Cast und Crew
- Regie: Andreas Prochaska
- Darsteller: Heino Ferch, Fritz Karl, Sabrina Reiter, Inge Maux,Maria Köstlinger, Gerhard Liebmann, Dominik Warta,Roland Silbernagl, Gerda Drabek, Frieda Mühl
- Drehbuch: Martin Ambrosch
- Produzent: Josef Aichholzer
- Kamera: David Slama
- Schnitt: Daniel Prochaska
- Musik: Matthias Weber
- Szenenbild: Verena Wagner
Zum mittlerweile vierten Mal präsentieren ORF und ZDF einen neuen «Spuren des Bösen»-Fall. Die 2012 gestartete Kriminalfilmreihe mit Heino Ferch in der Hauptrolle erreichte mit den bisherigen ZDF-Erstausstrahlungen sehr gute 5,40 und 4,94 Millionen Zuschauer sowie zuletzt tolle 6,20 Millionen Krimifreunde. Die von der Aichholzer Filmproduktion verwirklichte Fernsehfilmreihe ist aber nicht bloß ein Publikumsliebling, sondern dank ihrer psychologisch ausgearbeiteten Figuren sowie intelligenten Dialogbüchern auch ein wahrer Erfolg bei den Kritikern. Nach drei qualitativen wie quotentechnischen Volltreffern erlauben es sich die Verantwortlichen hinter «Spuren des Bösen», im vierten Anlauf noch mutiger zu werden, noch anspruchsvoller zu erzählen, eine noch profundere Geschichte zum Besten zu geben. Und erfreulicherweise verheben sie sich dabei nicht.
Erneut führte Andreas Prochaska Regie, der nicht nur die ersten drei «Spuren des Bösen»-Ausgaben in Szene setzte, sondern auch das gelungene Historien-Thrillerdrama «Das Attentat – Sarajevo 1914» und den mehrfach preisgekrönten Alpen-Kinowestern «Das finstere Tal». Wie zu erwarten war, ist Prochaskas Expertise seinem neusten Neunzigminüter von Anfang bis Ende anzumerken. Minutiös nehmen Prochaska und Kameramann David Slama in entsättigten, aufgrund ihrer ausgetüftelten Komposition nicht aber abstoßenden Bildern die Manierismen und leisen Gesichtszüge sämtlicher Figuren unter die Lupe. Somit lassen sie den Schauspielern viel Raum, um die Handlung durch ihre geerdeten, größtenteils wortkargen Darbietungen voranzutragen. Das kluge Drehbuch des Autoren Martin Ambrosch verzichtet darauf, dem Zuschauer sämtliche Informationen in expliziten Aussagen verpackt und mehrmals wiederholt hineinzuzwängen – gleichwohl ist es nicht derart verkopft und hochgestochen, dass die Geschichte dadurch schwer zu verfolgen sei.
Um alle Zusammenhänge nachvollziehen zu können, sollte der Zuschauer trotzdem genau hinschauen. Obwohl der vierte «Spuren des Bösen»-Fall besonders entschleunigt dargeboten wird, gibt es nur sehr wenig Leerlauf. Passend zu den Lektionen, die Protagonist Richard Brock von den Abstufungen zwischen dem Unbewussten, Vorbewussten und Bewussten hält, erklären sich die feinen Facetten der zentralen Figuren nicht unbedingt auf dem einfachsten Wege. Nur mit Weltwissen, emotionaler Intelligenz und Bauchgefühl, mit Intellekt und assoziativem Verständnis erschließt sich dem von Heino Ferch intensiv gespieltem Psychologen das vollständige Bild – und ebenso dem geneigten Krimianhänger.
Denn nach dem Entschlüsseln des Rätsels, da, wo die meisten Fernsehkrimis enden würden, holt «Spuren des Bösen – Schande» noch einmal aus. Wagt einen Kreisschluss, zurück zum fragmentarischen Stil des Intros. Dramaturgisch perfekt ist dieses atypische Finale nicht umgesetzt (dafür dreht sich der albtraumhafte Part zu lange um sich selbst, ehe die Macher wieder die Spannungskurve hochtreiben), wohl aber thematisch und stilistisch. Kühle Musik, knappe Worte, knarzende Geräusche. Und eine Weltsicht, die von hellen und dunklen Grautönen bestimmt ist.
«Spuren des Bösen – Schande» ist am 19. Januar 2015 ab 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.