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Regionales Fernsehen wird eine große Rolle spielen. Die Menschen sind natürlich sehr global orientiert. Dadurch gibt es aber auch eine hohe Verbundenheit und Identifikation zum Regionalen. Der Kontakt zum Regionalen wird wichtig sein und deshalb hat das regionale Fernsehen Zukunft.
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Malu Dreyer, Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz
Das alles aber – und auch das betonte der Chef von Deutschland Fernsehen GmbH am Montag – wird nur dann klappen, wenn die Inhalte stimmen. Ohne diesen ginge nämlich gar nichts, meinte Gotthard und setzte dann zu einem Monolog über das Umfeld von Menschen, über Angela Merkel und Barack Obama. Was er wohl sagen wollte: Nicht nur die Politik von weiter weg ist wichtig für den Menschen, sondern auch das, was direkt um ihn herum geschieht. Und genau darauf will sich der neue Nachrichten DRF1 ja speziell konzentrieren.
Das erste Mal journalistisch wurde es kurz nach Sendestart, als die anwesende Landesmutter von Rheinland-Pfalz, Ministerpräsidentin Malu Dreyer, zum Interview gebeten wurde. Wie üblich bei feierlichen Anlässen ergab sich ein kurzer Small-Talk mit Moderator Christian Opitz, wie man ihn im besten Fall beim Warten auf die Buffeteröffnung führt. Rund eine viertel Stunde nach dem Start gingen dann auch die ersten News über den Äther: Das Oststudio brachte zunächst aber nur einen sehr kurzen O-Ton zur in Berlin stattfindenden „Berlinale“. Auf der Launch-Party durfte stattdessen Schlager-Star Heino PR machen – und wieder wurde viel, viel geredet. Das änderte sich auch nicht, als das Mikro weiter an Sänger Thomas Anders gegeben wurde.
Seit Montagabend nun laufen die regulären Nachrichten – immer im Viertelstundentakt, um 18 Uhr neu und danach als Schleife. Eine erste Überraschung: Beiträge gibt es keine. Stattdessen setzt Christian Opitz in einem virtuellen Studio und verliest Nachricht um Nachricht. Von beginnenden Vorbereitungen auf den G7-Gipfel in Lübeck, hin zu vor sich hin rostenden Atommüllfässern bis hin zu Islam-kritischen Demos in Bremen und Schwerin. Schnell noch etwas Wetter – und dann war es das auch an aktuellen Infos. Das ist so gewollt – schnell und kompakte Informationen will das Regional-Fernsehen liefern. Nach etwa sechs Minuten kompaktem Überblick darf es dann „menscheln“ – etwa in einem Beitrag über einen Döner-Imbiss, der einen „Kartoffel-Döner“ zum Ziele des interkulturellen Austauschs anbietet. Das ist ein zu Beginn halbwegs gelungener Mix, wenngleich man sich schon gewünscht hätte, dass die Redaktion bei den eigentlich harten Themen etwas mehr angepackt hätte.
Neben den Nachrichten will DRF1 mit drei Eigenproduktionen aufwarten. Neben «Deutschland sucht den Superdaddy» ist auch ein Format für Gründer («Start Up») und «Afterwork», das Vereinen eine Plattform geben will. Ob die Produktionen wirklich sinnführend sind – oder ob es nicht doch besser gewesen wäre, der Sender würde zumindest am Anfang voll und ganz auf seinen Plan setzen, Regionalnews im Viertelstundentakt zu zeigen, wird sich erst in den kommenden Wochen zeigen. Was sich nach dem ersten Sendetag von DRF1 zeigte: Man ist auf dem Weg. Das will etwas heißen. DRF1 ist vielleicht gerade erst um die erste Straßenecke gebogen und vom letztlichen Ziel noch etliche Unwegsamkeiten entfernt.
Dass man den Weg ernsthaft bestreiten möchte – wohl auch mit dem nötigen finanziellen Einsatz – daran besteht kein Zweifel. Und das ist der Unterschied zu manch anderem Regional-Nachrichten-Fenster. Der Grundstein ist gelegt; jetzt kommt es natürlich auf die Inhalte an, vor allem aber auf die Journalisten im Hintergrund. Gute Inhalte gibt es nämlich nur dann, wenn fähige Leute dafür sorgen. Und denen sollte der Zuschauer nun ein bisschen Zeit geben, um sich und das neue Produkt zu finden. Und dann kann man immer noch bewerten, ob das alles jetzt so obergeil geworden ist, wie die Senderlaunch-Party versprach.