Eine klare Linie vorgegeben haben am Donnerstag bei der Präsentation der Quartalszahlen der RTL Gruppe die CEOs Anke Schäferkordt (Foto) und Guillaume de Posch. Nach neuen Rekordzahlen in Deutschland soll künftig massiv ins Programm investiert werden. Die Konzernführung möchte das Geld vor allem in die Produktion von identitätstiftenden Fiction-Produktionen stecken. Dabei will man auch auf die Karte Risiko setzen. Wie Schäferkordt erklärte, könne nur durch Experimentieren und die Bereitschaft zu Risiko der nächste große Hit entstehen.
Vorzeigeprojekt war einmal mehr «Deutschland `83», das schon Monate vor der Erstausstrahlung (sie ist für Herbst geplant) für Schlagzeilen sorgt. Unter anderem wurde das Format bereits an einen kleinen Sender in den USA verkauft, was nachwievor als Art Ritterschlag gilt. Auch künftig sollen Serien schneller international verwertet werden – hier will Schäferkordt eine engere Verzahnung innerhalb der RTL-Gruppe.
Grundsätzlich habe man bei RTL neben der Primetime auch die Daytime im Auge. Dort zeigen die Kölner derzeit – aus der Not heraus – drei Stunden «Verdachtsfälle» am Stück. Schäferkordt kündigte Tests für die kommenden Monate an. Bei VOX soll der Fokus verstärkt auf der Stärkung der Primetime liegen.
Rainer Esser, Geschäftsführer des Zeit-Verlags, sieht derweil schwere Zeiten auf RTL zukommen. Er selbst verkündete für sein Geschäft ein Umsatzplus von rund acht Prozent. Im der Zeitschrift Horizont prophezeite er hingegen, dass RTL in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen in den nächsten fünf Jahre um mindestens 50 Prozent einbrechen werde. Die Werbeerlöse würden allein schon deshalb dramatisch sinken, weil jeder Zuschauer in einer Pause inzwischen zu seinem Smartphone greife, sagte er Zeitungs-Macher nicht ganz uneigennützig.