First Look

Last Man Standing

von

Der letzte Mensch auf der Welt kann tun und lassen, was er will. Wie das aussieht, zeigt FOX in seiner neuen Comedy-Serie «The Last Man on Earth».

Cast & Crew

  • Produktion: 20th Century Fox Television, Lord Miller Productions und The Si Fi Company
  • Schöpfer: Will Forte
  • Darsteller: Will Forte, Kristen Schaal und January Jones
  • Executive Producer: Will Forte, Phil Lord, Christopher Miller und Seth Cohen
Arizona, 2021: Phil Miller ist der letzte Mann auf Erden. Seit ein Virus 2019 den gesamten Rest der Weltbevölkerung dahingerafft hat, ist er keiner Menschenseele begegnet. Das letzte Jahr hat er damit verbracht, mit seinem Bus durch das menschenleere Nordamerika zu fahren. Überall hat er getan und gelassen, was er wollte – es war schließlich niemand da, um ihn daran zu hindern.

Nach seiner Cross-Country-Tour, in der er nur menschenleere Städte und unbewohnte Prärie gesehen hat, zieht es ihn in ein schickes Anwesen in Tucson, das er mit allerhand unbezahlbaren Gegenständen einrichtet, die er sich landauf landab zusammengeklaut hat: Dem Baseball-Schläger von Babe Ruth. Einem Dinosaurierschädel. Originalgemälden von Vincent van Gogh. Dem Originaldokument der amerikanischen Verfassung, das er als Serviette benutzt.

Ein Szenario, das Traum und Alptraum zugleich ist. Traum, weil man die sonderbarsten, abstoßendsten, verwerflichsten, unmöglichsten und sozial inakzeptabelsten Dinge tun kann, die man tief in seinem Inneren immer schon tun wollte (Mit dem Pick-up direkt in die Ladeneinfahrt rödeln. In den schicksten Villen wohnen. Das gesamte Eigentum der Welt besitzen). Und Alptraum, weil es keine Menschen mehr gibt.

Auch wenn Phil anfangs noch über «Castaway» gelacht hat, dauert es nicht lange, bis er sich selbst einen Wilson bastelt. Im Gegensatz zu Tom Hanks zimmert sich gleich eine ganze Clique. Er verliert den Verstand, vegetiert unter verdammt ekligen hygienischen Bedingungen (meistens mindestens angesäuselt) in den Tag hinein – und beschließt, seinem kümmerlichen Leben als Last Man Standing des Planeten ein Ende zu bereiten.

Doch bevor es ihm gelingt, sich zu entleiben, trifft der letzte Mann auf der Welt auf die (vermutlich) einzige Frau, die die Apokalypse überstanden hat. Carol heißt sie und ist ziemlich schräg drauf. Und obwohl er sich schon seit längerem nach, hüstel, weiblichen Bekanntschaften sehnt, trifft sie nicht unbedingt seinen Geschmack.

Sein Lebenswandel mag sie abstoßen und doch will sie ihrer Pflicht nachkommen: Die letzten Menschen der Welt müssen den Planeten neu bevölkern. Er will davon nichts wissen, schließlich geht ihm ihre Beharrlichkeit auf die überflüssig gewordenen alten gesellschaftlichen Normen (zum Beispiel Halten am Stoppschild) schnell so auf den Keks, dass er den Kontakt zu ihr auf ein Minimum reduzieren will. Doch da hat er die Rechnung freilich ohne Carol gemacht.

Die Idee hinter «Last Man on Earth» klingt sicherlich gewagt und innovativ. Wenig verwunderlich also, dass Schöpfer und Hauptdarsteller Will Forte bei der Entwicklung ursprünglich Kabelsender und (S)VOD-Anbieter im Kopf hatte. Stattdessen hat FOX zugeschlagen und programmiert die Serie sonntags in sein Animation-Domination-Line-up. Da, wo schräger Humor seit langem eine Heimat hat.

Sicherlich waren die Situationen, in denen die letzten beiden Menschen auf der Erde in den bisherigen Folgen konfrontiert gewesen sind, relativ erwartbar. Und doch mag man das der Serie nicht negativ ankreiden. Das liegt primär daran, dass sich Will Forte in der Hauptrolle den schnellen, schnöden Gags verweigert und in der ersten Episode, die bis auf den Schluss ohne jegliche zwischenmenschliche Interaktion auskommen muss, eine große emotionale Bandbreite darstellen kann.

Auch wenn sich «Last Man on Earth» einer psychologischen Betrachtung der ziemlich grotesken und sonderbaren Situation seiner Hauptcharaktere nicht verschließt und einige gut platzierte Anspielungen auf vergleichbare Motive aus der Literatur für die aufmerksamen Zuschauer auftauchen, beziehen die Gags ihre Substanz eher aus simpleren Grundlagen: Phil Miller degeneriert ohne funktionierendes Abwassersystem schnell zu einem Messie, den selbst RTL II seinen Zuschauern nicht zumuten würde, während sein weiblicher Gegenpart, die adrett-korrekt-schräge Carol auch unter den widrigsten Umständen die alte Ordnung aufrechterhalten will. Und obwohl das kreative Luft nach oben verspüren lassen mag, ist das Resultat erstaunlich amüsant.

Bleibt natürlich die Frage, wie lange das trägt. Irgendwann ist Phil Miller oft genug mit dem SUV durch Frontscheiben von Supermärkten gebrettert, irgendwann hat er sich oft genug an unersetzlichen Dokumenten der Menschheitsgeschichte die verrotzte Nase abgewischt. Dann wird man freilich mehr Kapital aus der Adam-und-Eva-Geschichte schlagen müssen – oder die letzten Menschen der Welt tun es ihren Artgenossen gleich und verschwinden auf Nimmerwiedersehen. Zu wünschen wäre es ihnen nach einem First Look aber nicht.

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