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Das wohl meisterwartete Format ist «Daredevil», erstes Produkt einer langjährigen Kooperation zwischen Marvel und Netflix, die mindestens fünf Superhelden-Serien hervorbringen wird. «Daredevil» handelt von Matt Murdock, der als Kind sein Augenlicht verlor und daraufhin seine anderen Sinne übermenschlich schärfen konnte. Die Serie spielt in New York City, tagsüber ist Murdoch Anwalt, nachts geht er als Superheld auf Verbrecherjagd. Bisherigen Quellen zufolge will auch «Daredevil» eher wie ein 13-teiliger Film wirken anstatt eine Serie – dies spricht dafür, dass man sehr stark auf eine kontinuierliche Handlung setzt und weniger auf ein Procedural-Konzept, das sonst bei Serien dieses Genres üblich ist. Marvel will den Kinofilm von 2003 vergessen machen, eine sehr düstere Version des Charakters zeichnen. Die weiteren Marvel-Serien sollen übrigens in deutlichem Abstand folgen, im Schnitt mit einem Start pro Jahr.
Schon im März beginnt «Unbreakable Kimmy Schmidt», eine Comedy von Tina Fey und Robert Carlock, dem Produzentenduo hinter «30 Rock». Die Serie begleitet Titelfigur Kimmy auf ihrer Reise durch den New Yorker Großstadtdschungel: Nachdem sie sich von einer Weltuntergangssekte gelöst hat, macht sie sich auf zum Big Apple, um dort ein neues Leben anzufangen – mit nichts außer einem Rucksack, ein paar Leihbüchern und einem farbenfrohen Outfit. Die Serie wechselte schon vor ihrem Start von NBC, wo die Ausstrahlung ursprünglich geplant war, zu Netflix. Dort bestellte man bereits eine zweite Staffel, noch bevor die erste überhaupt anlief – ähnlich wie bei «House of Cards». Im Mai startet dann die zweite Comedy «Grace and Frankie». Die zwei titelgebenden Frauen teilen dasselbe Schicksal: Ihre Ehemänner haben sich ineinander verliebt und wollen fortan zusammenleben. So müssen die Frauen, beide schon in ihren 70ern, das Alleinleben, das Flirten, das Ausgehen, neu erlernen – und mit der jeweils anderen zurechtkommen. «Grace and Frankie» besticht vor allem durch einen namhaften Cast; unter anderem spielen Jane Fonda und Martin Sheen mit.
Vierter Neustart ist «Bloodline», hinter dem die Macher der Serie «Damages» stecken. Beschrieben wird das Format als Mischung aus Familiendrama und Psycho-Thriller, Ort der Handlung sind die Florida Keys. Es geht um die Rayburns, eine Familie von Hotelbesitzern – hoch angesehen, stets freundlich in der Gemeinde. Als eines Tages jedoch das schwarze Schaf der Familie heimkehrt, bröckeln die Fassaden: Plötzlich steht das Ansehen der Familie auf dem Spiel, ihre dunkle Vergangenheit kommt zum Vorschein. Und keiner weiß, ob er dem anderen noch trauen kann.
Schließlich gibt es noch «House of Cards» (Bild), dessen vielerwartete dritte Staffel im Februar startet – allerdings nicht bei Netflix Deutschland: Die hiesigen Ausstrahlungsrechte hält Sky zunächst exklusiv. Vermutlich müssen Netflix-Kunden sechs Monate auf die neue Staffel warten, gegenüber uns spricht das Unternehmen von einem Start später im Jahr 2015. Ob die Konstellation auch für mögliche weitere Staffeln der hochgelobten Polit-Serie gilt, wollte man uns nicht verraten.
Zeit für eine Prognose: In genau einem Jahr wird sich der Streaming-Markt in Deutschland massiv verändert haben. Mit deutlich mehr Content, vor allem bei Netflix; mit deutlich mehr Eigenproduktionen, über die man sprechen wird; mit mehr Kunden, die zeigen, dass die Streaming-Anbieter im Mainstream ankommen. Wer die meisten Kunden für sich gewinnen kann, wird eine spannende Frage in 2015. Die entscheidende aber ist: Wer macht die besten Serien? Der Kampf ist eröffnet.
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