Cast & Crew
Vor der Kamera:Lars Mikkelsen («Kommissarin Lund») als Harald Bjørn, Jasmin Gerat («Die Mandantin») als Jackie Müller, Veerle Baetens als Alicia Verbeek, Nicholas Ofczarek («Falco – Verdammt, wir leben noch!») als Marius Loukauskis, Carlos Leal («Sennentuntschi») als Jean Louis Poquelin, Miriam Stein («Goethe!») als Natascha Stark, Hilde van Mieghem als Stéphane Pernel, Sunnyi Melles («Das Adlon») als Iris Gabler und viele mehr
Hinter den Kulissen: Regie: Kathrine Windfeld und Kasper Gaardsøe, Buch: Mai Brostrøm und Peter Thorsboe, Musik: Jean-Paul Wall, Kamera: Morten Søborg, Jan Pallesen und Lars Vestergaard, Schnitt: Per K. Kirkegaard, Janne Bjerg, Andri Steinn und Anders Albjerg, Produktion: Network Movie in Koproduktion mit Lunanime, Nordisk Film und Superfilm
Nach «The Bridge» und «Kommissarin Lund» geht das ZDF also ein weiteres Mal den Schritt einer großen Krimi-Produktion in Zusammenarbeit mit skandinavischen (oder allgemein: internationalen) Partnern. So nutzt man seine Möglichkeit zumindest ansatzweise, mit amerikanischen Budgets mitzuhalten. Die Frage, die sich hier also primär stellt: Warum nicht noch öfter so? Denn um es vorweg zu nehmen: Es gibt zwar einige Schwächen, aber überzeugend ist «The Team» definitiv. Zentrum und Fluchtpunkt der Story ist Marius Loukauskis. Alles geschieht im Dunstkreis des zwielichtigen Mannes, denn irgendwie hat doch jeder mit ihm zu tun. Vermutet wird, dass er für die Ermordung dreier Prostituierter verantwortlich ist. Schnell wird klar, dass er das so direkt nicht getan hat. Aber irgendwie hängt er halt doch mit allem zusammen.
Wer hat Schuld? Alle!
Das aber ist ohnehin ein Urteil, dass «The Team» recht leichtfertig spricht: Auch die Attitüde „Jeder hat Schuld“ ist eine, die man in derben skandinavischen Produktionen häufig serviert bekommt. In diesem Fall aber machen die Autoren es sich damit etwas zu leicht. An vielen Stellen ist die Idee zu wenig differenziert. Zwar stimmt es schon, dass wenige Charaktere gänzlich unschuldige Wesen sind, aber zwischen Art und Tiefe der Schuld wird oft nicht genug unterschieden. Dabei ist jedoch Fehlverhalten offensichtlich nicht gleich Fehlverhalten. Positiver wirkt da der Fakt, dass sich irgendwann niemand mehr sicher fühlen kann. Ein potenzielles Opfer ist im Laufe der Zeit ebenso jede Figur, was deutlich nachvollziehbarer vermittelt wird und dafür sorgt, dass ordentlich Spannung aufkommt.
- ZDF / Johan Voets
Prostitution ist nur eines der gesellschaftskritischen Themen, das «The Team» anpackt. Leider wirft die Serie mit Problemen nur so um sich und wirkt damit phasenweise überfrachtet.
Derb und spannend ist es aber auch an anderen Stellen: Ob Waterboarding betrieben wird oder, ob Finger abgehackt werden und man in Augen schießt, ein intensives Erlebnis ist die Serie fast durchweg. In manchen Sekunden muss man sich jedoch leider Sorgen machen, dass gerade der Shark gejumped wird. Nein, das passiert nicht. Wenn sich aber sinnentleert von Brücken abgeseilt wird oder die Ermittlerin einen Schuss in den Bauch bekommt und am nächsten Tag ihre Arbeit wieder aufnimmt, kommen zumindest Zweifel auf.
Was aber ist eigentlich das Kernthema der Serie? So recht lässt sich das nicht festmachen. Zu viele Kriegsschauplätze werden eröffnet, zu wenig wird zusammengeführt. Ob Prostitution, Steuerbetrug, Menschenhandel, Sexualität, Ehe, Korruption, Drogen oder Gewalt, alle diese Themen werden behandelt, oft sogar in mehr als einer Storyline. In ihrer Komplexität allerdings entwickelt sich die Geschichte eben doch sehr stark. Zum Konsum nebenher ist die Serie ob der vielschichtigen Handlung eher nichts.
