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Radio MA: Wenn die journalistische Qualität gewinnt

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…dann freuen sich zwar Radio-Liebhaber, nicht aber die breite Masse. Für die scheint das Medium Radio heute mehr denn je eher lockeres Nebenher-Programm zu sein. Ein Kommentar von Manuel Weis.

Zwei Mal im Jahr zittern die Radio-Macher: Heuer war dies am 4. März der Fall und wird auch am 14. Juli noch einmal passieren. Dann bekommen die Entscheider der Branche ihre Quittung, die Radio-Quoten, die von Marktforschern in intensiven Telefonumfragen ermittelt werden. Über den Wahrheitsgehalt der nun vorgelegten Zahlen wird viel gesprochen. Nicht wenige Zweifeln ihn an, sehen auch Fehler bei der Erhebung. Und sicherlich hat die Methode ihre Lücken, etwa dann, wenn private Stationen inzwischen dafür werben, den Forschern die Fragen zu beantworten. Dann nämlich sinkt die Zahl der Menschen, die sich für die Befragung gar keine Zeit mitnehmen und im besten Fall der prozentuale Anteil an Hörern der Station X, die in die Quote einfließen.

Nichtsdestotrotz aber werden für jede Befragungswelle rund 50.000 Menschen interviewt – und die nun bekannt gewordenen Werte setzen sich aus gleich zwei Befragungswellen im Jahr 2014 zusammen. Erleichtert dürfte die Branche aufnehmen, dass Radio heute zwar mehr und mehr via Mobile, App oder Stream gehört wird, aber nicht unbedingt weniger als zuletzt. Die Programme haben aber auch gut vorgesorgt. Die Vielzahl der großen Stationen haben ihre Sendestunde streng durchformatiert; noch weniger als im Fernsehen passieren im Radio heutzutage wirkliche Überraschungen. Da folgt ein gut getesteter Hit auf den nächsten, der Moderator ist zum Gute-Laune-Ansager für 30 Sekunden verkommen.

Die Lage der Energy-Stationen

  • Region Stuttgart: +48,4% auf 46.000
  • München: +40,0% auf 77.000
  • Berlin: -10,1% auf 62.000
  • Sachsen: -2,1% auf 46.000
  • Hamburg: -11,5% auf 23.000
  • Energy Gesamt in Deutschland: 242.000 Hörer (+7,6%)
Wie wichtig ein solch enges Korsett für die Quote ist, machen auch diesmal wieder die Energy-Station im ganzen Land deutlich. In Stuttgart gewinnt das junge Programm fast 50 Prozent hinzu, in München sind es 40 Prozent. Zwar sind in anderen Regionen, Hamburg etwa, auch deutliche Verluste spürbar. Der komplette Senderverbund aber erreicht ein stolzes Plus von 7,6 Prozent. Da kommt man schnell zum Urteil, das Information und Wort-Inhalte heute nicht mehr ganz so wichtig sind. Radio ist 2015 mehr denn je ein Unterhaltungsmedium. Die, die das verstanden haben, gewinnen dazu. Das sind in Bayern der Marktführer Antenne Bayern, der das beste Ergebnis seit Beginn der Messungen bejubelt, aber auch Bayern 3, das tagsüber ebenfalls ein deutlich formatiertes Programm anbietet.

Die Chefs erhalten Schulterklopfer von ihren Eigentümern – und werden einen Teufel tun, das Rad zurückzudrehen. Das geht zweifelsohne zu Lasten von journalistischen Inhalten, die vor allem im Privatradio nur noch in den klassischen 3-Minuten-Nachrichten einen Platz finden. Stationen, die das noch anders handhaben, werden mit Verlusten abgestraft. FFH, laut Meinung vieler noch das hochwertigste große Privatradio der Republik, büßt 50.000 Hörer bei dieser Erhebung ein.

Die klassischen Info-Programme haben zudem einen schweren Stand. Sowohl B5 Aktuell, als auch HR info oder das Inforadio verlieren Zuhörer. Hippe Programme wie You FM hingegen sorgen für die Überraschung der MA schlecht hin. Das junge Programm mausert sich: Klassische Popwellen wie hr3, die noch etwas mehr Information vermitteln wollen, liegen noch vorne – der Trend ist aber klar. Die frechen Programme holen auf. In Zeiten von Internet und Smartphone-App muss ich auch der Radiomarkt teilweise neu erfinden. Die junge Generation will Radio eben vor allem als Musikabspulstation und Nebenherdudler.

Das wird den letzten verbliebenen Radio-Personalitys nicht schmecken. So wie es aussieht aber, werden Stimmen immer austauschbarer. Denn am Ende zählen Namen sowieso nicht. Am Ende ist, wie überall in den Medien, die Zahl wichtig.

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