The Gambler» ist ab dem 15. Januar 2015 in vielen deutschen Kinos zu sehen.