Nichtsdestotrotz aber werden für jede Befragungswelle rund 50.000 Menschen interviewt – und die nun bekannt gewordenen Werte setzen sich aus gleich zwei Befragungswellen im Jahr 2014 zusammen. Erleichtert dürfte die Branche aufnehmen, dass Radio heute zwar mehr und mehr via Mobile, App oder Stream gehört wird, aber nicht unbedingt weniger als zuletzt. Die Programme haben aber auch gut vorgesorgt. Die Vielzahl der großen Stationen haben ihre Sendestunde streng durchformatiert; noch weniger als im Fernsehen passieren im Radio heutzutage wirkliche Überraschungen. Da folgt ein gut getesteter Hit auf den nächsten, der Moderator ist zum Gute-Laune-Ansager für 30 Sekunden verkommen.
Die Lage der Energy-Stationen
- Region Stuttgart: +48,4% auf 46.000
- München: +40,0% auf 77.000
- Berlin: -10,1% auf 62.000
- Sachsen: -2,1% auf 46.000
- Hamburg: -11,5% auf 23.000
- Energy Gesamt in Deutschland: 242.000 Hörer (+7,6%)
Die Chefs erhalten Schulterklopfer von ihren Eigentümern – und werden einen Teufel tun, das Rad zurückzudrehen. Das geht zweifelsohne zu Lasten von journalistischen Inhalten, die vor allem im Privatradio nur noch in den klassischen 3-Minuten-Nachrichten einen Platz finden. Stationen, die das noch anders handhaben, werden mit Verlusten abgestraft. FFH, laut Meinung vieler noch das hochwertigste große Privatradio der Republik, büßt 50.000 Hörer bei dieser Erhebung ein.
Die klassischen Info-Programme haben zudem einen schweren Stand. Sowohl B5 Aktuell, als auch HR info oder das Inforadio verlieren Zuhörer. Hippe Programme wie You FM hingegen sorgen für die Überraschung der MA schlecht hin. Das junge Programm mausert sich: Klassische Popwellen wie hr3, die noch etwas mehr Information vermitteln wollen, liegen noch vorne – der Trend ist aber klar. Die frechen Programme holen auf. In Zeiten von Internet und Smartphone-App muss ich auch der Radiomarkt teilweise neu erfinden. Die junge Generation will Radio eben vor allem als Musikabspulstation und Nebenherdudler.
Das wird den letzten verbliebenen Radio-Personalitys nicht schmecken. So wie es aussieht aber, werden Stimmen immer austauschbarer. Denn am Ende zählen Namen sowieso nicht. Am Ende ist, wie überall in den Medien, die Zahl wichtig.