Cast und Crew
- Regie: Sam Miller (5 Episoden) und andere
- Drehbuch: Simon Donald (7 Episoden) und andere
- Darsteller: Christopher Eccleston (als Professor Stoddart), Michael Gambon (als Henry Tyson), Richard Dormer (als Sheriff Dan Anderssen), Stanley Tucci (als DCI Morton), Sofie Gråbøl (als Hildur Odegard), Nicholas Pinnock (als Frank Sutter), Jessica Raine (als Jules Sutter), Verónica Echegui (als Elena Donnelly), Luke Treadaway (als Vincent Rattrey), Sienna Guillory (als Natalie Yelburton), Johnny Harris (als Ronnie Morgan)
- Produktion: Charles Hubbard, Matthew Bird, Trevor Hopkins, Andrew Woodhead, Simon Donald, Patrick Spence, Frith Tiplady
- Kamera: John Conroy, David Luther, Christopher Ross, Gary Shaw
- Schnitt: Stephen O'Connell, Yan Miles
Und nicht nur der Mord und Mortons Auftauchen sorgen für Unruhe. Auch ein unerklärlicher Krankheitsfall macht den Menschen in Fortitude Sorgen. Zu der eingeschworenen (oder etwa verschwörerischen?) Gemeinde gehören neben Forschungsleiter Charlie Stoddart (Christopher Eccleston) unter anderem auch die sexuell freizügige Forscherin Natalie (Sienna Guillory) der junge Wissenschaftler Vincent (Luke Treadaway) und seine Kollegin Jules Sutter (Jessica Raine), die eine in die Krise geratene Ehe mit dem Rettungspiloten Frank Sutter (Nicholas Pinnock) führt. Was keiner von ihnen weiß: Der schwerkranke Tierfotograf Henry Tyson (Michael Gambon) geht aus eigenem Antrieb den finsteren Geheimnissen seiner Mitmenschen nach – und stößt auf viele erschreckende Erkenntnisse sowie auf beunruhigende Phänomene …
«Fortitude» teilt sich dank seiner hoch angespannten, frostigen Atmosphäre einige Punkte mit «Kommissarin Lund – Das Verbrechen», doch viele Fernsehfreunde werden sich aufgrund der gemächlichen Erzählweise und der stets im Raum schwebenden Fragen „Wem kann man vertrauen?“ und „Wie realistisch wird das Geschehen bleiben?“ sicherlich auch an den HBO-Kritikerliebling «True Detective» erinnert fühlen. Aber auch Vergleiche zu einer anderen anspruchsvollen, unheilvollen Mördersuche bieten sich an: Die vornehmlich von Simon Donald verfasste Kriminalgeschichte dürfte mit ihrer Geschichte einer abgelegenen, mysteriösen Kommune zahlreiche «Twin Peaks»-Fans begeistern, die auf der Suche nach Serienfutter sind, bis das Revival des David-Lynch-Formats an den Start geht. Zumindest in den ersten vier Episoden ist «Fortitude» jedoch bodenständiger als das, was Lynch in späteren Episoden seiner Kultserie leistete. Die Mindfuck-Momente, die sich dann aber sehr wohl in der Arktis abspielen, schlagen dafür umso mehr ein.
Es wird dem zwölfteiligen Projekt von Sky Atlantic allerdings nicht gerecht, es unentwegt mit bereits existierenden Formaten zu vergleichen. Denn die kühle Kombination aus Kriminaldrama, Mystery und subtilem, seriellem Psychothriller ist ein originelles, ideenreiches Unterfangen. Rasch baut sich eine beklemmende Atmosphäre ständiger Bedrohung auf, ohne dass «Fortitude» je sonderlich explizit wird oder den Zuschauer mit einer erdrückenden Schlagzahl an Twists verwirrt. Miller, Donald und Co. arbeiten sehr subtil, vorausschauend und sorgfältig – und daher ist ihre Serie wahrlich kein Berieselungsfernsehen. Noch weniger als ihre ebenfalls Konzentration fordernden Vorbilder, in denen es mehr „Rettungsinseln“ gibt als hier – was nicht heißen soll, dass «Fortitude» keinen Sehspaß bereitet. Jede Episode hat sehr wenige, aber perfekt sitzende Pointen zu bieten, außerdem ist das Dialogbuch durchgehend zugänglich, die Figuren zwar allesamt makelbehaftet, aber einnehmend: «Fortitude» fordert den Zuschauer zwar, bildet sich aber nichts darauf ein – und ist somit bei aller Trübseligkeit noch immer (sehr, sehr kluge) Fernsehunterhaltung und nicht etwa eine formale Übung in Prätention.
Bis sich dieses Bild von «Fortitude» festigt, dauert es wohlgemerkt etwas. Die ersten 45 Minuten sind dadurch, dass nahezu alle Figuren ausführlich vorgestellt werden, etwas überfrachtet und haben keinen fließenden Erzählrhythmus. Sobald Stanley Tuccis bestimmter, aber charismatischer Detective das zugeschneite Städtchen betritt, befinden sich aber alle Elemente an ihrem Platz. Tuccis Präsenz verleiht dem Geschehen einen nötigen Hoffnungsschimmer, seine Ermittlungen verhelfen den Episoden zudem zu einem roten Faden und durch ihre variierende Interaktion mit dem Fremden verraten die restlichen, zuvor etwas abstrakten, Figuren mehr über sich selbst, wodurch sie an Kontur gewinnen. Da wäre es ein Leichtes, Tucci als simplen Plotmotor und Comic Relief abzutun, was seine schauspielerische Leistung jedoch unter ihrem Wert verkaufen würde – der «Die Tribute von Panem»-Mime gibt seiner Rolle durch Mimik und kaum bewusst werdenden stimmlichen Variationen einen fesselnden Subtext mit. Auch Richard Dormer übt sich, mit hervorragenden Ergebnissen, darin, seine Figur vermeintlich leicht durchschaubar zu spielen, bloß um dann immer wieder durch ein unpassendes Grinsen oder einen durchdringenden Blick dieses ach-so-klare Bild in Frage zu stellen.
Die eindrucksvollste Darbietung in der kinoreif gefilmten Serie gibt aber «Kommissarin Lund – Das Verbrechen»-Frontfrau Sofie Gråbøl, die Stärke und Voraussicht ausstrahlt und ihr Gegenüber stets einschüchtert – dies aber gänzlich, ohne auf die üblichen Mittel und Wege zurückzugreifen. Und so steht sie stellvertretend für das ganze Format: «Fortitude» erreicht bekannte Ziele, dies aber dank einer innovativen, eigensinnigen Herangehensweise.
«Fortitude» ist ab dem 29. Januar über Sky Go und Sky Anytime im Originalton abrufbar. Ab dem 3. März zeigt Sky Atlantic HD die Serie immer dienstags um 21 Uhr – im Originalton und in der deutschen Synchronfassung.
Es gibt 3 Kommentare zum Artikel
26.01.2015 11:11 Uhr 1
27.01.2015 23:06 Uhr 2
18.01.2017 08:26 Uhr 3