Cast & Crew
Vor der Kamera:Katharina Wackernagel («Das Adlon») als Nina Petersen, Alexander Held («Die Päpstin») als Karl Hidde, Michael Rotschopf («Kriminaldauerdienst») als Gregor Meyer, André M. Hennicke («Sophie Scholl – Die letzten Tage») als Klaus Ewert, Michaela Caspar als Maren Fenske, Wanja Mues («GSG 9») als Max Morolf, Anke Retzlaff als Sabine Lieber, Harald Schrott («Allein gegen die Angst») als Michael Broder und Jasmin Gerat («Kokowääh») als Martina Görges
Hinter den Kulissen:
Regie: Lars Gunnar Lotz, Buch: Martin Eigler, Sven Poser, Musik: Oliver Kranz, Kamera: Jan Prahl, Schnitt: Darius Simaifar, Produktion: Network Movie, Film- und Fernsehproduktion Wolfgang Cimera
Doch wer die vorangegangenen Episoden gesehen hat, der weiß auch, dass die Geschichte um Möhring nicht wirklich ein Ende gefunden hat, mit dem man es einfach gut sein lassen könnte. Für Beobachter der Reihe wäre es mehr als nur unglücklich, über die Abwesenheit der vormaligen Hauptfigur einfach hinwegzugehen. Weil die allerdings ohnehin zum Ende des letzten Falles ins Gefängnis einfahren musste, wäre es recht einfach, jedoch zugleich nicht wenig unbefriedigend, so man sagen würde, dass Benjamin Lietz (so der Rollenname) einfach in ein Gefängnis weiter weg verlegt wurde. Hat man aber nicht. Anstatt dessen finden sich immer wieder Gründe, warum Nina Petersen, die Lietz seinerzeit mehr als nur nahe Stand, „ihren“ Benjamin nun doch nicht sehen kann, obwohl es doch eigentlich geplant war. Leider allerdings wirken diese Umstände in Summe doch arg konstruiert.
Insgesamt waren die Drehbuchautoren sehr intensiv damit beschäftigt, die Rahmenhandlung voranzutreiben. Bis auf die kleineren genannten Schwächen wird das auch sinnig und spannend umgesetzt. Und so wirkt auch der große Anteil an Rahmenhandlung im Vergleich zur Episodenhandlung nicht unangebracht. Viel mehr ist die Mischung – gerade aufgrund der längeren Pause – optimal gewählt. Deutlich bemerkbar macht sich hier auch der Wechsel des Regisseurs: Hat in den ersten fünf Fällen stets Martin Eigler das Zepter in den Händen gehalten, übernahm für den neuesten Film Lars Gunnar Lotz.
Erzählt wird die Geschichte von zwei Streifenpolizisten, die eigentlich nur Routinearbeit leisten, als sie ein Auto anhalten. Doch die Situation eskaliert, der männliche Teil der Streife muss sein Leben lassen, der weibliche Part wird vom Fahrer kurzerhand mitgenommen. Schnell stellt sich heraus: Ein Motiv hinter den Morden könnte der Hass auf Polizisten und Uniformierte sein. Während das Team um Nina Petersen die Suche nach dem Täter aufnimmt, konfrontiert ihr Chef sie mit ihrer instabilen psychischen Situation. Wer an dieser Stelle allerdings die vorangegangenen Fälle nicht verfolgt hat, der wird die Hintergründe kaum verstehen. Um allerdings in der Handlung insgesamt mitzukommen reicht es dennoch allemal: Hochkomplex ist die Story zumindest nicht.
Was die Episode anbelangt geht es mit einer wilden, aber spannend inszenierten Schießerei weiter, auch im Folgenden kommt die Action nicht zu kurz, wirkt dabei aber stets glaubhaft. Zu verdanken ist das insbesondere Katharina Wackernagel, die ihre Figur stark spielt. Sie ist zugleich das überzeugendste Ensemblemitglied. Kollege Alexander Held als Karl Hidde spielt manchmal überraschend, aber stets sehr überzeugend und ist damit ebenfalls positiv zu bemerken. Insgesamt hat man fast das Gefühl, der Cast spielt nach dem Abgang Möhrings ein Stück weit befreit auf. Freilich wäre eine solche Aussage aber als rein spekulativ zu betrachten.
- ZDF/Gordon Photographie
Das Ermittlerteam muss ohne Benjamin Lietz (Wotan Wilke Möhring) auskommen.
Kleinere Unglaubwürdigkeiten schmerzen dabei nur wenig. Ausgerechnet eine klassische Schwäche tritt aber auf: Der extrascharfe Zoom. Warum Krimiautoren so oft meinen, sie müssten aus einem mäßig scharfen Bild einen ultrascharfen Kleinstausschnitt filtern, wird wohl allen Zuschauern ein ewiges Rätsel bleiben. Nicht nur deswegen allerdings ist dieser Fall ein klassischer Krimi. Manchmal bekommt man fast den Eindruck, dass er ein wenig zu klassisch ist: Gelegentlich wirkt der Film wie in ein Korsett gepresst. Das ist schade, weil unnötig. Dem Gesamteindruck ist dies aber dennoch nur wenig abträglich. Und wenn es doch minimal schadet, wird der Zuschauer durch das Finale entschädigt. Erst denkt man nämlich, dass das „End“ eventuell ein wenig zu „happy“ ist. Warum es doch nicht so ist, begreift man erst einige Momente später. Hier ist ein gelungener finaler Kniff angewendet worden.
Ob das Fehlen des prominenten Ex-Hauptdarstellers, die kreative Pause oder der Wechsel des Regisseurs entscheidend waren, ist nicht abschließend zu klären. Jedenfalls lässt sich sagen, dass der neueste Fall der Kripo Stralsund deutlich besser anmutet, als sein direkter Vorgänger. Sollte es in dieser Kontinuität weiter gehen, mag der Reihe eine ordentliche Zukunft bevorstehen – zumindest die Grundsituation lässt das zu. Wenn die Abwesenheit Möhrings nicht allzu konfus erzählt wird und ordentliche Kriminalfälle aufgetischt werden, gibt es vermutlich nicht wieder allzu schnell eine solch lange Pause zwischen zwei Filmen. Wotan Wilke Möhring dürften so jedenfalls nur absolute Fans des Mimen vermissen, nicht aber gemeine Krimi-Freunde.
«Stralsund – Kreuzfeuer» ist am Samstag, 31. Januar um 20.15 Uhr im ZDF zu sehen.