Cast und Crew
- Regie: Kevin Macdonald
- Produktion: Charles Steel, Kevin Macdonald
- Drehbuch: Dennis Kelly
- Darsteller: Jude Law, Scoot McNairy, Ben Mendelsohn, David Threlfall
- Musik: Ilan Eshkeri
- Kamera: Christopher Ross
- Schnitt: Justine Wright
Die vom britischen Dramatiker Dennis Kelly verfasste Story spielt nicht vor dem Hintergrund eines drohenden oder bereits stattfindenden Krieges. Stattdessen taucht Macdonald in die Untiefen des Klassenkampfes ab und bezieht Stellung zur weiterhin erschütternden Beziehung, in der die Arbeiterklasse und große Industriekonzerne stehen. Die sozialkritischen Kommentare dieses submarinen Abenteuers sind zuweilen mit der Subtilität und Grazie eines Torpedos ausgestattet, dennoch weiß die grundsätzliche Handlung nach einigen Anfangsschwierigkeiten zu packen:
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Bis Robinson und seine Mannschaft erst einmal abgetaucht sind, schippert «Black Sea» mühselig voran: Die U-Boot-Veteranen geben so dick aufgetragene Stammtischparolen gegen „die da oben“ von sich, dass man sich zuweilen in einer Parodie glaubt. Dann aber schieben Macdonald und Kelly dermaßen trostlose, bemitleidenswerte Einblicke in das Privatleben von Robinson und Konsorten ein, dass «Black Sea» in finster-dramatische Gewässer abdriftet – was von den stilisierten, lässig erzählten Vorbereitungen auf die gefährliche Mission torpediert wird, die eher auf ein Untersee-«Ocean's Eleven» einstimmen. Mit etwas Feinschliff der Dialoge und einer souveränen Inszenierung könnten diese Stimmungsschwankungen zum Pluspunkt werden und die Unberechenbarkeit von «Black Sea» unterstreichen – in der dargebotenen Form erinnert es aber mehr an einen filmischen Flickenteppich. Da verwundert es nicht, dass die Produktionsgeschichte dieses britischen Unterfangens von allerlei Problemchen und Kurskorrekturen bei voller Fahrt berichtet.
Sobald alle Elemente an ihrem Platz sind, gewinnt Macdonalds Regiearbeit an Konstanz und «Black Sea» dreht deswegen intensiv an der Spannungsschraube. Schon allein durch das enge, verrostete, fast labyrinthartig aufgebaute U-Boot entsteht eine schneidende Grundatmosphäre, die Komponist Ilan Eshkeri durch eine unaufdringliche, aber effektive Hintergrundmusik verstärkt. Vor allem aber ist es das Zusammenspiel der Crew (unter anderem: Ben Mendelsohn, Karl Davies und Konstantin Khabensky), das «Black Sea» zu einem grundsoliden Suspense-Kammerspiel werden lässt.
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Wann immer sich «Black Sea» vornimmt, seine Überlebenskampf-Story mit Elementen einer Charakterstudie und mit den eingangs erwähnten Klassenkampf-Kommentaren anzureichern, verhebt sich der Thriller allerdings. Die Charaktere der handelnden Figuren sind zu austauschbar und zu sehr am Reißbrett entwickelt, als dass ihre inneren Konflikte eine größere Resonanz entwickeln könnten, während die „Arm vs. Reich“-Dynamik aufgrund eines haarsträubenden Twists übers Ziel hinausschießt.
Dank des gelungenen Mittelparts lassen sich die Schwächen von «Black Sea» dennoch hinnehmen. Wer mit dem Genre nichts anfangen kann, wird sich von diesem Film wohl kaum überzeugen lassen. Filmfreunde, die sich nach einer neuen spannenden Unterseeboot-Geschichte sehnen, dürfen dagegen einen Blick riskieren. An Klassiker wie «Das Boot» oder «Crimson Tide» reicht «Black Sea» wohl gemerkt nicht heran, für einen guten Thrill zwischendurch reicht es aber allemal!
«Black Sea» ist ab dem 29. Januar 2015 in zahlreichen deutschen Kinos zu sehen.