Die einst als unantastbar geltende «Tagesschau» gerät verstärkt in die Kritik, und dies sogar aus eigenen Reihen. Aufgrund der vermehrten Schelten, die die ARD-Hauptnachrichten einstecken mussten, äußert sich nun ARD-Aktuell-Chefredakteur Dr. Kai Gniffke in einem 'FAS'-Gastbeitrag zu diesen Vorwürfen. So verteidigt er erneut das Bildmaterial, das in der 20-Uhr-Ausgabe vom Charlie-Hebdo-Trauerzug gezeigt wurde. Dieses bezeichneten mehrere Seiten als manipulativ, da es den Eindruck erwecken könnte, die anwesenden Staats- und Regierungschefs hätten an der Spitze der Bevölkerung den Trauerzug angeführt, obwohl sie in Wahrheit aus Sicherheitsgründen mit Abstand dem Trauerzug vorweg gingen.
Gniffke erachtet die Verknappung von Material als übliche Methodik und sieht darin keine Manipulation, zumal der Trauerzug auch live im Ersten übertragen wurde, wo der Abstand zwischen den beiden Trauerzügen ersichtlich wurde. Die «Tagesschau» daher als Lügenmedium darzustellen, sei eine Skandalisierung. Ebenso wenig zeigt Gniffke Verständnis dafür, dass wiederholt die Trockenheit der Nachrichten beklagt wird: „Wer, wenn nicht die «Tagesschau», berichtet, wenn etwa der Deutsche Bundestag über Tagesfragen diskutiert? Das ist manchmal vielleicht zäh, aber es gehört zum Kern unseres Auftrags.“
Dessen ungeachtet deutet Gniffke an, dass es bei der «Tagesschau» über kurz oder lang zu Änderungen kommen wird. Die Kritik, das Format liefere zu wenig Kontext, um dem Zuschauer die Einordnung der Meldungen zu ermöglichen, schien also auf einen Nerv getroffen zu haben: „Wir werden noch härter sieben, was den Weg in unser Angebot findet. Es könnte darauf hinauslaufen, dass wir die Zahl der Themen reduzieren, um die verbleibenden ausführlicher aufzubereiten”, so Gniffke.