Und was machen die Deutschen?
Stellt sich eine weitere Frage: Was haben eigentlich die Deutschen daraus gemacht? Leider muss hier konstatiert werden: Nicht besonders viel. Acht Episoden sind es in der Originalversion, für den hiesigen Markt hat man die Produktion zu vier Folgen zusammengefasst. Inhaltlich geht durch diese Entscheidung nichts verloren, dramaturgisch aber fällt das erneute Intro als "Störer" oder bewusster Bruch weg. Wirklich sinnig erscheint dieser Schritt daher nicht. Die Cliffhanger zwischendurch, die so aber verloren gehen, machen sich deutlich bemerkbar. Die Handlungen wirken nach einer Folge der Originalversion deutlich geschlossener. Wirklich schlimm ist die Entscheidung zwar nicht, wirklich nachvollziehbar aber ebenso wenig. Deutlich schwerer wiegen hier schon die Entscheidungen, die im Falle der Synchronisierung getroffen worden sind. Als internationale Koproduktion sind in der Originalversion diverse Sprachen zu hören, hauptsächlich natürlich Flämisch, Dänisch und Deutsch, in der gemeinsamen Kommunikation wird in der Regel Englisch gesprochen. Hier hätte man in der Synchronfassung ohne Probleme die englischen Parts ins Deutsche übersetzen und den Rest im Original belassen können. So allerdings geht viel der Authentizität verloren, die gerade durch die unterschiedlichen Sprachen entsteht.
Immerhin aber können die Zuschauer die Folgen in Originalversion schon seit einiger Zeit abrufen (siehe untenstehender Link). Die deutsche Variante folgt in der ZDF-Mediathek dann jeweils nach Ausstrahlung, wer also jetzt schon Binge-Watching machen möchte, hat ohnehin keine Wahl. Zunächst einmal ist das ein lobenswerter Schritt vom öffentlich-rechtlichen Programm, der erst auf den zweiten Blick kritikwürdig ist: Damit nämlich auch die letzte Folge verfügbar gemacht wurde, musste es zunächst 25.000 Interaktionen bei Twitter unter dem Hashtag #TheTeam geben. Warum allerdings eine solche Art von öffentlich-rechtlichem Clickbaiting nötig ist, weiß wohl nur der Sender selbst. In jedem Fall ergibt sich so der Eindruck, dass man beim ZDF nicht auf die alleinige Zugkraft der Produktion vertraut.
Schaut man sich die Ermittlerteams im internationalen Vergleich an, so fällt keines wirklich ab. Sollte man eins finden, das etwas schwächer agiert, so müsste man wohl das deutsche Team nennen. Wirklich auffällig ist dieser Aspekt aber kaum, insgesamt nämlich spielen sich alle Teams grandios die Bälle zu. Zwei Storylines jedoch sind zumindest nicht ganz so gelungen: Zum einen die Erzählung um die deutsche Assistentin Natascha Stark, die etwas zu offensichtlich daherkommt. Außerdem erwähnenswert ist die Geschichte um die deutsche Ermittlerin Jackie Müller und ihr dänisches Pendant Harald Bjørn. Deren amouröses Verhältnis der Vergangenheit riecht man meilenweit gegen den Wind.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass es vor allem bildästhetisch wenig zu meckern gibt. Die eine oder andere kleinere Schwäche in der Story macht der starke Cast locker wett, etwas rätselhaft bleibt, was das ZDF mit seinen Entscheidungen genau beabsichtigt hat. Wenn man aber ohnehin den Schritt in die Mediathek geht (oder gegangen ist), dann wird man sich bei «The Team» gleich doppelt wohlfühlen: Einerseits, weil eine gelungene und spannende Serie eingeschaltet wurde und andererseits, weil das Original noch einiges mehr an Flair transportiert, als die linear ausgestrahlte Variante.
«The Team» ist ab 8. März jeweils am Sonntag ab 22 Uhr im ZDF zu sehen. In der ZDF-Mediathek sind schon jetzt alle Folgen in Originalversion verfügbar.
Es gibt 2 Kommentare zum Artikel
07.03.2015 15:15 Uhr 1
09.03.2015 09:39 Uhr 2