Filmfacts «Shaun das Schaf – Der Film»
- Regie und Drehbuch: Richard Starzak, Mark Burton
- Produktion: Paul Kewley, Julie Lockhart
- Musik: Ilan Eshkeri
- Kamera: Charles Copping, Dave Alex Riddett
- Schnitt: Sim Evan-Jones
- Laufzeit: 85 Minuten
- FSK: ab 0 Jahren
Auf der einen Seite halten groteske, finstere Stopptrickwelten wie jene aus «Nightmare before Christmas», «Coraline» und «Corpse Bride» diese cineastische Erscheinungsform am Leben, auf der anderen Seite aber gibt es freundlichere Produktionen wie «Rudolph mit der roten Nase» oder die gesittet-verschrobenen «Wallace & Gromit»-Geschichten. In einem der Kurzfilme über das außergewöhnliche Hund-und-Herrchen-Gespann aus dem Hause Aardman Animation trat auch erstmals das knuffige Schaf Shaun auf, welches seit 2007 weltweit mit einer eigenen Serie die Herzen von Kindern, Junggebliebenen und Trickbegeisterten erobert. Nach 130 offiziellen Kurzepisoden von maximal sieben Minuten Laufzeit erhält das Blöktier nun seinen eigenen Kino-Langfilm. Und auch wenn voreingenommene Seelen «Shaun das Schaf – Der Film» voreilig als reinen Kinderkram abtun werden, beweist die britisch-französische Koproduktion gleich mehrere Dinge auf einmal: Kino-Trickfilme müssen auch im Jahr 2015 nicht zappelig sein. Die Kinoversion einer im Kinderfernsehen versendeten Serie kann auch Erwachsenen herzlichen Spaß bereiten. Und: Dialoge sind überbewertet!
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Das 85-minütige Abenteuer der liebenswerten Knettierchen ist eine hinreißende Rarität in der modernen Filmlandschaft, und darüber hinaus ein mühelos funktionierendes Paradoxon: Ständig passiert etwas, es gibt also praktisch gar keinen narrativen Leerlauf, und trotzdem wirkt «Shaun das Schaf – Der Film» nicht einmal im Ansatz hektisch oder sprunghaft. Es ist ein gemütliches Sehvergnügen, das Burton und Starzak hier mit ihren grundsympathischen Figuren erschaffen, und dennoch vergeht bei dieser Parade an witzigen Ideen die Zeit wie im Fluge. Wie man dieses Aufeinanderprallen von Erzähltempo und Filmwirkung nennen soll, darf nun jeder für sich selbst entscheiden. Wie wäre es mit 'flinkem Flanieren'?
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Entscheidender als die Hintergründe sind aber noch immer die Figuren, und die haben nichts von ihrem Charme und ihrer Ausdrucksstäre verloren. Egal, ob in Slapstickszenen oder in Passagen, die durch eine gewinnende Mischung aus Einfallsreichtum und Niedlichkeit das Publikum für sich einnehmen: Stets lauert ein weiterer perfekt getimter Lacher, ein goldiger Schmunzler oder eine lustig-clevere Popkulturreferenz um die Ecke. Neben den bekannten Serienhelden sorgen im Film auch ein an ALF erinnernder Hund und ein wahnwitziger Tierfänger dafür, dass die Lachmuskeln keine Ruhepause erhalten – sofern man als Zuschauer denn die Geduld für ein dialogfreies, actionarmes Stopptickabenteuer aufbringt. Verbissene Zyniker und (Möchtegern-)Pubertierende, die alles, was familienfreundlich ist, direkt als dumm und öde abtun, werden an «Shaun das Schaf – Der Film» nämlich wenig überraschend keinen Gefallen finden.
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Fazit: Liebenswert, supersüß und saukomisch, ähhh, schafkomisch! Shaun macht es sich nun auf der großen Leinwand bequem und beschert seinen großen und kleinen Fans ein erfrischendes, gewitztes Abenteuer, das gerne fortgesetzt werden darf.
«Shaun das Schaf – Der Film» ist ab dem 19. März 2015 in vielen deutschen Kinos zu sehen.