Die große Stärke von «Scorpion» ist sein Tempo, mit dem die Action abgespult wird. Man schafft es auf den Punkt genau, die Zuschauer in Atem zu halten. CBS-typisch ist die insgesamt generische Erzählweise mit einem Fall pro Episode, ungewöhnlich dagegen die funktionierende Ansprache an ein jüngeres Publikum mit jungen Nerd-Charakteren. Dass diese extrem stereotyp daherkommen (Retro-Brille, soziopathisch, Zwangsstörungen, Asiatin mit Flanellhemd), ist zu verzeihen. Denn insgesamt kommt die Serie für ein Procedural sehr unterhaltsam daher und ist eine willkommene Alternative zu trocken-realitätsnahen Krimis wie «CSI». «Scorpion» will dies gar nicht sein: Allein die Zufälle, die in der ersten Episode dem Team zum Erfolg verhelfen, und die gezeigten virtuellen Kunststücke fordern geradezu heraus, dass beim Genuss dieser Serie die rationale Seite des Gehirns besser ausgeschaltet wird. Darüber hinaus überzeugt der Sat.1-Neustart mit einem starken Cast: Unter anderem sind als Hauptdarsteller Eyles Gabel («Game of Thrones», Katharine McPhee («Smash») und Robert Patrick («Akte X» an Bord.
In den USA ist «Scorpion» mit seiner explosiven Mischung zum Quotenrenner geworden: Fast 14 Millionen Menschen sahen die Premiere, inklusive Recorder-Aufnahmen waren es 20 Millionen. Danach hat man nur wenige Zuschauer verloren, im Januar sehen sogar durchschnittlich über zwölf Millionen zu und machen das Format zu einem der meistgesehenen im Network-Fernsehen. CBS-untypisch läuft es besonders gut beim jungen Publikum, wo man kürzlich erst neue Rekordwerte aufstellte. Der Sender hat schon längst eine zweite Staffel bestellt.
Angesichts dieser Zahlen könnte man vielleicht sogar soweit gehen, «Scorpion» als ein neues Serienphänomen anzusehen. Als Stellvertreter einer neuen Procedural-Generation nach «CSI», «Bones» oder «NCIS». Letztere sind zwar immer noch erfolgreich, aber zunehmend bei älteren Zuschauern. Die neuen Vertreter machen das Gegenteil der Vorgänger: Sie interessieren sich wenig für (forensisch) genaue Analysen, wenig für die vermeintlich wissenschaftliche Genauigkeit. Sondern sie machen das Unmögliche möglich, das Skript soll alles hergeben, ob realistisch oder nicht – der Spaß des Zuschauers steht an allererster Stelle. «The Flash» ist im Superhelden-Genre ähnlich angelegt, es ist wie «Scorpion» ein Quoten-Überflieger der Season. Sat.1 zeigt den Neustart am Krimi-Sonntag nach den «NCIS»-Serien, und sollte nicht alles schief laufen, darf man wie in den USA starken Quoten entgegensehen.
Jüngere Sat.1-Flops am Montag
Wenn sich Sat.1 am Montagabend abseits der Eigenproduktionen mit US-Serien versuchte, fehlten meist die Zuschauer: 2013 lief es mit Erstausstrahlungen von «The Mentalist» noch halbwegs ordentlich, der damalige Neustart «Elementary» überzeugte aber bereits nicht mehr. Anfang 2014 setzte man montags zur Primetime dann auf «Hawaii Five-O» – mit normalerweise deutlich einstelliger Zielgruppen-Quote. Im Herbst floppte zudem der Spätabend-Neustart «Almost Human».Die Chancen auf einen Sat.1-Erfolg stehen also eher schlecht: Erstens kam die Serie in den USA weder bei Kritikern noch beim Publikum übermäßig gut an – anders als bei «Scorpion». Zweitens taten sich US-Serien beim Sender am Montagabend besonders schwer (siehe Infobox). Schließlich fehlt dem Format auch der «Will & Grace»-Bonus: In den USA ist Hauptdarstellerin Debra Messing (Foto) eine Berühmtheit, das Comeback in ihrer eigenen Serie wurde gespannt erwartet. Hierzulande ist die Sitcom «Will & Grace» jedoch nicht bekannt. Wenn Variety-Kritiker Brian Lowry also schlussfolgert, dass «Detective Laura Diamond» vor allem die Leute anspreche, die Debra Messing mögen, gilt dieser Bonus für das deutsche Publikum kaum.
Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
31.01.2015 14:04 Uhr 1
Siezt QM seine Leser gar nicht mehr? :?