Und dennoch: Das Image des Loser-Pokals ist auch die Europa League nicht losgeworden. Wie denn auch? Vor allem in der langen Gruppenphase mit 64(!) teilnehmenden Teams winken für die Bundesligisten Reisen irgendwo ins Nirgendwo, wo dann gerne mal vor 10.000 Leuten gekickt wird. Die Zuschauerzahl ist dabei unabhängig von der Kapazitätsgrenze des Stadions. Gegner wie der FC Krasnodar oder die Mannschaft aus Limassol hat hierzulande kaum jemand auf dem Schirm – und dennoch sind sie mitunter zur besten Sendezeit im deutschen Fernsehen zu sehen. Gefühlt also steht die Liga nach wie vor im Schatten des übermächtigen Bruders Champions League. Auf dem Papier ist das nicht so. Siege bringen den Ligen in der wichtigen Fünf-Jahres-Wertung, die darüber entscheidet, wie viele internationale Startplätze eine Nation erhält, genauso viele Punkte wie in der Königsklasse.
Wie in vielen anderen europäischen Ländern auch ist der Wettbewerb hierzulande längst nicht mehr bei einem großen Sender zu sehen. Noch bis Sommer hält kabel eins die TV-Rechte an den Spielern. Dem Vernehmen nach hätte die ProSiebenSat.1-Gruppe auch danach gerne noch weitergemacht, wurde aber etwas überraschend von Sport1 überboten. So wechseln die Spiele ab August also ihre Heimat und bekommen mit Laura Wontorra auch eine neue Frontfrau für die Übertragungen.
Bei kabel eins wird man das mit gemischten Gefühlen sehen: Insgesamt bescherte der rollende Ball dem Sender nämlich durchaus starke Quoten. Selbst die Halbzeit in der bisherigen Saison mit den wenigsten Zuschauern (Wolfsburg – Krasnodar) erreichte mit 1,65 Millionen Menschen überdurchschnittliche 5,1 Prozent Marktanteil. Eben jene 45 Minuten, zu sehen im November 2014, kamen bei den 14- bis 49-Jährigen aber nur auf schwache 4,5 Prozent. Unterdurchschnittlich bei den 14- bis 49-Jährigen liefen auch die ersten Halbzeiten der Wolfsburger bei den Spielen in Lille und erstaunlicherweise auch beim renommierten englischen Klub aus Everton.
Spitzenreiter der Europa-League-Übertragungen in dieser Saison ist die zweite Halbzeit der Gladbacher Fohlen gegen Villareal im Februar: 9,5 Prozent Marktanteil wurden in der Zielgruppe generiert. Die beste Reichweite fuhr kabel eins derweil im vergangenen Jahr ein, als man die zweiten 45 Minuten der Wolfsburger in Lissabon zeigte: 2,86 Millionen Zuschauer führten hier zu einem Marktanteil in Höhe von 12,5 Prozent.
Somit war man nicht weit vom Finale des Vorjahres entfernt, das erst im Elfmeterschießen entschieden wurde. Obwohl keine deutsche Mannschaft daran teilnahm, generierte kabel eins damals 2,95 Millionen Zuschauer und die besten Quoten der Saison 13/14: 18,1 Prozent insgesamt, 19,1 Prozent bei den Umworbenen. Ansonsten lief die zurückliegende Spielzeit für kabel eins etwas besser: Freiburg schaffte zwei Mal Werte oberhalb der 10-Prozent-Marke, die Eintracht aus Frankfurt bescherte dem Privatsender in ihrer zuschauertechnisch besten Halbzeit 9,9 Prozent Marktanteil.
Die Europa League im TV
kabel eins berichtet ab 18.45 Uhr live aus Wolfsburg. Moderator der «ran»-Sendung ist Matthias Killing. Die 90 Minuten werden von Holger Pfandt kommentiert. Nach ersten Einschätzungen verabschiedet sich das Team ab 21.15 Uhr, kabel eins sendet dann einen Spielfilm. Alle Highlights gibt es ab 23.10 Uhr zu sehen, wenn auch die späten Spiele (Anstoß 21.05 Uhr) des Viertelfinals beendet sind.Sky sendet schon ab 18.30 Uhr aus seinem Fußball-Studio in Ismaning. Moderatoren sind Jessica Kastrop und Thomas Wagner. In Wolfsburg kommentiert Toni Tomic. Der Bezahlsender bietet zudem auch eine Konferenz mit den anderen Spielen an.
Wichtig wären Wolfsburger Siege übrigens auch für die UEFA-Wertung der Nationen. Italien hat derzeit noch sechs Vereine im internationalen Geschäft, einen in der Champions League und fünf in der Europa League. Dort sammeln sie mit jedem Sieg Punkte und holen gegenüber der Bundesliga auf. Deutschland hat nach dem Schalke-Aus in der Königsklasse noch vier Vertreter im Rennen.
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