Cast und Crew
- Regie: Andreas Linke
- Darsteller: Matthias Koeberlin, Nora von Waldstätten, Maria Simon, Simon Hatzl, Hary Prinz, Inez Bjorg David, Tatjana Alexander, Thomas Mraz
- Drehbuch: Christoph Silber, Thorsten Wettcke
- Kamera: Jo Militoris
- Szenenbild: Christine Egger
- Schnitt: Julia Oehring
- Musik: Chris Bremus
In ihrem zweiten gemeinsamen Fall werden die österreichische Kommissarin Hanna Zeiler und ihr deutscher Kollege Micha Oberländer zu einem Ort gerufen, der Oberländer all zu bekannt ist: Es ist ein Forsthaus, in dem er einen nicht unerheblichen Teil seiner Jugend verbrachte. Schließlich war er einst mit der Försterstochter Verena liiert. Als die beiden Kommissare in der Hütte eintreffen, ist Oberländer entsprechend schockiert: Das Haus ist von oben bis unten mit Blut beschmiert, der Förster liegt halbtot und mit Schaum vorm Mund in seinem Schlafzimmer. Und um den Schrecken abzurunden: In des Försters Nähe befinden sich ein abgehackter Arm sowie 100.000 Euro in bar …
Das Ermittlerduo, das deren Darsteller Matthias Koeberlin und Nora von Waldstätten schon in der Premierenfolge dieser neuen Reihe schauspielerisch wenig abverlangte, wächst auch im zweiten Einsatz nicht über sich hinaus. Die am Reißbrett entworfene Gegenüberstellung einer verschlossenen, kühlen Person einerseits und einer offenen, nahbaren andererseits, ist zwar genügend ausgearbeitet, um keine grassierende Langeweile aufkommen zu lassen – jedoch sind die zentralen Charaktere zu blank, um für fesselnde Krimiunterhaltung zu sorgen.
Daran ändert sich auch nichts, sobald aufgrund des zentralen Mordfalls die Vergangenheit des Kommissars Oberländer ins Scheinwerferlicht gerät. Denn die Erkenntnisse, die der Zuschauer aus der Begegnung mit Menschen aus Oberländers Jugendjahren gewinnt, beschränken sich weitestgehend darauf, dass niemand seiner alten Bekannten je gedacht hätte, dass aus ihm ein Polizist wird. Statt auf diesen Bemerkungen aufzubauen, wiederholt das Skript sie mehrmals, so lange, bis man sie nicht mehr hören kann.
Gewiss, ein wenig wird noch in Oberländers Familiengeschichte gekramt, allerdings gelingt es diesem Subplot nicht, dem Neunzigminüter einen nennenswerten Stempel aufzudrücken. Dafür versteht Regisseur Andreas Linke es, diesem Fließbandkrimi mit kleinen Handgriffen eine semi-dunkle Stimmung zu verleihen. Blutige Detailaufnahmen der Nachwirkungen eines Verbrechens, beklemmende Kamerafahrten durch den Wald, schaurige Vierbeiner: Linke würzt diesen generell eher austauschbaren Fernsehfilm mit kurzen Suspensemomenten, die mehr versprechen und das Interesse des Zuschauers zu regenerieren wissen.
Das versprochne Mehr wird wohlgemerkt nie geliefert – es sei denn, man versteht das gleichermaßen forcierte wie absehbare Finale als „Mehr“. Die eingespielten Autoren Christoph Silber und Thorsten Wettcke, die sich beim Hamburger «Tatort» zu behaupten wussten, scheinen hier in ein öffentlich-rechtliches Korsett an Anforderungen gezwängt: Formelhafte Dramaturgie, garniert mit Subplots, die unmittelbare Spannung und den Anschein politischer Relevanz wahren sollen. Doch es bräuchte keine international agierende Giftmüllmafia und auch keine ständigen Wiederholungen bereits deutlich etablierter Figureneigenschaften und Plotmechanismen. Mit den richtigen Beteiligten vor und hinter der Kamera – und beides ist hier gegeben – lässt sich das öffentlich-rechtliche Publikum auch werktags zur besten Sendezeit gern von Ware fesseln, die sich etwas traut. Egal, ob nun mehr Spaß, mehr Dramatik oder mehr Atmosphäre. «Die Toten vom Bodensee – Familiengeheimnis» aber ist nichts Halbes und nichts Ganzes – und somit nur ein Berieselungskrimi. Wenngleich wenigstens einer, der nicht negativ auffällt.
«Die Toten vom Bodensee – Familiengeheimnis» ist am 16. März 2015 ab 20.15 Uhr im ZDF zu sehen.